Dragon’s Dogma 2: Ein neuer Angriff auf den RPG-Thron?
Im vergangenen Jahr gewann mit Baldur’s Gate 3 ein klassisches RPG den Award zum Game of the Year, das dieses Genre in viele Aspekten revolutioniert und viele Gamer beeinflusst hat. In diesem Jahr konnte mit dem JRPG Final Fantasy 7 Rebirth eines der beliebtesten Videospiele aller Zeiten in Form eines Remakes eine Renaissance feiern. Natürlich ist Dragon’s Dogma 2 nicht mit diesen Spielen zu vergleichen und hat wahrscheinlich auch andere Ansprüche. Dennoch muss man als Genrevertreter im Rollenspielbereich mittlerweile einiges auffahren, um die Spielerschaft zu begeistern und gegebenenfalls neue Fans für sich zu gewinnen. Dementsprechend neugierig war ich, nachdem ich die ersten Videos gesehen hab. Große Gegner mit mythologischem Einschlag, das Kämpfen in einer Gruppe mit offensichtlich verschiedenen Klassetypen, eine optisch ansprechende Welt: Ich war gespannt, was mir Dragon’s Dogma 2 Neues geben könnte oder ob es sogar bekannte Gameplay-Elemente verbessern würde.
Individualisierung bis in die Haarspitzen
Zunächst einmal gibt es einen extrem detaillierten Charaktereditor. Dieser eröffnet sich euch kurz nach der Introsequenz und dann noch einmal nach der Tutorialmission, wenn ihr in der ersten Ortschaft angekommen seid. Beim zweiten Besuch im Editor erstellt ihr euren Hauptvasallen, der euch im Laufe der Story stets im Kampf und auf der Reise zur Seite steht. Ein interessanter Kniff von Entwickler Capcom war, diesen Charaktereditor mehrere Tage im Vorfeld schon einmal zur Verfügung zu stellen. So konnten künftige Spieler in aller Ruhe ihre Kämpfer – entweder Mensch oder die katzenartigen Biestren – bis ins kleinste Detail perfektionieren, von Haarglanz und Hautschattierungen, über einen kantigen Kiefer und Doppelkinn, bis hin zum breiten Kreuz und knackigen Gesäß.
Auf diese Weise entstanden schon einige wilde Kreationen und Adaptionen aus anderen Franchises wie Paul Atreides aus Dune, Daenerys Targaryen aus Game of Thrones oder ein verstörender Winni the Pooh. Natürlich könnt ihr aus Aberdutzenden Frisuren, Tätowierungen, Haut- und Fellfarben wählen und Kleinigkeiten wie den Farbverlauf der Iris bearbeiten. Die Entwürfe aus dem vorab verfügbaren Editor können im Spiel ganz einfach importiert werden. Ich bin gespannt, wann diese Vorgehensweise erstmals als kostenpflichtiger Zusatz-Content in die Videopielwelt Einzug hält.
In diesem Zuge fällt mir erstmals auf, dass im Hauptmenü die Option „Neues Spiel“ fehlt. Ja, tatsächlich. Es gibt nur einen Spielstand und man kann kein neues Spiel anfangen. Mittlerweile hat Capcom zum Glück angekündigt, dass man diesem Umstand mit einem in Kürze erscheinenden Update Abhilfe schaffen will. Bis dahin finde ich es aber fragwürdig und unnötig umständlich: Auf der Konsole müsste man also den Spielstand manuell löschen… was ich übrigens gleich dreimal gemacht hab, weil ich mit meinem Erweckten – so die Bezeichnung des Hauptcharakters im Spiel – doch nicht zufrieden war. In Aktion und Zwischensequenzen bewegt sich die Figur dann doch noch etwas anders und Details sehen nicht so aus, wie im Editor.
Vasallen in Hülle und Fülle
Wenn ihr online seid, habt ihr dabei die Möglichkeit, auf von anderen Spielern erstellte Kämpfer zurückgreifen und habt dabei stets die Qual der Wahl. Für die Dienste von stärkeren Helfern müsst ihr Riftkristalle investieren, die ihr wiederum unter anderem durch die Beschäftigung von schwächeren Vasallen verdient, aber auch während der Story hier und da erlangt.
Ebenso könnt ihr
euren Hauptvasallen zur Verfügung stellen(der natürlich trotzdem parallel immer in eurem Dienst bleibt) und damit ein paar Bedingungen für den neuen „Meister“ zu verknüpfen. Das kann einfach bedeuten, dass sie eine gewisse Zeit lang zusammen reisen oder bestimmte Monster erlegen sollen; für die Erfüllung legt ihr eine Belohnung in Form von Gold, Ausrüstung oder Gegenständen für den anderen Spieler fest. Im Gegenzug bekommen die Vasallen Abzeichen für bestimmte Aufgaben und versorgen euch so mit Kampftaktiken gegen bestimmte Monsterarten oder Kenntnisse über Regionen.
an einem Ort auf euch zu warten.
Vertont ist das Spiel ausschließlich in Japanisch und Englisch – wohlgemerkt in britischem Englisch. Das soll wohl eleganter und auf die Welt angepasst klingen. Untertitel in Deutsch könnt ihr natürlich aktivieren. Stellt euch auf jeden Fall darauf ein, dass ihr viel unnützes Gelaber hören werdet; die Vasallen unterhalten sich untereinander über ihre Erfahrungen in der Welt, machen euch (unnötigerweise) auf Leitern oder an Ladentüren geheftete Notizen aufmerksam oder geben euch fast anbiederne Komplimente. Schon nach kurzer Spielzeit ist das eher nervig als lebendig, weil sich die Kommentare schnell wiederholen. Nach wenigen Stunden könnt ihr sie wahrscheinlich mitsprechen. Natürlich gibt es das auch in anderen Spielen: NPCs haben keinen endlosen Sprachschatz, Kampfgefährten dreschen immer dieselben Punchlines. Wenn ihr aber stetige Begleiter habt, die euch mit Unterhaltungen und Anekdoten den Alltag aufheitern wollen, aber dabei auf einen sehr begrenzten Fundus zurückgreifen, ist es leider etwas lästig.