Privatdetektiv Dominique Pamplemousse soll einen millionenschweren Popstar ausfindig machen. Warum? Die Tochter der Auftraggeberin ist in das Idol verschossen. Und natürlich steckt eine Menge Geld in dem Hitgaranten…
Doch die Handlung ist nur ein Vorwand. Sie gibt Deirdra Kiai einen Grund, ihre Geschichte von drei und mehr Figuren zu erzählen – alle mit unerfüllten Träumen und der Last des grauen Alltags, unter der sie ihre wahren Gesichter verbergen oder noch gar nicht gefunden haben. Kiai inszeniert verspielt und ungezwungen. Ihr versteckter Humor ist leichtfüßig, ihre Charaktere sind sympathische Querköpfe.
Trotzdem steckt hinter allem, was sie machen, ein Wink in die Wirklichkeit. Die Spieleregisseurin spricht Perspektivlosigkeit, die Suche nach Identität und mehr an, ohne mit einem schweren Drama zu deprimieren.
Dialog statt Klickarbeit
Nach einer knappen Spielfilmlänge ist das Musical vorüber. Und ja: Es ist ein Musical. Etwa die Hälfte aller Texte wird gesungen; die Figuren stimmen einfach in den laufenden Soundtrack ein. Kiai selbst verlieh ihnen ihre Stimmen und das klingt richtig gut! Es trägt nicht die Handschrift hochkarätiger Sänger – aber es ist handgemacht. Und genau das gibt dem Adventure eine persönliche Note. Wenn Detektiv Dominique vor der unsauber aus Pappe geklebten Kulisse mit der Stimme seiner Autorin singt, dann spricht sie durch ihn. Oder durch „sie“? Die Fragen, die sie stellt, richten sich nicht an das kleine Theater. Dominique blickt dem Spieler direkt in die Augen.
„It’s All Over Once The Fat Lady Sings!“ ist nicht nur ein Spiel. Es ist eine persönliche Arbeit. Es unterhält sich, anstatt nur zu unterhalten.
Spiel?film
Weil Kiai ihr Werk als Spiel konzipiert, muss es allerdings auch als interaktives Stück überzeugen und da zeigt es Schwächen. Vor allem trägt es die Bezeichnung „Adventure“ zu Unrecht: Die wenigen Rätsel sind kaum der Rede wert, mehrere Antwortmöglichkeiten verzweigen bis auf eine Ausnahme nicht zu abweichenden Handlungen – das gesamte Spiel besteht ohnehin nur aus vielleicht einem Dutzend bildschirmgroßer Räume. Auch ein zum künstlerischen Rahmen passender Mauszeiger statt des Windows-Originals hätten dem Erlebnis gut getan, abschaltbare Untertitel ebenso.
Wenn jemand ein richtiges Spiel haben will mit dieser (bzw. einer weitaus besseren) Knet-Pappe-Optik, dem sei das Spiel The Dream Machine ans Herz gelegt.
Absolut kein "Spiel" für mich.