Schickt den Erweckten zum Zutaten sammeln
Was die Quests angeht, sieht es nicht viel besser aus. Ansprechpartner für Nebenquests, die sich mir teilweise ungefragt und wiederholt aufdrängen, tragen mir – dem Erweckten, dem rechtmäßigen König – auf, dass ich irgendwelche Kräuter suchen oder unfähigen Wachleuten beim Monsterschnetzeln helfen soll. Das kommt früh im Spiel und soll den Einstieg in die Welt und das Gameplay erleichtern und wird im späteren Verlauf zunehmend optionaler und unwichtiger – dennoch ist es nicht wirklich kreativ. Interessant ist wiederum, dass Aufträge verfallen können. Ich kann Quests priorisieren und wenn ich andere zu lange aufschiebe, kann es sein, dass die voranschreitende Spielzeit das Problem von selbst erledigt.
Pay-to-shortcut oder unwesentliche Verbesserungen?
Natürlich muss ich auch noch das Thema Mikrotransaktionen (MTA) anschneiden, das zum Release große Wellen geschlagen hat. Grundsätzlich halte ich von solchen zusätzlichen Methoden, die vorsätzlich darauf abzielen, dem Spieler mehr Geld aus den Taschen zu leiern, herzlich wenig. Es trägt aber auch nicht dazu bei, dass das Spiel von mir schlechter bewertet wird. Man kann MTA kritisieren, in vielen Spielen nehmen sie sogar Überhand, aber Dragon’s Dogma 2 ist kein solcher Fall. Alle Gegenstände aus dem Shop können im Spiel erworben werden, teilweise sogar schon relativ früh. Einzig die Riftkristalle, von denen ihr bis zu 10.000 Stück dazukaufen könnt, sorgen dafür, dass ihr schon kurz nach Beginn des Spiels auf die Hilfe von sehr starken Vasallen zugreifen dürft. Das bietet natürlich Vorteile im Kampf, was als Pay-to-shortcut gewertet werden kann. Den Einfluss auf das Spielerlebnis als Gesamtes sehe ich dennoch gering.Dragon’s Dogma 2 aus der Zeit von Dragon’s Dogma 1
„Das Menü sieht aus wie aus 2005“, sagt mein Kollege, als er mir beim Spielen über die Schulter schaut, und damit hat er einen validen Punkt. Zwar ist es übersichtlich – und das ist mir lieber als das überladene Menü aus Cyberpunk 2077 mit viel zu kleiner neonroter Schrift und einem Skilltree mit mehr Zweigen als dem Erdtree aus Elden Ring – aber es ist nicht das einzige Element, das wie aus der Zeit gefallen wirkt. Oft fühl ich mich an Skyrim oder an Risen erinnert. Das sind alles Kritikpunkte, die ich zugunsten eines hohen Spaßfaktors verschmerzen könnte, dieser stellt sich aber auch mit zunehmender Spielzeit für mich nicht ein.
Es gibt aber auch durchaus Punkte, die mir positiv aufgefallen sind und denen ich einen innovativen Ansatz ansehe. Sie sind vielleicht nicht bahnbrechend, aber zumindest nicht alltäglich. So ist die Nacht zum Beispiel wirklich dunkel und wenn ich nicht meine Lampe anmache, die ich auch regelmäßig mit Öl nachfüllen muss, kann ich keine fünf Schritt weit gucken. Nahrung wie Früchte und Fleisch werden mit der Zeit reifer und noch nahrhafter, irgendwann aber auch faulig und giftig. Dafür sieht das Fleisch, wenn ich es im Lager brate, extra saftig und realistisch aus – was daran liegt, dass Capcom dafür einfach kurzerhand ein echtes Video eingefügt hat, anstatt das Steak mühsam mit CGI zu erstellen. In der Summe fallen solche Kleinigkeiten aber zu wenig auf, um einen starken Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen.