So gut Cyanide die Architektur und Kleidung darstellt: Wer hat bloß den Hund designt? Der Pitbull von Mors wirkt von Beginn an wie ein Fremdkörper in der Landschaft – okay, später leuchten die Prostituierten auch noch wie statische Kerzen im Bordell. Aber der Hund ist so schlecht animiert, dass manche Bewegungen wie Würfeldrehungen aussehen. Es sind weitere Kleinigkeiten, die das in Ansätzen stimmungsvolle mittelalterliche Bild trüben: Dabei meine ich nicht die teilweise grottenschlechten Texturen und das wirklich peinlich partikelarme Feuer, das schon auf der PlayStation 2 in Dark Alliance besser aussah. Aber warum muss ein Schild z.B. mit zehn Zentimetern Abstand über dem Rücken schweben? Warum kann ich mir die Statue „Der Krieger“, die ausführlich als tolle Skulptur beschrieben wird, nicht im Inventar näher ansehen? Warum stellt man mannshohe Spiegel in einer Halle auf, in denen sich dann tatsächlich nichts spiegelt? Was sollen die künstlichen Levelgrenzen bei kniehohen Anhöhen?
Das Spiel hat auch seine Momente. Als ich in der Rolle von Ser Alester in einem düsteren Flur des Red Keep mit Lord Varys diskutiere, macht dieses Abenteuer für einen Augenblick richtig Spaß. Der Dialog ist zum einen endlich mal etwas ausführlicher, strukturell verschachtelter sowie besser intoniert als die bisherigen Gespräche. Außerdem bekomme ich danach den Wesenszug „Nostalgisch“, der mir was bringt? Einen zusätzlichen Kampfpunkt pro Stufe – oh Mann. Aber zum anderen ist es für mich als Leser der Bücher einfach interessant, diesen geheimnisvollen Mann zu treffen, der die intriganten Fäden hinter den Mauern von King’s Landing spinnt. Es ist die Neugier auf die Charaktere der Romane, die mich weiter voran treibt, obwohl das Rollenspiel selbst leider hinter den Erwartungen zurück bleibt.
Entschuldigung, habe ich King’s Landing und Red Keep gesagt? Königsmund und Roter Wachturm muss es ja eigentlich heißen. So werden die Schauplätze nicht nur in den grauenhaft übersetzten Taschenbüchern von Blanvalet genannt, sondern auch in der TV-Serie zum Roman, deren zweite Staffel gerade bei Sky läuft. Wer die mittlerweile gefeierte Fantasyserie Ende der 90er kennen gelernt hat, als sie noch weit weg von ihrer heutigen Medienpräsenz war, muss mit dem Sakrileg leben, dass Namen und Orte eingedeutscht worden sind.
Die Frage der Übersetzung
Das ist zwar kein wertungsrelevanter Kritikpunkt an diesem Spiel, aber man muss sich auch hier auf „Lennister“ statt „Lannister“, auf „Struppel“ statt „Shaggydog“, auf „Graufreud“ statt „Greyjoy“ einlassen. Die Fernsehproduktion von HBO liefert aber nicht nur die textliche, sondern auch die stilistische Vorlage für dieses Rollenspiel. Im Hintergrund sorgt z.B. die wuchtige Titelmelodie von Ramin Djawadi (Fluch der Karibik) für Stimmung. Und deshalb sieht der bärbeißige Lord Commander der Nachtwache, Jeor Mormont, genauso hünenhaft aus wie der Schauspieler James Cosmo ihn darstellt. Er gehört in einem sehr durchwachsen synchronisierten, völlig lippenasynchronen und teilweise schlichtweg albern klingenden Abenteuer, noch zu den besten Charakteren.
Zu den Highlights gehört also dieses Gespräch mit Varys. Nicht nur, weil er sehr gut getroffen wurde und mich angenehm verschwörerisch ausfragt, sondern weil ich tatsächlich mit meiner Figur Alester in den geheimen Gängen des Red Keep unterwegs bin. In diesem Kapitel kann man ein Gefühl für die labyrinthische Parallelwelt bekommen, ein Symbol für die politischen Intrigen am Königshof. Leider wird man auch hier spielerisch in den Gängen nicht gefordert und völlig plump vor die Königin gebracht. Plötzlich steht man als Eindringling vor Cersei Lannister und muss sie von seinen Absichten überzeugen. Und das wird unheimlich schlecht inszeniert. Spätestens dort verliert selbst der treueste Leser die Lust auf weitere Peinlichkeiten. Was sagte ein Entwickler von Cyanide noch auf dem Vorschau-Event? Sein Vorbild sei Planescape Torment? Und George R.R. Martin, der Schöpfer der Romanwelt, habe an Textzeilen und Details mitgefeilt? Oh Mann…
Schrecklich simple Dialoge
Schön ist zwar, dass die möglichen Antworten nicht farblich markiert oder moralisch sortiert werden. Aber es gibt einfach zu wenig interessante Gespräche, dafür viele in die Länge gezogene sowie künstlich wirkende Dialoge, die eine finale Regie vermissen lassen. Manchmal schüttelt man den Kopf, weil Situationen so hölzern überleiten. Da soll ein Geheimnis draußen besprochen werden, aber es wird schon ausgeplaudert, bevor die Gruppe dort ist. Da poltert ein gerade erschienener kleiner Ritter Mors mit Hurensohn an, obwohl sein Lord daneben steht.
Hinzu kommen schwere Bugs: Es kann z.B. passieren, dass man eine Quest mit Mors nicht vollenden kann, weil beim Levelübergang zum Zielort aus einer Frau, die man beschützen soll, genau der Mann wird, der sie verfolgt. Hört sich blöd an, ist aber so – plötzlich hat man den Jäger in der Gruppe und kann die laufende Aufgabe nicht beenden. Selbst nach mehrmaligem Laden des Autosaves passierte immer dasselbe: Frau weg, Mann da, Quest nicht abschließbar. Erst nach einem Neustart der Konsole und erneutem Laden eines früheren Spielstandes war es möglich, die Quest ohne Wechselbalg abzuschließen. Gut, dass man mehrere Spielstände anlegen kann.
Tja, verpasst.... Gabs im letzten Humble-Bundle (pay what you want) zusammen mit einigen anderen Spielen Habs zwar gekauft, aber auch noch nicht gespielt ^^
Mal schauen obs das mal irgendwo günstig gibt...
ich hänge leider bei einem Kampf, und ich schaffe ihn einfach nicht,
scheisse dass ich so die Story nicht weiterverfolgen kann
Zumindest für die Story lohnt es sich wirklich.
Aber sehr viel Spielspaß hatte ich net...