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Fallout 76 (Rollenspiel) – Postapokalyptischer Super-GAU

Fallout hat sich bei Bethesda von einem Taktik-Spektakel vor dem Hintergrund einer Postapokalypse zu einem der Rollenspiel-Schwergewichte schlechthin gemausert – offline wohlgemerkt. Doch mit dem überraschend  im Frühjahr angekündigten Fallout 76 verabreicht man dem Ödland eine Online-Kur und hat sich wie seinerzeit bei The Elder Scrolls Online erst einmal den Groll der Community zugezogen. Im ersten Teil unseres Tests verraten wir, welchen Eindruck wir nach 15 Stunden im nuklear verseuchten Virginia haben.

© Bethesda Game Studios / Bethesda

Fazit

Das Experiment „Online-Fallout“ ist gescheitert. Zumindest im gegenwärtigen Zustand ist Fallout 76 nicht mehr als ein unfertiges Action-Spiel mit drögem Rollenspielunterbau sowie aufgezwungener Mehrspieler-Anbindung, das vergeblich versucht, die Essenz der postapokalyptischen Rollenspiel-Abenteuer in ein neues Gewand zu stecken. Es ist technisch marode und auch nach dem ersten Patch noch enorm laggy, wodurch der Shooter natürlich ad absurdum geführt wird. Es gibt mehr als genug Inkonsistenzen, die das Spielgefühl nachhaltig stören und zu denen u.a. der unnötig beschränkte Platz der Lagerkiste gehört oder der erzwungene Verzicht auf NPCs, der die Atmosphäre kippen lässt. Dass zudem fiese Bugs in unterschiedlichen Bereichen auftauchen, ist mehr als nur ärgerlich und sorgt auch dafür, dass das Erzählen einer Geschichte über die Umgebung, eigentlich eine der Stärken der Bethesda Game Studios, hier nur selten zur Geltung kommt. Und dennoch übt diese Postapokalypse einen Reiz auf mich aus, da die Essenz der Offline-Fallouts in entscheidenden Momenten immer wieder durchscheint und einen bei der Stange hält – als Folge wäre eine Wertung irgendwo im Bereich zwischen 57 und 62 Prozent möglich gewesen. Doch nachdem mein Lager mehrfach von der Karte verschwand und in einem Fall die bereits gebauten Inhalte nach einem Umzug erneut aus dem „Gelagert“-Reiter verschwanden, wird damit eines der vier auf der Packung beworbenen Kernelemente nicht nur gestört, sondern de facto unbrauchbar. Sprich: Ein wesentliches Element ist schlichtweg kaputt. Auch die vorhandenen richtig guten Missionslinien werden auf Dauer von mechanischen oder technischen Fehlern gestört. Wie groß der Schaden ist, den Fallout 76 der Marke per se zufügt, lässt sich nicht absehen. Doch nach fast 50 Stunden investierter Zeit war ich einem Bethesda-Spiel gegenüber noch nie so gleichgültig.


Zweites Fazit von Jörg Luibl:


Bethesda kann sich dieses seltsam vergeigte Online-Experiment leisten. Neben Rage 2 sind da ja noch ein The Elder Scrolls VI und ein Starfield in der Pipeline – zumindest zwei epische Rollenspiele für Solisten. Und genau für diese Art von Spieldesign habe ich mal eine Lanze für Bethesda gebrochen. Trotzdem muss das Team um Todd Howard aufpassen: Wenn selbst ein erklärter Fan dieser Rollenspiele vergrault wird, obwohl er noch betonte, dass man tatsächlich einsame Wölfe wie mich ansprechen will, stimmt etwas nicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Mal abgesehen vom Image-Schaden wächst nämlich auch die Skepsis hinsichtlich der zukünftigen Qualität. Man fragt sich, wie Bethesdas Abenteuer angesichts eines Red Dead Redemption 2 oder Cyberpunk 2077 künftig abschneiden? Kann dieser „größte unabhängige Entwickler“, dem ich so viele unterhaltsame Stunden verdanke, auch so reifen wie ein Rockstar oder CD Projekt RED? Ich habe Fallout 4 geliebt, aber kann mit dieser halbgaren Mischung absolut nichts anfangen. Mein Lager ist übrigens nicht verschwunden. Aber dafür ganze Questreihen. Manche konnte ich partout nicht beenden. Das oberflächliche Koop- und Versus-System hat mich komplett gelangweilt. Ohne Nicht-Spieler-Charaktere und Begleiter wirkte alles wie entseelt. Und spätestens als ich mich im Kampf durch dahin ruckelnde Feinde stottern musste, verlor ich den Spaß an dieser fehlerverseuchten Endzeit. Dagegen wirkt Destiny wie ein durchdachtes Shooter-Epos! Das Beste an diesem Fallout 76 ist, dass sich in ein paar Monaten niemand mehr dafür interessieren wird. Und dass Bethesda aus diesem Fehler lernen kann.

Wertung

PC
PC

Selbst wenn alles einigermaßen funktionieren würde, wäre gegenwärtig maximal eine befriedigende Wertung drin. Doch mit schwer wiegenden Bugs und den Shooter zerstörenden Lags ist dieses Fallout 76 vor allem eines: absolut unfertig.

PS4
PS4

Selbst wenn alles einigermaßen funktionieren würde, wäre gegenwärtig maximal eine befriedigende Wertung drin. Doch mit schwer wiegenden Bugs und den Shooter zerstörenden Lags ist dieses Fallout 76 vor allem eines: absolut unfertig.

One
One

Selbst wenn alles einigermaßen funktionieren würde, wäre gegenwärtig maximal eine befriedigende Wertung drin. Doch mit schwer wiegenden Bugs und den Shooter zerstörenden Lags ist dieses Fallout 76 vor allem eines: absolut unfertig..

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"Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?"

Gar nicht.
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Extrem.

Leicht.

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  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.

  1. Ist das Spiel mittlerweile eigentlich geheilt von seinen Problemen. Ich hab auch was gelesen, dass es mal ein Update geben sollte, wo man es ermöglichen wollte, die welt dann doch alleine zu begehen und npc's mit quest einzuführen.... Wäre cool, wenn mir dazu jemand was sagen könnte. Wäre es mittlerweile ein richtiges Fallout, würde ich es gerne spielen.

  2. rainynight hat geschrieben: 12.12.2018 12:35 @casanoffi
    Ich dachte ich hätte es klar ausgedrückt, worum es mir geht.
    Es geht nicht um Solidarität (im Prinzip könnt ihr von mir aus ja alle machen, was ihr wollt), sondern um unser aller Spielezukunft.
    Sobald Publisher mit so nem Scheiß durchkommen und diese "Qualität" Akzeptanz bei den Käufern findet, werden die sich zukünftig genau überlegen, ob sie noch soviel Zeit und Mühe in ihre Spiele stecken.
    Wenn man sich gegen etwas auflehnt, was einen persönlich nicht betrifft oder stört (aber man es unterm Strich natürlich nicht in Ordnung findet), dann ist das in meinen Augen ganz eindeutig Solidarität.
    Die Grenze verschwimmt hier natürlich, keine Frage.
    Aber deswegen schrieb ich ja auch - für diejenigen, für die die Bugs nicht ins Gewicht fallen, für die werden sie auch in Zukunft nicht schwer wiegen.
    Natürlich ist es jedem lieber, die Qualität ist besser. Aber den Geldbeutel stecken zu lassen (was die einzige wirksame Methode gegen gewisse Geschäftspraktiken ist), wenn man mit der gegebenen Qualität leben kann, ist halt viel verlangt.
    Ich sage nicht, dass das ok ist - ich sage nur, dass es eben für manche zu viel verlangt ist :)

  3. @casanoffi
    Ich dachte ich hätte es klar ausgedrückt, worum es mir geht.
    Es geht nicht um Solidarität (im Prinzip könnt ihr von mir aus ja alle machen, was ihr wollt), sondern um unser aller Spielezukunft.
    Sobald Publisher mit so nem Scheiß durchkommen und diese "Qualität" Akzeptanz bei den Käufern findet, werden die sich zukünftig genau überlegen, ob sie noch soviel Zeit und Mühe in ihre Spiele stecken.
    Würde ich auch nicht anders machen.
    Oder was würdest du tun? Verkaufe ein ausgereiftes Produkt, in welches viel Zeit und Geld geflossen ist, für 60 EUR.
    Oder verkaufe ein nicht ausgereiftes, halb fertiges Produkt und bekomme dafür auch 60 EUR.
    Und das in einer Zeit, wo man genau merkt, das die Publisher austesten, wie weit die Akzeptanz des Kunden geht.
    Jetzt kann man noch ein Zeichen setzen. Wenn diese "Testphase" erstmal vorbei ist und wir nen neuen Qualitätsstandard am Markt haben, isses vorbei. Mehr will ich nicht zu denken geben.

  4. rainynight hat geschrieben: 10.12.2018 14:15Ein Kauf zum Vollpreis und dem damit einhergehenden akzeptieren des Zustands des Endprodukts kann nicht die Lösung sein.
    Das setzt ein falsches Zeichen. Wir wollen doch, dass die Qualität der Endprodukte hoch bleibt und man nicht Vollpreis zahlt, um als Betatester herzuhalten und dann erst in einigen Monaten mal ein ansatzweise einwandfreies Produkt zu erhalten.
    Da geht es jetzt nicht darum, ob man irgendwie noch etwas Spaß rausquetschen kann, sondern einfach ums Prinzip.
    Mit sowas dürfen Entwickler nicht durchkommen.
    Wenn sie das tun, stellt man damit vielleicht gleichzeitig die Weichen für das, was uns mit dem nächsten TES oder Fallout erwartet.
    Aus Prinzip und aus Solidarität zu denen, die sich daran stören, soll man das Produkt nicht zum Vollpreis kaufen.
    Da verlangst Du aber viel :D
    Ich meine, prinzipiell hast Du natürlich vollkommen Recht.
    Aber diejenigen, für die die Bugs nicht ins Gewicht fallen, für die werden sie auch in Zukunft nicht schwer wiegen.
    So hart das auch ist, aber so viel Solidarität wird man kaum verlangen können...
    Ist im Prinzip das gleiche, wie mit MTAs.
    Man kann es den Leuten einfach nicht vorschreiben, diese nicht zu konsumieren, auch wenn viele Spieler diese MTAs als die Wurzel des Übels erkennen...
    edit: ich weiß, dass mein Vergleich mit den MTAs hinkt, weil man theoretisch für das Geld einen Gegenwert erhält.
    Für technische Fehler kann man sich sozusagen nichts kaufen ^^

  5. PixelMurder hat geschrieben: 10.12.2018 05:43 Will ich damit Leuten den Spass verderben? Nein. Ihr solltet euch fragen, ob dieses Game wirklich das darstellt, was ihr von einem neuen Game zum Vollpreis erwartet. Ein Rollenspiel, indem man ein paar Stunden Spass mit seinen Buddies haben kann? Ein Game von Bethesda mit einer Note um die 50? Technisch so kaputt, dass es selbst für Bugthesda einzigartig ist? Es geht eben nicht immer nur um den kurzfristigen Spass, in dem Fall geht es um die Politik eines ehemals geschätzen Entiwcklers, der gerade unterwegs zur dunklen Seite der Macht ist und Fallout 76 ist sein Todesstern. Mit netten Worten oder auch bösen erreicht man nichts, der sieht nur noch Zahlen..
    Sehr schön geschrieben.
    Ehe ich mich jetzt wieder rechtfertige, was genau ich mit "schön reden" meine (wo scheinbar eh jeder seine eigene Definition zu haben scheint), verweise ich auf diesen Kommentar.
    Ein Kauf zum Vollpreis und dem damit einhergehenden akzeptieren des Zustands des Endprodukts kann nicht die Lösung sein.
    Das setzt ein falsches Zeichen. Wir wollen doch, dass die Qualität der Endprodukte hoch bleibt und man nicht Vollpreis zahlt, um als Betatester herzuhalten und dann erst in einigen Monaten mal ein ansatzweise einwandfreies Produkt zu erhalten.
    Da geht es jetzt nicht darum, ob man irgendwie noch etwas Spaß rausquetschen kann, sondern einfach ums Prinzip.
    Mit sowas dürfen Entwickler nicht durchkommen.
    Wenn sie das tun, stellt man damit vielleicht gleichzeitig die Weichen für das, was uns mit dem nächsten TES oder Fallout erwartet.

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