Veröffentlicht inTests

Everybody’s Golf: World Tour (Sport) – Everybody’s Golf: World Tour

Das Mädel im blauen Trainingsanzug reicht dem knuffigen alten Herrn das Dreier-Eisen und wünscht ihm Glück. Nach drei Tastendrücken zischt der Ball vom Tee weg. „Guter Schuss!“ Mein Caddie geht erst in Deckung, flitzt dann aber mit geschätzter Schallgeschwindigkeit den Fairway runter und kommt völlig außer Puste beim Ball an. Natürlich war’s ein guter Schuss – trotz der neuen Steuerung. Schließlich verlässt Entwickler Clap Hanz nach zehn Jahren zum ersten Mal seine ausgetretenen Pfade…

© Clap Hanz / Sony

Eins, zwei, drei…

Dabei war das alte System nicht nur in Everybody’s Golf (Minna no Golf in Japan bzw. Hot Shots Golf in Nordamerika) längst bekannt: Ein Tastendruck und die Kraftanzeige schnellt nach oben, ein zweiter und man bestimmt die Stärke des Schusses, ein dritter im richtigen Augenblick und der Ball fliegt auch dorthin, wo man ihn haben will. Das gibt’s nicht nur in Fernost; auch Links, Tiger Woods PGA Tour oder wie sie alle heißen boten stets eine so genannte Drei-Klick-Steuerung. Tatsächlich imitierten die Japaner vor zehn Jahren lediglich den bewährten Mechanismus für ihren damaligen Golf-Einstieg und haben seither dran festgehalten. Doch der erste PS3-Auftritt der

Abschlag! Clap Hanz‘ Anime-Golfer stehen zum ersten Mal am PS3-Tee.

„Anime Woods'“ soll endlich frischen Wind in das Althergebrachte pusten, weshalb das Schießen jetzt so funktioniert: Der erste Knopfdruck startet den Schlag, der zweite legt die Stärke fest, der dritte bestimmt die Genauigkeit. Ich sehe Manga-typische Sprechblasen mit drei Punkten über euren Köpfen…

Ihr habt Recht: Im Grunde bleibt alles beim Alten. Und das ist gut so! Das System ist schließlich schnell gelernt und trotzdem fordernd. Was hat sich also geändert? Neu ist die Anzeige, denn im fünften Teil wandert keine ominöse Linie mehr am unteren Bildschirmrand erst von rechts nach links und dann von links nach rechts. Stattdessen holt euer animelisches Alter Ego langsam aus, bis ihr euch für den gewünschten Krafteinsatz entscheidet. Anschließend schließt sich ein Kreis, und ihr drückt die Taste im besten Fall genau dann, wenn er sich innerhalb des angezeigten Toleranzbereichs befindet. Verpasst ihr den Moment, driftet der Ball ab oder donnert im schlimmsten Fall gen Himmel.

Behäbiges Umsteigen

Es ist gut, dass man das Geschehen somit länger im Auge behält – das wirkt tatsächlich erfrischend natürlich. Allerdings hätten die Entwickler konsequenter sein müssen, denn die zweite Phase, das Schließen des Kreises, findet noch immer am Bildschirmrand statt und ist so deutlich abstrakter. Anders als zuletzt auf PS2 reagiert das Spiel dafür unmittelbar auf jeden Tastendruck; es geht also wieder mehr um Timing und Reaktion als eine

Ihr braucht Nachhilfe bei der neuen Steuerung? Bitte sehr: Das Video erklärt das Schießen im Detail.

vage Vorahnung. Allerdings wird beim Vergleich mit dem Vor- und Zurückbewegen des Analogsticks bei Tiger Woods auch diesmal deutlich, dass Everybody’s Golf unkompliziert statt wirklichkeitsnah sein will.

Aber mit Realismus hat Clap Hanz trotz seiner hervorragenden Ballphysik ohnehin nicht viel am Hut. Schließlich tanzen die drolligen Figuren ausgelassen, wenn ihnen ein Eagle gelingt und toben nach einem Bogey wütend über das Green. Schade, dass ihr diesmal nur mit 15 Golfern ans Tee tretet – beim letzten PS2-Auftritt waren es noch 24. Schade auch, dass man sie nicht mit Accessoires und neuen Klamotten wie auf PSP bestücken darf – im letzten Handheld-Ableger waren das immerhin mehrere hundert Einzelteile. Das alles wäre allerdings zu verschmerzen, wenn man nicht nur auf läppischen sechs Kursen antreten dürfte! Nippon-Golfer zahlen offenbar denselben Preis, den nicht nur Tiger Woods, sondern fast sämtliche EA und 2K Sports-Titel für ihren Wechsel in die aktuelle Konsolengeneration forderten: Die Inhalte müssen komplett neu entwickelt werden, der Umfang nimmt deshalb spürbar ab. Zumal auch die Karriere im Vergleich zu den letzten Versionen ungewöhnlich starr wirkt, weil die freie Platzwahl vor einem Turnier gestrichen wurde. Dem kurzweiligen Vergnügen kann das wenig anhaben – auf lange Sicht leidet die Motivation allerdings unter den Kürzungen.     

  1. Chinz hat geschrieben:aber umgekehrt schonmal nix neues reinzumachn und auch noch das spiel beschneiden is ne reine beleidigung.
    Lies dir mal nochmal den test durch :roll:
    Da es auf PS3 erscheint, und nicht mehr (wie ALLE Vorgänger) auf der PS2, musste alles neu entwickelt werden!
    ich zitiere:
    "Nippon-Golfer zahlen offenbar denselben Preis, den nicht nur Tiger Woods, sondern fast sämtliche EA und 2K Sports-Titel für ihren Wechsel in die aktuelle Konsolengeneration forderten: Die Inhalte müssen komplett neu entwickelt werden, der Umfang nimmt deshalb spürbar ab."

  2. Wirklich schade dass da soviele Sachen weggefallen sind.
    Aber das ist man ja schon gewohnt...
    Ich hatte große Hoffnungen auf mehr Kurse nachdem mir die vom Vorgänger schon zu wenig waren.
    Der Online Modus reizt mich dann aber doch so sehr das ich mir das Spiel wohl doch holen werde.

  3. ich frag mich manchmal wirklich was sich entwickler bei fortsetzungen und portierungen denken. ok wenn features bei portierungen von großen konsolen auf handhelds wegfalln hat das meistens technische gründe und is verständlich, aber umgekehrt schonmal nix neues reinzumachn und auch noch das spiel beschneiden is ne reine beleidigung.

  4. Ich finde es echt schade, dass fortsetzungen in letzter zeit immer weniger bieten als die vorgänger und dazu mehr kosten.
    Beautiful katamari war wohl noch ein krasseres beispiel.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.