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Gran Turismo 7 im Test: 4.000 km und ein PR-Stunt später

Rund 4.000 abgespulte Kilometer und etwas mehr als einen Monat nach Erscheinen ist es angebracht, das immer noch recht neue Rennspiel Gran Turismo 7 für PS4 und PS5, einer Bewertung zu unterziehen – unter Berücksichtigung des Spielzustands und des jüngsten Updates. Was ist geblieben vom ausufernden Hype, der bei den Fans das Benzin im Blut zum Launch hochkochen ließ?

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Logisch, dass es sich viele Zocker nicht nehmen ließen, die BlueMoon-Piste in der Panamerikanischem Meisterschaft mit dem „Gummiband-Trick“ automatisch immer und immer wieder abzuspulen. Am Steuer eines Dodge Tomahawk S-VGT bringt ein erster Platz hier etwas mehr als 50.000 Credits, bei einem zeitlichen Einsatz von nur rund vier Minuten. Ich habe leider zuerst den Dodge Tomahawk X-VGT für dieses Event angeschafft, nur um dann zu merken, dass es kein für die Veranstaltung zugelassener Wagen ist. Egal…

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BMW M6 GT3 und Lamborghini Huracán GT3 im direkten Duell. Der dabei entstehende Motorensound ist ein Fest für die Ohren. © 4P/Screenshot

Der durch den Patch entstandene Aufruhr blieb auch bei den Entwicklern nicht ungehört. Sich dann allerdings vom Chef-Entwickler sinngemäß anhören zu müssen, dass „der Wert und der Weg zur Anschaffung eines teuren Autos mit Absicht so gestaltet wurde, damit sich Spieler mehr freuen, wenn sie die notwendige Kohle endlich auf dem Konto haben“, hat den Bogen überspannt. Als die negativen User-Bewertungen in einschlägigen Aggregations-Portalen Überhand nahmen und sich GT7 mit einem User-Score von 2.0 begnügen musste, schob man hektisch ein Statement nach. Es wurde versichert, dass die künstliche Verknappung der Gewinn-Ausschüttungen beobachtet würde, ein neues Update soll den Fauxpas vergessen machen. Und genau dieser Patch, auf die Version 1.11, ist seit dem 7. April zum Download verfügbar. Die Gewinnsummen wurden nach oben geschraubt, gerade in der zweiten Hälfte der Karriere sammelt man nun wieder einfacher schnöden Mammon ein. Besonders die Streckenerfahrungen – wohl dem, der mit dem Absolvieren gewartet hat – profitieren maximal von der Anpassung. Alle in der Streckenübersicht verfügbaren Prüfungen dieser Art zu vergolden, spült nun rund 43 Millionen Credits auf das Spieler-Konto. Das ist allerdings leichter gesagt, als getan. Bei den Missionen gibt es nun neue, einstündige Rennen, die ebenfalls für einen echten Geldregen sorgen. Neben kleinen kosmetischen Bugfixes sind allerdings auch weiterhin Teile des Spiels kaputt oder wurden nicht fertig programmiert.

Das Online-Debakel

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Der Scapes-Modus ist von gewohnt hoher Qualität und lässt besonders Racing-Fans begeistert zurück, die sich mit Fotografie bestens auskennen. © 4P/Screenshot

In Gran Turismo Sport war der Online-Modus das Herz des Spiels. Überhaupt hat sich GTS in seiner Lebenszeit von einem hässlichen Entlein zu einem recht ansehnlichen Schwan entwickelt. Das dort neu eingeführte Bewertungs-system für die Online-Rennen mit anderen Spielern sorgte nach ein paar Wochen wirklich für einige der fairsten und spannendsten Duelle, die man sich als Rennspieler wünschen kann. Auch in einer privaten Lobby mit Freunden gab es dank ausufernder Einstellungsmöglichkeiten immer viel zu Lachen. Hier wurde in diesem Punkt dann fast alles geboten, was das Racer-Herz begehrt. Es ist nur logisch, dann in der Folge anzunehmen, dass die Online-Komponente auch im neuen Gran Turismo 7 wieder ein ganz starkes Stück wird – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Bekanntlich kam es anders, und zwar ganz anders. Auch nach dem aktuellen Update ist der Online-Modus kaum zu gebrauchen. In privaten Lobbies gibt es nach einem Rennen keine Möglichkeiten, die Strecke zu ändern. Von eigens erstellten Meisterschaften mit Boxenstopps, etc. können die Spieler sowieso

 nur träumen. Soll die Piste vom Host ausgetauscht werden, müssen erst alle Spieler aus dem Raum treten, die zuvor teilweise mühsam versucht haben, endlich hineinzukommen.

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Sieht man im Intro genau hin, lässt sich für einen Moment ein Blick auf die Doppelgängerin der jungen Angela Merkel erhaschen. © 4P/Screenshot

Klappt es dann endlich mal – wenigstens für ein Rennen –, zusammen an die Startlinie zu rollen, macht dem Spielspaß häufig ein mehr als wackeliger Netzcode einen dicken Strich durch die Rechnung. Dann bewegen sich die Boliden der anderen Teilnehmer seltsam hibbelig von links nach rechts, mit der Abbildung einer Fahrphysik von außen hat das nichts mehr zu tun. Auch das Bewertungssystem im GT-Sport-Modus fällt gegenüber dessen Einsatz in Gran Turismo Sport ab. Es scheint nun nicht mehr so granular, statt einer Weiterentwicklung also auch hier ein gefühlter Rückschritt. Kleine Rempeleien auf der Geraden, die bei hoher Geschwindigkeit unweigerlich zu einem Dreher beim Attackierten führen, werden weiterhin nicht geahndet. Auch hier ist also noch eine ganze Menge Arbeit notwendig, bis Gran Turismo 7 in den verschiedenen Online-Modi zu der Form aufläuft, die Spieler eigentlich von einem Spiel mit derartigem Produktionsaufwand erwarten sollten – und zwar von der ersten Drehung des Zündschlüssels an.

Kommentare

56 Kommentare

  1. Also ich muss jetzt mal Luft machen, Grafisch und auch vom Gameplay gutes Game, richtig gut! 10/10
    ABER !
    24 Tickets eingetauscht - 24x den geringsten Preis erhalten. Zufall? KLAAAAAR!
    Speziallizenz 8 auf Gold geschafft nach 2,5 Stunden try and error - DIsconnect ! Komischerweise ist aber mein FTP Server und meine Fritzbox online seit 48 stunden...
    Also nochmal.
    Das mit den Tickets ist noch akzeptabel, aber Online-Zwang das ich meinen erreichten Fortschritt speichern DARF für ein 70€ Spiel, ist ein klares KO Kriterium und ich rate zu diesem Zeitpunkt, JEDEM ! der es sich überlegt, davon ab das Spiel zu kaufen.

  2. Tokyo Speedway WTC 600, 2.5Mio Credits/Stunde.
    Ansonsten bspw. Ausdauerrennen in Le Mans mit 1,6Mio Credits/Stunde.
    Gibt noch einige Baustellen, aber die Creditausschüttung ist mittlerweile in vielen Rennen sehr gut. :)

  3. Ja, Nachtests wurden jetzt mal in den Raum gestellt.
    Bisher habe ich hier seit der Übernahme zwei Redakteure gesehen... hmm... Die Menge an Nachtests wird eher überschaubar bleiben, behaupte ich jetzt einfach mal so. :ugly:
    Es kann natürlich auch sein, dass der klassische Videospieljournalismus eine unerwartete Renaissance erlebt und hier demnächst sechsunddreißig neue Redakteure angestellt werden.
    Die Wahrscheinlichkeit für das Einfrieren der Hölle liegt aber mMn höher.

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