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Fallout 3 (Rollenspiel) – Fallout 3

Der amerikanische Traum ist im Jahr 2077 geplatzt, als die heile Welt in einem Nuklearkrieg unterging. Zweihundert Jahre später zeigt das postatomare Zeitalter seine hässliche Fratze: Dort, wo einst die weiße Architektur Washingtons strahlte, beherrschen Schutt und Betonreste ein radioaktiv verseuchtes Ödland. Dort, wo sich einst Tellerwäscher und Millionäre die fleißige Hand gaben, reichen sich jetzt Ghule und Supermutanten die blutige Kralle. Warum sollte man da seinen gut gesicherten Schutzbunker verlassen?

© Bethesda Softworks / Ubisoft

Die Schwächen des Kampfsystems

Bizarre Automaten und Vehikel zeugen davon, dass dieses Amerika seit den 50er Jahren auch technologisch einen anderen Weg gegangen ist.

Aber dieses Kampfsystem hat auch seine Tücken. Zum einen kann es in den Zeitlupenszenen zu hässlichen Clippingfehlern kommen – da ragen Klauen oder Beine plötzlich ineinander, anstatt korrekt abzuprallen. Außerdem sollte es bei der Meldung „verkrüppelt“ auch entsprechende grafische und spielerische Konsequenzen geben, die man leider vermisst. In der deutschen Fassung fließt übrigens kein Tropfen Blut und das Abtrennen bzw. Abschießen von Gliedmaßen ist nicht möglich; aber auch in der US-Fassung gibt es zu wenig Konsequenz bei derart zerstörerischen Treffern.

Zum anderen kann man das rundenbasierte System zu seinen Gunsten ausnutzen: Wer einmal schießt, verliert Aktionspunkte, die sich erst mit der Zeit wieder aufladen. Jetzt kann man allerdings sehr oft um die Gegner herum rennen, bis sich die Leiste auflädt, ohne dass sie einen für ihren Gegenangriff erreichen könnten. Oder man rennt einen langen Gang einfach weiter zurück und legt fleißig Sprengminen. Dieses Verhalten rettet einem oft das Leben und hätte von der KI vielleicht auch mal gekontert werden müssen.

Hinzu kommt, dass die KI zwar teilweise gutes Verhalten zeigt: Rückzug bei schwerer Verwundung, Nachladen in Deckung etc. – man kann da ab und zu realistisches Kampfverhalten sehen. Aber sie zeigt auch richtig schlechtes bis dummes Verhalten, so dass die taktische Atmosphäre in so mancher Situation zerstört wird. Mal abgesehen davon, dass man einzelne Feinde einer Gruppe mit Schusswaffen angreifen kann, ohne dass die etwas 100 Meter entfernten verbündeten darauf reagieren würden, indem sie zu Hilfe eilen, beenden manche Monster den Kampf mitten im Gefecht und suchen ihren Gegner – dabei hat sich an der Position nichts geändert, dabei hat man sich gerade noch bis auf’s Blut beschossen.

Wenn die Sonne unterget, versinkt Washington in goldgelben Farben – der Tag & Nachtwechsel sorgt für Stimmung.

Wenn sie sich in diesen Situationen aufgrund ihrer Verletzung wegschleppen würde, wäre das kein Problem. Aber nicht, wenn sie mit den Worten „Ich werde dich finden“ in einem anderen Gang verschwinden – plötzlich wechselt die Anzeige von „Gefahr“ auf „Vorsicht“ auf „Versteckt“. Natürlich ist Fallout kein Stealth-Actionspiel, aber als Schleicher profitiert man öfter von diesen Inkonsequenzen. Die krassen Brüche im Kampfverhalten sind zwar selten, aber wenn sie in Schlüsselsituationen auftreten, sind sie umso ärgerlicher.

Schön ist, dass man des Öfteren Kämpfe zwischen verfeindeten Gruppen beobachten und mit etwas Geduld davon profitieren kann, dass sie sich gegenseitig aufreiben. Und ähnlich wie in Deus Ex kann man hier und da über das geschickte Hacken von Computern auch Wachroboter einsetzen, die einem den weg freischießen.

Die Benutzeroberfläche

Der am Arm getragene Pip-Boy 3000 ist quasi eure Benutzeroberfläche und Charaktermenü in einem. Er informiert euch über eure Fähigkeiten, den Standort, die Verletzungen, die Aufgaben und den Grad der Verstrahlung, denn nichts hat in der Fallout-Welt Bestand. Ihr müsst quasi alle paar Stunden Ausrüstung und Waffen reparieren, da sie sonst zu verfallen drohen. Gerade angesichts der Tatsache, dass man sehr oft in seinem Inventar unterwegs ist, wirkt die Bedienung nicht gerade intuitiv. Man braucht sehr lange, um sich die benötigten Informationen zu holen, ohne sich zu verklicken – sowohl auf dem

Auf dem PC sieht Fallout 3 insgesamt am harmonischsten aus, gefolgt von der Xbox 360. Auf der PS3 sorgen Kanten und weniger kontrastreiche Farben für das schwächste Bild.

PC als auch der Konsole.

Neben dem Fehlen einer Karma-Anzeige vermisst man manchmal auch nähere Details zu Waffen und Aufträgen. Zwar wird alles sauber archiviert, angelegt und abgehakt, aber man kann nicht tiefer vordringen. Bei den Waffen würde mich z.B. die Reichweite interessieren, aber man kann nicht auf seine Schrotflinte oder Pistole klicken, um mehr Infos zu bekommen. Das gilt auch für die Aufträge, die manchmal nur aus einem Satz bestehen. Schön ist, dass man die Audionotizen alle noch mal abrufen und dass man alle Gegenstände sortieren kann. Gerade beim Verkaufen wäre man ohne diese Gruppierung in einem Wust aus Items aufgeschmissen.

Ein angenehmer Wust zeichnet sich bald auf der Weltkarte ab, auf der nach Gesprächen oder Aufgaben immer mehr Orte eingetragen werden. Wie in Oblivion könnt ihr aber nur zwischen bekannten Orten schnell hin und her reisen, indem ihr sie auf der Karte anklickt. Wenn euch jedoch jemand sagt, dass ihr ein Päckchen nach Gradyvale bringen sollt, wird der Ort zwar markiert, so dass ihr eine Richtung habt, aber ihr müsst ihn selbst erreichen. Sprich: Einen Weg dorthin finden. Das ist in Fallout kniffliger als in Oblivion, da hier sehr viele geradlinige Zugänge an der Oberfläche verschüttet oder abgesperrt sind, so dass man immer wieder in die gefährlichen Metro-Stationen abtauchen muss, um voran zu kommen.
    

  1. Versuchs halt wirklich mal mit "New Vegas". Ich bin heute entzückt, dass Obsidians 3D-Fallout von weiten Teilen der Community mittlerweile als deutlich gehaltvolleres RPG empfunden wird als Bethesdas mediokres Shooter-Fallout. Siehe Metacritic-Userwertungen. Oder Steamwertungen. Leider hat Bethesda alle "Errungenschaften" von New Vegas ja dann ignoriert. Entsprechend ihrer ewigen Zielgruppenmaximierungs-Maxime: Jedes Spiel einer Reihe muss mit dem Folgetitel noch simpler werden. https://external-preview.redd.it/8S_Sd1 ... 47c21cb7cf Immerhin können sie sich durch ihre saftigen Profite noch Prestige-Studios wie Arkane leisten, die zwar durchweg Gehaltvolleres abliefern (und mit dem FPS-RPG-Mix Prey auch mehr RPG als manches selbst ernannte RPG) -- aber selten großen Reibach.
    Dem heutigen Bethesda halte ich eines zugute, und da stimme ich mit dem Vorposter nicht überein: Sie verweigern sich (noch?) dem Trend, interaktive Filmchen mit minimalem Input a la Witcher 3 zu machen. Ein Spiel wie Elex hatte ich letztes Jahr fast bis ins Endgame gespielt (als man viel zu mächtig wurde). Witcher 3 trotz der deutlich interessanteren Welt und Charakteren allerdings bereits früh abgebrochen. Warum? Weil mich Elex als Spieler respektierte, der Witcher so mittel. Weil beim Witcher jede verdammte Miniquest einen minutenlang zum Filmschnippsel-Zuschauer degradiert (14 Stunden Cutscenes allein im Basisspiel) -- und die linearen Quests sich abseits der obligatorischen Kämpfe auch von selbst lösen respektive witchersinnen. Taste drücke, den rot markierten Brotkrumen folgen -- tada. Natürlich hat der Witcher Qualitäten, und das Studio dahinter sagt ja oft genug selbst, dass Spiele für sie wie Filme seien (spätestens Witcher 2 war ebenfalls vollgepackt mit Kinosequenzen). Aber CD Projekt trauen mir mittlerweile in ihren spielerischen Momenten offenbar nicht mal mehr zu, dass ich mir ohne ihre Hilfe alleine die Schuhe zubinden könnte.
    Gerade AAA-RPGs sind heutzutage ja eh meist...

  2. Das Problem ist halt auch, dass ich erst unlängst zum zweiten Mal Witcher 3 incl. der beiden Addons durchgespielt habe. CDP hat Bethesda schlicht und ergreifend gekillt. Auf jedem einzelnen Feld. Es ist mir schlicht nicht mehr möglich, über die eklatanten und zahlreichen Schwächen von Fallout 3 hinwegzusehen, um mich an dem schicken Szenario zu erfreuen, wie ich das früher noch getan hätte.

  3. Puh, jetzt weiß ich wieder, wieso ich seit Morrowind kein Bethesda-RPG mehr angefasst habe. Langeweile auf hohem Niveau beim Worldbuilding. Ne riesenhafte Schnitte, mit ganz wenig zarter Butter drauf. Bin Level 10. Die erste Stunde ist bei jeder Sitzung wieder großartig, weil man halt gern in der Gegend herumguckt. Und dann merkt man wieder, dass kaum Substanz drunter steckt, die das Interesse und den Zeitaufwand rechtfertigen. Mal sehen, ob ich die Kraft habe, es bis zum Schluss durchzuhalten oder irgendwann lieber gleich zu New Vegas weitergehe. Nee, Bethesda, einfach nur nee.

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