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Dino Dini’s Kick Off (Sport) – Fußball zum Abgewöhnen

Was haben wir uns damals auf dem C-64 und später Amiga 500 die Bude eingeschossen! Das 1989 veröffentlichte Kick Off sowie dessen Nachfolger Kick Off2 und Goal sind Klassiker der virtuellen Fußballspiele. Was sie damals ausgezeichnet hat, erfahrt ihr in unserem Rückblick. Aber wie gut ist diese Art des Arcade-Kicks gealtert? Im Test geht es darum, ob Dino Dini auch über 25 Jahre nach der Premiere mit seinem Revival auf PS4 und Vita begeistern kann. Wir haben die 230 Megabyte runtergeladen und losgelegt.

© Dino Dini / Sony

Wie Kroatien vs. Portugal – nur schlimmer

Das Spiel zwischen Kroatien und Portugal bei der Europameisterschaft in Frankreich konnte man als Fußballfreund schon kaum ertragen. Aber wenn man den Ball das erste Mal bei Dino Dini’s Kick Off rollen lassen will, entstehen fast körperliche Schmerzen. Wie unwichtig 1080p sind, merkt man spätestens bei diesem Revival, das einem nach dem Anpfiff mit 50-Meter-Grätschen und Piepströten statt Fangesängen in die Steinzeit der Sportspiele katapultiert. Und diese hoffnunglos veraltete Kulisse, die von Unity inszeniert wird, ist nicht mal das Schlimmste: das schlecht gealterte Spieldesign ist der wahre Horror.

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Für knapp zehn Euro könnt ihr Dino Dini’s Kick Off für PS4 und PS Vita kaufen. Es ist ein Revival des Klassikers aus dem Jahr 1989, der für C64 und Amiga erschien. © 4P/Screenshot

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Das sage ich als jemand, der Kick Off und all seine Nachfolger auf dem C-64 sowie Amiga sehr gerne mit Kumpels gespielt hat. Zwar gehört die Reihe nicht zu meinen Favoriten wie International Soccer, Microprose oder Sensible Soccer, aber wir haben richtig Spaß damit gehabt. Das Besondere war damals: Ball und Spieler waren getrennt, fungierten als jeweils eigene physikalische Körper, so dass man sich ganz anders bewegen und passen musste als in gewöhnlichen Spielen.

Ein Fußball-Relikt aus Italien

Aber was damals eine kreative Pionierleistung war, wirkt im Zeitalter von FIFA, PES & Co wie ein hoffnungslos verwittertes Relikt, das man am besten in seinem Retrosarg ruhen lassen sollte. Ohne Vorkenntnisse fühlt sich dieser Fußball, der ja alle Stärken aus Kick Off, Kick Off 2 sowie Goal vereinen soll, wie ein chaotischer Flipper an, bei dem 22 geklonte Farbtupfer über den Platz jagen. Ja, man kann so etwas wie Ballkontrolle und kombiniertes Passspiel erreichen, man kann auch Tore mit den berühmten angeschnittenen Bällen schießen. Aber bevor so etwas wie Spielfluss aufkommt, muss man sehr viel Zeit in die exotische Steuerung investieren.

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Es sieht besser aus als Tetris auf dem GameBoy. Und es erstrahlt in 1080p. Leider gibt es auch Soundeffekte… © 4P/Screenshot

Was wäre da von großem Vorteil? Ein Training! Schließlich kann man nicht davon ausgehen, dass man seit 1989 die Steuerung intus hat. Und was bietet Dino Dini an? Einen Witz von „Practice“, das man kaum Modus nennen kann. Ohne jeglichen Hinweis auf mögliche Aktionen am Ball soll man auf dem Platz an braunen Kreisen bestimmte Aufgaben wie „Short Passes“ gegen die Zeit meistern. Das sieht nicht nur seltsam aus, das macht auch überhaupt keinen Spaß, weil man sich selbst hier alles selbst beibringen muss – schlechter kann ein Tutorial nicht sein. Es gibt nicht mal eine einblendbare Übersicht der Tastenbelegung!

Merio Gätze und Jeremy Boetang


Als alter Hase hat man den Dreh bald wieder raus, kann über X oder R1 den Ball halten, schießen oder passen und grätschen. Zieht man den Anlogstick beim Schuss zurück, gibt es sehr hohe Bälle. Aber man merkt schon: Viele gleiche Aktionen auf gleichen Tasten. Das ist natürlich Murks, weil man gerade zu Beginn zu

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Spannung im Strafraum…man kann entweder gegen die KI oder offline sowie online gegen einen Menschen spielen. © 4P/Screenshot

oft aus Versehen zu Grätschen ansetzt, die so aussehen als würde ein Rasenmäher mit Boost durch den Gegner jagen! Gelbe oder rote Karten? Gibt’s nicht. Dafür kann man dieses Furchenziehen auch als Abschluss mit Torerfolg krönen. Vor allem über die Beruhigung des Balles, also über das Halten von X oder R1 in seiner Nähe oder nach einem Zuspiel, kann man dann auch mal ein Spiel aufziehen.

Selbst wenn es flutscht, hilft es dem Spielgefühl nicht: Dieses Kick Off ist für Arcade-Spaß viel zu kompliziert angelegt und bietet absolut kein Spektakel, sondern dröge, immer gleich aussehende Szenen mit einem Hauch von Animationen. Auch die versprochene verbesserte Ballphysik oder KI ist aus heutiger Sicht nicht zu erkennen. Mal kann man den Ball eine gefühlte Stunde halten, obwohl der Gegner einen von allen Seiten beharkt, dann ist er plötzlich sofort weg. Kollisionen sowie Torabpraller wirken nie realistisch, sondern viel zu oft willkürlich. Wer will das bitte gegen einen Kumpel online spielen? Das Beste an diesem Kick sind die Spielernamen: Im EM-Modus laufen u.a. Merio Gätze, Mets Hammels und Jeremy Boetang auf.

  1. Ein Video zeigt aber nicht, dass man etliche Stunden gebraucht hat, um sich halbwegs an die Steuerung zu gewöhnen. Ich kenne niemanden, der es geschafft hätte in den ersten zehn Partien auch nur ein Tor bei Kick Off (2) zu schießen. Das ist eher das genaue Gegenteil von arcadig.
    Wer ein Fußballspiel mit einem leichten Einstieg gesucht hat, hat zu Microprose Soccer und später zu Sensible Soccer gegriffen.

  2. So sieht es aus. Auch, wenn man sagen muss, die Ballphysik und das Spielerverhalten des neuesten Fifa-Games (Fifa 2017) hat fast schon das Spielverhalten und die Ballphysik vom reinen Realismus her, Pro Evolution Soccer (bis 2014) übertroffen.
    Soll heißen: So viel "Mensch" war der Ball noch nie. Da ist so ein Spiel wie "Dino Dinis Kick Off" oldschooliger "Arcade-Fußball".

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