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Deponia (Adventure) – Deponia

Deponia wurde mit Vorschusslorbeeren geradezu überhäuft. Kein Wunder, denn Harvey aus gleichem Hause wurde unser PC-Spiel des Jahres 2011. Jetzt ist das poetisch angehauchte Comic-Adventure erschienen, das von einem Helden auf einem Schrottplatz erzählt. Kann das Point&Click überzeugen oder offenbart es auf längere Sicht Schwächen?  

© Daedalic Entertainment / Daedalic Entertainment

Probieren oder überspringen

                              

Die Minispiele sorgen für Abwechslung im Suchalltag. Wer sie nicht mag, kann sie überspringen.
Die Minispiele sorgen für Abwechslung im Suchalltag. Wer sie nicht mag, kann sie überspringen. © 4P/Screenshot

Neben den etwas überstrapazierten „Einkaufszetteln“  ist auch mal das eine oder andere Minispiel zu lösen: So muss etwa die Kanone kalibriert werden, wofür es einen urigen Zielapparat gibt, bei dem man die richtigen Hebel drücken muss. Das wird dadurch erschwert, dass zwei Richtungen gesperrt sind.  Hört sich komplexer an, als es schließlich ist: Ein wenig rumprobieren, ein paar Neustarts und man hat das Ziel eingestellt. Die nicht all zu schweren Logikaufgaben sind dennoch eine willkommene Abwechslung zu den häufigen Inventaraufgaben. Wer diese Minigames nicht mag, kann sie übrigens per Knopfdruck überspringen.

Überhaupt verlangen die Rätsel nicht zu viel Um-die-Ecke-denken, da sie meist logisch und lösbar bleiben. Außerdem werden sie nicht künstlich geschreckt: Es kommt nicht vor, dass man 50 Sachen von 40 Leuten besorgen muss, die dann auch noch alle was erledigt haben wollen. Obwohl der feste Schwierigkeitsgrad im Laufe der Zeit ansteigt, bleiben Figuren als auch Aufgaben überschaubar, ohne zu leicht zu sein. So trifft das Adventure fast immer den angenehm schmalen Grat zwischen Rätselspaß und Frust. Lediglich beim Sprengen ist etwa der Sprung vom Hinweis zur Lösung nicht so klar, weil dieser unlogisch ist – solche Hänger sind jedoch selten.                      

Hinweise zum Hören  

Nach dem Erstkontakt entspinnt sich meist ein ergiebiges Gespräch.
Nach dem Erstkontakt entspinnt sich meist ein ergiebiges Gespräch. © 4P/Screenshot

Immer wieder muss man sich mit schrägen Leuten unterhalten, die manchen guten Tipp parat haben. Die Gespräche, bei denen man die Frage auswählen kann, sind eher Nachfragen als wirkliches Zwiegespräch, da man mal wieder inquisitorisch alles abhaken muss. Leider wird bereits Gefragtes nicht aus der nicht gerade übersichtlichen Liste gestrichen, so dass man manchmal nicht weiß, was noch offen ist. Eine echte Wahl besteht ohnehin nicht: Was man fragt, tut leider wenig zur Sache, da es keinen Unterschied macht. Es gibt keine Dialogrätsel und oder gar keine alternative Spielverläufe, auch wenn man an einer Stelle vielleicht das falsche Werkzeug dabei hat.

Alle Dialoge sind auf Deutsch vertont und können sich hören lassen. Nur ganz wenige Stimmen erinnern an den Hamburger Fischmarkt, was aber zum Glück nur für Neben- und nicht für die Hauptcharaktere gilt. So klingt der Sprengmeister eher nach Schlepper-Kapitän als Höhlentier, obgleich auf dem Planeten Deponia weit und breit kein Meer zu sehen ist. Unterm Strich sind die Dialoge qualitativ nicht besser oder schlechter als im Genre üblich, aber sie sind deutlich witziger. Eine Besonderheit ist übrigens eine Art deutscher Bänkelsang, in welchem der Held und seine Taten besungen werden, der leider nur zwischen den Kapiteln vorkommt.     

Humor in vielen Facetten

Überall seltsame Typen und Einfälle: Nanu, die tragen aber komische Hüte, die man sich merken sollte.
Überall seltsame Typen und Einfälle: Nanu, die tragen aber komische Hüte, die man sich merken sollte. © 4P/Screenshot

Deponia hat einen großen Vorteil gegenüber vergleichbaren Abenteuern: Es ist wirklich witzig. Die allermeiste Zeit schmunzelt man über gelungenen Humor, der sich aus abgefahrenen Ideen, durchgeknallten Typen oder vielen Seitenhieben speist. Allein die Vehemenz, mit der Rufus seiner Idee nachgeht, ist schon amüsant. Trotz ständiger Nackenschläge hört er einfach nicht auf, ans Gute zu glauben, was ihn sehr sympathisch macht. Dafür bekommt er natürlich sein Fett ab, auch wenn Deponia eine Ecke harmloser als Edna ist.

Diese feinen Geschichten am Rande sind sogar unterhaltsamer als die große Story, die sich grob um Goals Rückkehr nach Elysium dreht. Diese beginnt zwar ganz interessant, schleppt sich im Mittelteil etwas dahin und man fragt sich, wann es endlich weitergeht. Zudem muss man immer wieder in einem Kaff umherlaufen, das man schon auswendig kennt. Allerdings bewegt sich diese Kritik auf hohem Niveau, da andere Spiele das weit schlechter hinkriegen. Einzig eine Schnellreisefunktion wäre sinnvoll gewesen, mit der man auf einen Schlag am gewünschten Ort ist.

  1. AIex hat geschrieben:Naja wer gibt soviel aus dafür, gibts auch woanders für 2 € komplett
    Inklusive Gone Home, Xenonauts, Planetary Annihilation, Skullgirls, Q.U.B.E.: Director's Cut und Sir, You Are Being Hunted?
    Zeig mal.

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