Wie alt ist zu alt?
Zocker älteren Jahrgangs und Spieler mit Hang zu Ausgefallenerem erinnern sich gerne an Ogre Tactics oder Final Fantasy Tactics. Immerhin haben diese Titel gewaltigen Anteil daran gehabt, das Genre des Taktik-Rollenspiels zu entwickeln und zu prägen.
Auf die Spitze getrieben wurde diese bis vor gar nicht all zu langer Zeit von vielen immer noch als „Freakgenre“ belächelte Mixtur aus Schwerter-Schach und RPG-Elementen von Nippon Ichis Disgaea. Humorvoll, mit liebenswerten Charakteren gefüllt sowie ausgestattet mit haufenweise Features, die für einen enormen Tiefgang sorgen, war dieses Kleinod ein wahr
Zugegeben: Schön oder zeitgemäß ist anders. Die Qualitäten der Disgaea-Serie waren jedoch schon immer inhaltlicher Natur. |
gewordener Traum. Und Albtraum zugleich: Denn was die Inhalte alles an Wünschen erfüllen konnten, blieb die Kulisse schuldig. Sprites, die sich mit Minimalanimationen auf dreidimensionalen Umgebungen bewegen, waren schon zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung hoffnungslos veraltet und hätten eher zur PSone gepasst – oder zum SNES, wenn man ganz böse sein möchte.
Andererseits macht es diese kaum Anforderungen stellende Grafik auch einfach, mit dem Taktik-Spektakel neue Benutzerschichten anzusprechen. Dementsprechend wurde Disgaea 1 auch auf DS und PSP veröffentlicht – und machte dort Spaß wie eh und je. Auf der PSP konnte Disgaea sogar eine höhere Wertung ernten als seinerzeit auf der PS2. Verantwortlich dafür waren zusätzliche Inhalte sowie eine vorzügliche Anpassung an die Hardware, bei der die visuellen Mankos einmal mehr zugunsten der Spielmechanik und der taktischen Tiefe unter den Teppich gekehrt werden konnten.
Sehr gute Voraussetzungen also für die Handheld-Umsetzung von Disgaea 2 (D2).
Humor ist Trumpf?
Vielleicht war es keine gute Entscheidung, die Geschichte nicht mehr wie im Vorgänger um den Dämonenprinzen Laharl, seine Vasallin Etna sowie ihre Prinnys, ergebene Pinguin-Sklaven, zu konzentrieren und statt dessen einen neuen Konflikt mit neuen Charakteren heraufzubeschwören. Denn sowohl lang- als auch kurzfristig sind die neuen Helden nicht ganz so erfrischend und ihre Dialoge nicht ganz so spritzig und humorvoll wie im Vorläufer – obwohl das Ziel in D2 sehr ähnlich ist: Die Vernichtung eines Overlords. Das soll nicht heißen, dass sowohl der menschliche Adell als auch die mit ihm verbundene Overlord-Tochter Rozalin (oder auch Rozy) als Figuren blass bleiben. Nur sind ihre Probleme und Motivation nachvollziehbarer, geerdeter, erinnert hin und wieder eher an das melancholische Phantom Brave (Link zum Wii-Importtest) und damit natürlich auch weniger anfällig für überbordenden Humor als seinerzeit bei Laharl und Etna im Vorgänger.
Das bedeutet nicht, dass man hier auf abgefahrene Dialoge, schräge Figuren usw. verzichten muss. Doch wenn man dem Hauptziel folgt, weil man als Adell seine Familie wieder in eine menschliche Form zurückverwandeln muss, ist der Unterton schon deutlich ernster, als bei dem Unterfangen, ohne Kompromisse zum Overlord zu werden, wie es Laharl seinerzeit praktizierte und dabei mit gestrandeten Astronauten, aufmüpfigen Pinguinen und friedliebenden Engeln umgehen musste.
Da aber die Helden des ersten Teiles hier einen nicht zu unterschätzenden Gastauftritt liefern und Nippon Ichi hinsichtlich des charakteristischen Humors glücklicherweise nicht aus seiner Haut kann, kommt es auch hier immer wieder zu Lachern – nur etwas stiller, als man es vielleicht erwarten mag, wenn man Teil 1 gespielt hat.
Taktik ohne Ende
Bei der Kampfmechanik hingegen werden alle Erwartungen übertroffen, die man nach dem Spielen von Disgaea haben möge. Dabei hat sich auf den ersten Blick nicht all zu viel getan: Nach wie vor ist man damit beschäftigt, sein Team aus Kämpfern verschiedenster Klassen vom Nahkämpfer bis zum Magier oder Heiler auf einem Schlachtfeld so gut wie möglich zu positionieren, auszurichten und Angriffe zu kombinieren. Dabei ist die Position zum Gegner ebenso Ausschlag gebend wie die verbündeten Figuren, die einen umgeben und für kombinierte Teamangriffe sorgen können. Doch während herkömmliche Taktik-Rollenspiele auf dieser Ebene bereits das Ende ihrer Mechanik erreichen, beginnt die Disgaea-Serie an dieser Stelle erst.
Figuren können z.B. aufgenommen und geworfen werden, damit sie größere Distanzen zu den Gegnern schnell überbrücken können. Dabei geht D2 sogar noch einen Schritt weiter als der Vorgänger: Denn wenn die Abstände stimmen, kann sogar eine Wurfkette gebildet werden.
Nachdem ich derzeit keine Zeit mehr für die PS3 habe, und mir Disgaea 3 mächtig Laune macht, habe ich mir diesen netten Titel mal für 16€ importiert. Er macht genauso viel Spaß wie sein Nachfolger Wirklich eines meiner besten PSP Games.
Pokemon für Erwachsene - So ein Spiel fehlt mir für die psp.
Wird gekauft. Die Japan-RPGs sind zwar alle nicht lokalisiert, aber Sprachkenntnisse auf Realschul-Nivou reichen aus.
Ist D2 mit einer ähnlich mächtigen (englischen) Sprachausgabe gesegnet??? Ich spiele derzeit Star Ocean 2, die tolle Spachausgabe macht das Verstehen leichter.
... not
Aber nichts kommt an Final Fantasy Tactics "War of the Lions" ran...