Rote Fäden in der Apokalypse
Aber bei all dem Spiel lässt einen die Regie nicht allein in der Wildnis, denn die Story bleibt intensiv spürbar: So entsteht neben dem undurchsichtigen Verhältnis von Sam zu seiner Schwester, die ihm weiter als Lady in Red holografisch begegnet, ein zusätzlicher, überaus interessanter Erzählstrang mit Deadman und BB, über das man sich ja an einen mysteriösen Unbekannten erinnert. Und es kommen weitere hinzu: Mit Fragile, klasse gespielt von Léa Seydoux, trifft Sam immer wieder auf eine Frau, die man nicht sofort durchschauen kann.
Sie führte quasi die Konkurrenz von Bridges, ein anderes Frachtunternehmen, das scheinbar skrupellos mit Terroristen paktierte. Die werden wiederum von einem dämonisch inszenierten Antagonisten angeführt, der Sam des Öfteren vor Probleme stellen wird. Es gibt klasse Wendungen und dramatische Zuspitzungen, die einen so richtig an den Bildschirm fesseln, weil sie eben ausgespielt werden wie in einem klassischen Metal Gear.
Hideo Kojima verwebt all diese Erzählstränge auf filmreife Art mit dem Schicksal der Welt. Zu den wenigen Schwächen dieses Abenteuer gehört, dass man selbst keine Dialoge führen, also nichts entscheiden kann wie in einem Rollenspiel – gerade zu Beginn fühlt man sich wie ein trotziger Befehlsempfänger. Aber nicht nur auf erzählerischer Ebene ist eine Entwicklung im Charakter von Sam spürbar, der ja immer mehr Leuten hilft, sich über ihr Glück freut und so seine Einstellung hinterfragt.
Sichtbare Vernetzung der Welt
Besonders faszinierend ist zudem die spürbare Vernetzung und sichtbare Entwicklung der Spielwelt – selbst andere Boten sind irgendwann wieder zu sehen, sie grüßen einen und haben manchmal ein Geschenk parat. Je besser Sam die in drei große Gebiete (Osten, Mitte, Westen) unterteilte Welt vernetzt, desto mehr Möglichkeiten bekommt er. Zum einen kann er nur in an die UCA angeschlossenen Gebieten selber bauen oder auf die Konstruktionen anderer zugreifen.
Zum anderen lohnt sich mehrfache Fracht für eine Station: Je nachdem, wer bestimmte Dinge herstellt, werden sie nämlich in weiteren Stufen verbessert – falls man diese Station denn weiter mit Waren beliefert. Ihr wollt das Gewehr Stufe 2 oder 3? Dann erledigt Aufträge für denselben Handwerker! Das sind keine neutralen Bots, sondern sie alle haben einen eigenen Charakter, eine eigene Geschichte.
Stimmt sicher alles, ja.
Bei Horizon hat es mich halt leider öfter rausgerissen...
Ansonsten vermute ich mal, dass Kojima und die die ihm von Konami gefolgt sind, auch mehr Erfahrung haben, weil MGS immer sehr Story/Cutscene lastig war.
Edit:
Auch sollte man vielleicht noch bedenken, dass DeathStranding mehr als zweieinhalb Jahre später erschien und Guerilla Kojima im Umgang mit der Engine unterstützt haben. Da wird man auch einfach auf gemachten Erfahrungen aufgebaut haben.
Ein Nekromant!
Danke für deine Meinung, schon ein geiles und verwirrendes Spiel.
Diese Atmosphäre im white out auf dem Berg war extrem geil und auch die Szenen wo plötzlich Musik spielt, Gänsehaut. Und die Optik der Actor Capturing war der Wahnsinn.
Ich hab das Spiel jetzt auch durch und es hat mir durchaus überraschend gut gefallen.
Ich bin kein Kojima Fan und auch in dem Spiel ist vereinzelt ziemlicher Quark drinnen, aber die Geschichte weiß schon zu unterhalten und zu fesseln. Die Inszenierung ist grandios, jede Route durch die Landschaft mit plötzlich einsetzender Musik ein Genuss.
Die fetten Kämpfe gegen diese Monster-BTs sind sehr wuchtig inszeniert. Hat mich richtig begeistert, wie dynamisch die teilweise in der Landschaft entstehen.
Die Schauspieler*innen machen großteils einen guten Job (im Uncanny Valley war ich auch am meisten bei Mama^^), die Dialoge fühlen sich natürlich an.
Die Landschaft ist sehr schön. Teilweise waren mir zu viele Felsen und zerklüftete Gesteine drinnen. Ist natürlich ein Gameplay-Element (Stolpern...), aber da haken dann auch die Fahrzeuge oft seltsam fest. Und optisch sieht das nicht so natürlich aus. Etwas repetitiv wurde die gesamte Welt auf Dauer schon.
Größte Überraschung ist sicher das Gameplay. Wie da immer neue Aspekte dazukommen und man eine Progression und zunehmende Stärke verspürt, hätte ich bei so einer Thematik wirklich nicht erwartet.
Wie geil ist denn bitte das Zippen entlang dieser Seilstränge?
Da nervt es dann doch sehr, wenn einem vieles davon aus Storygründen später wieder weggenommen wird (bzw. der Einsatz nicht möglich ist).
Trotz dieser Vielfalt im Gameplay habe ich es auf Dauer immer weniger genossen, die Pakete auszuliefern (zu Beginn habe ich die Nebenmissionen noch gemacht, später nur das Nötigste). Es war mir dann doch zu eintönig.
Gehalten hat mich dann wirklich die Geschichte.
Die hat auf jeden Fall Schwächen. Warum man den "wichtigsten Mensch der Welt" zunächst mal zu Fuß losschickt, ist hier wie vieles andere wohl unter "Videospiellogik" zusammen zu fassen.
Generell stört es mich auch, dass immer wieder über die Neuvernetzung der Welt gesprochen wird und es eigentlich nur um die USA geht. Von den Amis ist man diese egozentrische Sicht durchaus...
Ich habs gestern beendet. Nur das Nötigste gemacht und auf sehr einfach gespielt. Die Story, die Welt, die Atmosphäre war Kojima typisch sehr gut. Die Schauspieler auch echt gut, obwohl ich ein paar Mal ziemlich im uncanny valley war, gerade bei Mama. Aber auch da sehr hochwertig für einen PS4 Port.
Mit dem Gameplay konnte ich leider nicht viel anfangen und habs deswegen gerusht, vor allem Kapitel 3 und 7 haben mich genervt. Und natürlich Episode 10...uff.
Aber am Ende fand ich es trotzdem ein klasse Kojima Spiel.
Noch einige Fragen zum Ende:
2. Ich dachte lange, dass BB Sam selbst ist, aber am Ende dachte ich dann, dass Sam zwar ein BB war aus dem man was anderes gemacht hat, aber Lou dann einfach nur ein anderes BB war und die Flashbacks beim verbinden mit Lou, waren die von Sam selbst. Passt das so?
3. WTF is denn ne EE? Ein von Gott gesandtes Wesen? Gab es damals auch ne Dino EE? Apropos Dino, woher hatten sie die Farbfotos eines Dinos mit dieser Nabelschnur?
Hab das alles mit Typisch Kojima abgetan.