Veröffentlicht inTests

Fist of the North Star: Lost Paradise (Action-Adventure) – Hatatatatatatatatata-Yakuza

Das letzte Abenteuer von Kenshiro, dem eher wortkargen Helden aus Fist of the North Star, datiert aus der letzten Konsolen-Generation und war seinerzeit eine von Omega Force produzierte Musou-Action. Jetzt ist der Rächer in einer postapokalyptischen Endzeit wieder da und lädt zu einem Action-Adventure ein, das immer wieder an Segas Yakuza-Serie erinnert – nicht ganz von ungefähr, da hier das gleiche Team verantwortlich ist. Im Test verraten wir, ob die Mischung aus hochrangiger Manga-Lizenz und bewährtem Konzept aufgeht.

© SEGA / SEGA

Endzeit-Yakuza mit Selbstironie

Immer wieder wird man in Fist of the North Star: Lost Paradise an die Schablone erinnert, die Segas Ryu Go Gotoku Studio (RGG) über die gut eingefangene Comic-Kulisse gelegt hat und die man im eigenen Hause bei der mittlerweile über zahlreiche Teile bzw. HD-Remakes laufenden Yakuza-Serie stibitzt hat: Man hat ein relativ großes Gebiet zur Verfügung, das man nach der schlauchigen Anfangsphase, in der man mit Fortbewegung, Kampfsystem, Inventar und den Möglichkeiten des Figurenaufstiegs bekannt gemacht wurde, weitgehend mit dem Helden Kenshiro frei begehen kann. Man folgt entweder der Story oder versucht sich in zahlreichen Nebenaktivitäten von Glücksspiel bis Kopfgeldjagden oder dem Managen von Hostessen. Und natürlich gibt es Kämpfe gegen recht große Gruppen, die hinsichtlich der Steuerung ebenfalls ihre Inspiration bei Yakuza beziehen.  Diese werden aber mit dem Gewaltgrad angereichert, für den die Graphic Novels und noch stärker die Animes bekannt sind, in denen der eher schweigsame Held durch eine Postapokalypse wandert und sich als Rächer der Unschuldigen präsentiert. Quasi eine ultrabrutale Martial-Arts-Variante von Mad Max. So ganz kann man sich zwar nie vom mechanischen Vorbild lösen, von dem man auch einige Mankos wie gelegentlichen Leerlauf und eine gewisse Redundanz übernommen hat. Doch Fist of the North Star bekommt nach etwa einer Stunde eine eigene Identität – sobald die Geschichte Fahrt aufnimmt.

[GUI_STATICIMAGE(setid=83994,id=92567149)]
Die Kämpfe des vom gleichnamigen Anime bzw. Manga inspierten Action-Adventures können sich trotz einer gewissen Redundanz sehen lassen. © 4P/Screenshot

Denn anstatt sich an irgendeiner etablierten Story entlangzuhangeln, hat sich RGG dazu entschieden, eine frische Rachestory zu erzählen. Zwar bedient man sich vieler bekannter Elemente oder Figuren wie z.B. der Suche nach Kenshiros Verlobten Yuria, die als zentraler Punkt integriert wurde. Doch es gibt auch zahlreiche neue Facetten, die zusammen mit den zahlreichen kleinen Nebenkriegsschauplätzen sowie häufig sympathischen Figuren für ein stimmiges Gesamtbild sorgen. Schade ist allerdings, dass manche Nebencharaktere nur einen kurzen Gastauftritt feiern und danach wieder sang- und klanglos verschwinden – beinahe so, als ob sie nur eingebaut wurden, um Fans und Kennern der Vorlage ein weiteres Versatzstück zu bieten. Für Neulinge in der Welt von Fist of the North Star hingegen hinterlässt dieser Durchsatz an Figuren einen überhasteten Eindruck. Zudem ist es störend, dass es abseits der stark und schonungslos inszenierten Filmszenen in Spielgrafik bei den „Standard“-Zwischensequenzen einen nicht immer nachvollziehbaren sowie inkohärenten Wechsel von komplett vertonten Dialogen auf der einen sowie einsilbigen bzw. gutturalen Verständigungsformen auf der anderen Seite gibt. Selbst vergleichsweise wichtige Figuren wie der Talismanhändler werden so vollkommen unter Wert als nebensächlich präsentiert. Schade ist außerdem, dass die düstere Atmosphäre und die mitunter herbe Gewalt zwar durch viel Selbstironie aufgelockert wird, die manchen vielleicht sogar einen Tick zu albern sein könnte, dies aber durch die uneinheitliche Inszenierung torpediert wird.

„Du bist schon tot“


[GUI_STATICIMAGE(setid=83994,id=92567156)]
Autsch! Auch die vollkommen überzeichnete Gewaltdarstellung des Quellmaterials wurde gut eingefangen. © 4P/Screenshot

In anderen Bereichen jedoch nutzt Lost Paradise die Vorgaben gut aus, die sich aus der Engine sowohl mechanisch als auch visuell ergeben. Dazu gehört z.B. das Kampfsystem: Eingängig, mit leicht zu erreichbaren Kombos, einem potenten Ausweichschritt, der Zielaufschaltung sowie einem glücklicherweise nicht allmächtigen Block ausgestattet, kommt es mechanisch auch gegen größere Gegneransammlungen nur selten zu Problemen – und die liegen ohnehin eher im Bereich der Kamera, die beim Aufschalten auf das gewählte Ziel oder der halbautomatischen Auswahl auf den nächstgelegenen Angreifer ab und an mal aus dem Ruder läuft. Dass es Spaß macht, sich immer und immer wieder auf die Auseinandersetzungen einzulassen, liegt nicht nur an den gut zusammengestellten Gegnergruppieren, die sich mit Zwischen- und Endbossen abwechseln.  Es sind vor allem die Finisher, die Kenshiro mit seinem fiktiven Kampfstil „Hokuto Shinken“ abfackelt, die einen immer wieder packen. Er basiert auf einem Konzept, wonach der Körper mit 708 Druckpunkten ausgestattet ist, die auch zur Heilung von Gebrechen eingesetzt werden können. Doch Kenshiro nutzt sie hauptsächlich, um seine Gegner mit nur einem gezielten Treffer auszuschalten und sie in einer Blutfontäne aufgehen zu lassen. Damit hat man ein Kernmerkmal der Animes erstklassig umgesetzt.


  1. Black Stone hat geschrieben: 11.10.2018 07:55 Werd mich nie an die japanische Eigenheit dieser halbgaren Präsentationen gewöhnen. Ist es denn so schwer, die Gespräche ganz zu vertonen, wenn ich einmal damit angefangen hab? Gerade bei Action-lastigen Games ist sowas für mich ein echter Dealbreaker, da nervt mich das im Spielfluss ungemein, während ich bei (Iso-)RPGs und RTS/TBS gut mit Leben kann...
    ...und für mich ist es bspw. kein Dealbreaker.
    Ist halt ne Kostenfrage..
    Wenn ich mich zwischen jeder Menge silly-stuff und ner Vollvertonung entscheiden müsste.. dann wirds immer der silly-stuff sein, den ich bevorzuge.
    Gespielt wird so oder so mit japanischen O-Ton... da komm ich am Lesen sowieso nicht vorbei.

  2. Werd mich nie an die japanische Eigenheit dieser halbgaren Präsentationen gewöhnen. Ist es denn so schwer, die Gespräche ganz zu vertonen, wenn ich einmal damit angefangen hab? Gerade bei Action-lastigen Games ist sowas für mich ein echter Dealbreaker, da nervt mich das im Spielfluss ungemein, während ich bei (Iso-)RPGs und RTS/TBS gut mit Leben kann...

  3. Klingt ziemlich gut, glaube das Teil darf in mein Laufwerk.
    Allerdings erwarte ich bei dem Teil einen ziemlich flotten Preisverfall.
    Daher werde ich noch etwas warten... :D

  4. Youはshock!
    Ehrlich gesagt bereue ich es, auf die westliche Version gewartet zu haben und mir nicht die japanische Premium Edition geholt zu haben. Mir fehlen doch die lizensierten Songs.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1