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Endling – Extinction Is Forever (Action-Adventure) – Ausgestorben wird immer

Umweltzerstörung und Klimakrise: Mit Endling – Extinction is Forever inszenieren die Herobeat-Studios die vielleicht relevantesten Themen unserer Zeit aus Sicht einer Fuchsmutter. Gelingt es, das Drama der hier zum Aussterben verurteilten Art spielerisch zu inszenieren? Unser fuchsiger Test gibt Antworten.

© Herobeat Studios / Handygames (THQ Nordic)

Die repetitive Futtersuche

Dabei ist etwas schade, dass es egal ist, womit ich meine Welpen füttere. Egal ob Hase, Beere oder Müll, krank werden meine Kleinen nie. Auch muss ich selbst nichts zu mir nehmen – es reicht, die Hunger-Leiste der Mini-Füchse gut gefüllt zu halten. Zu allem Überfluss begegne ich auf meiner verzweifelten Suche auch noch Gefahren wie z.B. Bärenfallen, Wilderern oder schießwütigen Jägern. Den Sichtkegeln der Gewehrträger muss ich schleichend ausweichen, andere Menschen können per Quicktime-Event-Biss kurzzeitig besiegt werden. Bis auf wenige Ausnahmen gilt aber: Je mehr ich mich von den Zweibeinern fernhalte, desto eher überlebe ich die Nacht.

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… bis zur menschengemachten Mondlandschaft ist es nur ein Tag voller Kettensägenlärm. © 4P/Screenshot

Dabei hält sich die spielerische Abwechslung und der Erkundungsreiz in der Welt leider in Grenzen. Meine Kleinen können dank ihrer Welpen-Fähigkeiten zwar klettern, buddeln oder sich durch Spalten zwängen – das war es dann aber auch schon. Auch kann ich nur selten neue Durchgänge öffnen – und anders als in Metroidvanias enstehen in den frühen Gebieten auch mittels neuer Fähigkeiten keine neuen Wege. Zudem verlässt sich das Fuchs-Abenteuer etwas zu sehr auf kontextsensitive Aktionen wie Klettern, Buddeln und Markieren. Viel Freiheit bleibt mir im Überlebenskampf so nicht. Dadurch wird die ständige Futtersuche nach kurzer Zeit ziemlich repetitiv – was natürlich ein Stilmittel à la Papers Please sein kann, mich spielerisch aber nicht immer fesselt. Außerdem kommt es zu selten zu so schönen oder dramatischen Ereignissen, wie der Begegnung mit einem kleinen Mädchen. Die Kleine überlässt mir nicht nur Futter, sondern nimmt die Füchsin sogar in den Arm. Ein wenig dringend notwendige Zuneigung in einer gnadenlosen Welt am Rande des Abgrunds.

Viel Message, wenig Story


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Die Zerstörung der Umwelt ist auch die Selbstzerstörung des Menschen. Endling – Extinction is Forever betont auch diese Seite der Medaille. © 4P/Screenshot

Kern des Spiels ist außerdem die Suche nach dem verschwundenen Fuchsjungen. Alle paar Nächte verändert sich die Umgebung und ich kann neue Hinweise auf den Verbleib des kleinen Fuchses finden. Ähnlich wie bei der Nahrungssuche nimmt die Füchsin Witterung auf und stößt auf Gegenstände, an deren Fundort visuelle Erinnerungsfragmente Hinweise auf den Verbleib meines Nachwuchses geben. Leider habe ich aber weder Einfluss darauf, wann ich diese Hinweise finden kann, noch gibt es im Rahmen der Suche wirkliche spielerische Herausforderungen. Kleine detektivische Kombinationsrätsel oder eine aktivere Suche nach Hinweisen hätten mir mehr das Gefühl einer aktiven Schnitzeljagd vermittelt als nur das lineare „Anklicken“ von visuellen Audiologs. Immerhin: Das Ende der Fuchs-Story ist nicht nur dramatisch, sondern birgt auch einen unerwarteten, emotionalen Twist.

Endling – Extinction is Forever illustriert aber eben nicht nur Gefahren, die Tierarten drohen, deren Lebensraum nach und nach zerstört wird. Vor allem zeigt das Action-Adventure auch, was Umweltzerstörung und die Klimakatastrophe für Menschen bedeutet. Die schleichende Apokalypse ist hier nämlich schon dramatisch fortgeschritten. Klimaflüchtlinge hausen in Zeltstädten, heruntergekommene Fabriken produzieren unter fürchterlichen Umständen Textilien und in verwahrlosten Schlachthäusern werden Küken in großen Mengen zu einer Art rotem Brei geschreddert, der ungefiltert in die Umwelt gepumpt wird. Mit dem Wissen, wie die Produktion unserer Konsumgüter in vielen Regionen der Welt aussieht, ist diese Grusel-Kulisse erschreckend nah an der Realität. Kombiniert mit dem besorgniserregenden Blick in unsere nahe Klima-Zukunft, erzeugt Endling – Extinction is Forever bei mir ein sehr ungutes Gefühl, was den Umgang der Menschheit mit ihrer eigenen Lebensgrundlage angeht.

  1. c452h hat geschrieben: 12.07.2022 15:09 Für FFF-Ökodiktatur-Propaganda Geld ausgeben oder was soll das Spiel sonst sein?
    Contenance, bitte.
    Vielleicht auch einfach im F**kYouGreta-Forum austoben und nicht hier.

  2. Ich finde, dass der Wiederspielwert keinerlei Einfluss auf die Bewertung haben sollte, da dieser Faktor von grundlegenden Designentscheidungen abhängig ist. Rogue-likes/lites wie Dead Cells oder Hades z.B. oder auch ein Anno 1800 oder ein Cities Skylines haben einen anderen Wiederspielwert als God of War oder Red Dead Redemption. Der Fokus liegt dort eben anders.

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