Das 3D-Match bietet nicht nur eine neue Logik und Dynamik, sondern vereinfachte Möglichkeiten, die Mannschaft zu lenken. |
Als Fan des HSV hat man es in dieser Saison nicht leicht. Ein Umbruch sollte stattfinden. Ein neuer Sportchef wurde eingesetzt, in der Hoffnung, mit seiner Philosophie endlich Kontinuität in den Verein zu bringen. Dennoch musste Trainer Michael Oenning gehen. Mittlerweile ist mit Torsten Fink ein Nachfolger gefunden, der die Euphorie an der Elbe neu entfacht hat. Den Textticker gibt es natürlich weiterhin – wahlweise sogar in der „klassischen“ Variante.
Dabei habe ich in EAs Fussball Manager 12 (FM12) an Stelle von Herrn Oenning von Anfang an gezeigt, wie es gehen kann: In der ersten Saison hat meine Mannschaft trotz anfänglicher Schwierigkeiten einen gehobenen Mittelfeldplatz ergattert, in der nächsten Spielzeit konnte ich mich mit meinen Jungs dank einiger kluger Verstärkungen auf dem Transfermarkt sogar bis in den europäischen Wettbewerb kämpfen und derzeit sieht es danach aus, als ob ich es sogar kontinuierlich in die Champions League schaffen könnte.
Aber ich habe auch schon andere Zeiten kennen gelernt: Es gab auch Saisons, in der sowohl Präsidium als auch Fans und Presse gar nicht warten konnten, bis ich gefeuert wurde. Das Erschreckende dabei: Steckt man einmal in diesem Strudel aus Niederlagen, Erfolgsdruck und sinkender Moral, scheint (m)eine Entlassung bzw. das Entbinden all meiner Ämter unausweichlich. Oh ja: Der FM schafft es immer wieder, ein angehem authentisches Gefühl hervorzurufen. Natürlich weiß ich, dass die Tabellen, Statistiken und Optionen zur Trainingsgestaltung, durch die ich mich wühle, letztlich wenig Zusammenhang mit dem echten Job eines Trainingsleiters oder Sportchefs haben. Doch die Illusion, die bei mir als Fußballverrückten entsteht, ist sehr motivierend. Aber das war auch in den letzten Jahren schon so.
Bekannte Qualität, neue Inhalte
Überhaupt scheinen sich auf den ersten Blick Unterschiede zur letztjährigen Version in engen Grenzen zu halten. Das Menü wirkt nach wie vor sehr aufgeräumt und gibt einem schnell Zugriff auf alle wesentlichen Informationen und die umfangreichen Statistiken. CPU-gesteuerte Assistenten können einen immer noch von viel Kleinarbeit entlasten, so dass der Tiefgang der Inhalte, die im Gegensatz zur britischen Konkurrenz weit über das Kerngeschäft des Trainers hinausgehen, je nach Wunsch skaliert werden kann. Doch irgendwann stolpert man in der zweiten oder dritten Navigationsebene über die ersten der über 700 kleinen und größeren Änderungen, die es dieses Jahr gab und von denen viele als Reaktion auf User-Feedback entstanden sind.
Dazu gehören z.B. die Bewerbung als Stadion für europäische Wettbewerbe oder auch ein Laktattest für die Spieler, die jeweils keinen großen Anteil an einer Ver(schlimm)besserung des Spielgefühls haben, sondern einem ohnehin schon komplexen Manager-Allrounder beiläufige Feinheiten hinzufügen, die das Paket noch kompletter machen.
Interessanter ist das neue Probetraining, bei dem man einige Amateur-Spieler einlädt, diese durch verschiedene Aufgaben begleitet, mögliche Nullnummern aussortiert und im Bestfall ein oder zwei Überraschungstalente entdeckt, denen man einen Vertrag anbieten kann.
Neue Stärken entdecken
In zwei anderen Bereichen hat sich ebenfalls viel getan: Vereinsinfrastrukur und Trainingsgestaltung. Ersteres z.B. hat hinsichtlich Ausbau und Auswirkung auf Mannschaft und Verein an Übersichtlichkeit gewonnen. Bei den in den letzten Jahren zeitaufwändigen Aus- bzw. Neubauten hat man sich dieses Jahr für einer Überarbeitung entschieden: Die verkürzten Bauzeiten sind zwar nicht realistisch, verbessern das Spielerlebnis aber, da man die Früchte seiner Planung früher ernten kann.
Da auch die CPU-kontrollierten Teams basierend auf diesen Kaderanalysen ihr Vorgehen planen, bekommen Transfers im Vergleich zu den Vorjahren eine leicht veränderte Dynamik, die dem Spielgefühl gut tut. Andere Vereine kaufen nicht wie wild den Transfermarkt leer, nur weil sie es können, sondern verstärken sich gezielt.
Das runderneute Finanzsystem arbeitet zwar mit Haupt- und Nebensponsoren in einer Art „Investitionspyramide“, beim Verkauf der Bandenwerbung überzeugt es allerdings nicht: Wie kann es sein, dass ich als attraktiver Bundesligaverein Schwierigkeiten habe, meine Banden selbst in der zweiten erfolgreichen Saison an den Mann zu bringen?
Aber im Kern abseits der Finanzen besteht nach wie vor ein bis auf wenige Ausnahmen nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Die Illusion, dass die Zeit nicht vergeudet ist, die ich mir mit dem Durchpflügen von Statistiken und Scoutberichten nehme und dementsprechend die Mannschaft auf den Gegner einzustellen versuche, ist eine langjährige Stärke, die der FM auch in der neuesten Ausgabe nicht verliert.
Wie viel Geld bekommt ihr eigentlich von EA für solche Tests? Das meine ich ernst.
Wenn dann nichts geht war es Lehrgeld.
Weil es günstiger ist? Und man das vorher nicht weiß?