Shingos Erbe?
Es hat eine Weile gedauert, bis ich es realisiert und mich damit abgefunden hatte: eFootball (2022) ist nicht mehr die Spielemarke, in die ich mich Anfang der 2000er verliebt hatte. In diese beste Sportsimulation der Spielewelt, vom Mastermind Shingo Takatsuka über Jahre hinweg penibel perfektioniert. Schon vor meiner Zeit als Spielejournalist war ich mit einem Kumpel zu lokalen Turnieren gefahren, später durfte ich die Titel selbst testen und den besten Pro-Evo-Spielern live bei Weltmeisterschaften über die Schulter respektive aufs Gamepad schauen. Meine große PES-Zeit ist zwar über zehn Jahre her, dennoch war die Serie über all die Jahre hinweg mein Fußballspiel gewesen, ein Titel, der sich trotz
der veränderten Stellschrauben immer noch vertraut anfühlte. Und der, da war ich mir in meinem Elfenbeinturm sicher, schon immer noch das bessere, wertigere, ehrlichere Fußballspiel als dieser EA-Promi, dem die Jugend der Welt ihre Millionen in den weit aufgesperrten FUT-Rachen wirft. Veränderungen sind nötig, kleine Justierungen, ja vielleicht sogar große Brüche – etliche hatte ich bei PES miterlebt, manche missbilligt, andere begrüßt. Im vorletzten Jahr kam der ungelenke Namenszusatz eFootball hinzu, in der Vorsaison werteten viele von uns PES-Mögern die Atempause als Hoffnungszeichen. Dafür, dass Konami die Marke nicht abgeschrieben hat (Hallo, Metal Gear und Silent Hill
), sondern an einer echten, qualitativ hochwertigen Neuausrichtung arbeitet.
Tja, am Arsch! eFootball 2022 ist zwar umsonst herunterlad- und spielbar, aber für alle Kenner der Reihe in jeglicher Hinsicht ein Tritt vors Schienbein. Ach was sag ich – ein De-Jong-Kick vor die Brust, ein Pepe-Drauftreter, ein Witsel-Schien-und-Wadenbeinbrecher. Das beginnt beim Umfang, aktuell beinhaltet eFootball 2022 in der Version 0.9 nur zwei Mini-Modi: Freundschaftspiele mit fixer fünfminütiger Spielzeit auf zwei Schwierigkeitsgraden und sogenannte Events, das sind Online-Duelle gegen beliebige Gegner (ohne Spieler-Suche oder die Chance, einen Freund einzuladen); bei letzteren kann man Credits verdienen, für die es aktuell noch keine Verwendung gibt. Zur Auswahl stehen, nach einer Anfangspartie mit den Nationalmannschaften von Portugal und Argentinien nur neun Clubteams: Aus Europa sind das Bayern München, Manchester United, Arsenal London, Juventus Turin und der FC Barcelona; aus Südamerika gesellen sind Flamengo, Sao Paulo, Corinthians und River Plate dazu. Das sind allesamt Premium-Partner der Marke, weitere solche Teams (AS Rom, Atalanta Bergamo, etc.) sind dennoch nicht dabei, und eben alle anderen Mannschaften ebensowenig. Das heißt übrigens auch: Coverstar Messi (der ja bekanntlich neuerdings für PSG seine Schuhe schnürt) ist im Spiel abseits des Startmatches nicht spielbar!
Was nicht drin steckt
Es gibt keine Karriere, keinen My-Club-Modus, keine Meisterschaften, nicht mal ein Training. Halt, in den Optionen verbirgt sich der Punkt „Training“ – doch das ist leider nur der Intro-Film zum Erneut-Anchauen, in dem gelangweilt ein paar neue Features angerissen werden, während Iniesta und Piqué im Hintergrund unscharfe Bewegtbilder dazu liefern. Das war es schon. Wirklich.
Selbst die Taktikoptionen sind mager: Es gibt fünf lapidare Befehle für die generelle Umschalttaktik und ansonsten nur die Optionen, Spieler zu tauschen oder sie auf dem Taktikplan zu verschieben. Nicht einmal die Aufstellung darf von z.B. 4-3-3 auf 3-5-2 geändert werden, nur durch das Verschieben der Spieler passt sich die Formation dann automatisch an. Ein Schelm, wer dabei an einen Smartphone-Screen denkt, auf dem man das sicher praktisch erledigen könnte. eFootball 2022 erscheint nämlich auch für mobile Plattformen und will sogar Crossplay mit Konsolen und dem PC erlauben. Die Handy-Version ist derzeit übrigens noch nicht verfübar, PC-, PlayStation- und Xbox-Spieler dürfen sich deshalb ein bisschen wie Versuchskaninchen für die vermutlich lukrativeren Plattformen fühlen.
absolut höhrenswerter "Auf ein Bier"-Podcast zu diesem Thema (mit Mathias Schmid von 4players):
https://www.gamespodcast.de/2021/10/24/ ... as-schmid/
Das ist aber auch nur eine Mutmaßung meinerseits... Würde aber gut zu Konami passen
Na die Wertung bewegt & schlängelt sich ja endlich in fairen bahnen Warum nicht früher ?
Die Lizenzen waren teurer als das eigentliche Spiel wie mir erscheint. Gute Arbeit Konami
Toter kann ein Genre nicht mehr sein...Eventuell aber doch noch die letzte Chance, jemanden anderen eine moderne Fußball-Simulation kreieren zu lassen...
Mal schauen ob Sports Boxing Club einem Next-Gen Sportspiel näher kommt, als der ganze bisherige schreckliche Standard. EA gurkt ja lieber mit der Frostbite Engine herum und "Hyper Motion"...
Also nicht falsch verstehen, ich hätte gerne gutes Gameplay. Aber FIFA hat das nie geliefert und die PES-Teile, die ich probiert hatte (so 2010-2013 rum), hatten das auch nicht.