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Grim Dawn (Rollenspiel) – Mehr Beute geht nicht

Nahezu ohne große Ankündigung hat das Entwickler-Team von Crate Entertainment das 2016 auf dem PC erschienene Action-Rollenspiel Grim Dawn auf Xbox veröffentlicht – als Definitive Edition mitsamt aller Add-Ons und Upgrades. Da muss ich mich als Fan von Hack&Slays alter Schule nicht lange bitten lassen, denn dieses Spiel verdient auch auf Konsole einen Test.

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Alle, die nicht von (Auf-)Sammelzwang gepeinigt sind oder aber irgendwann Fünfe gerade sein lassen bzw. genug Geld durch Abverkauf des Inventars gesammelt haben, können dem aus dem Weg gehen, indem man entweder noch selektiver die Beute aufsammelt und ab Punkt X auf gewöhnliche oder magische Gegenstände verzichtet. Oder man konfiguriert sich die üppigen „Loot-Optionen“ so, wie man es braucht, dass einem nur die Gegenstände angezeigt werden, für die man sich interessiert oder die wichtig für den „Build“ der Figur sind. Denn neben den Beute-Festspielen ist es auch die umfangreiche Charakterentwicklung, mit der Grim Dawn punktet. Neun Klassen stehen zur Verfügung, die durchaus unterschiedliche Herangehensweisen mit sich bringen und von Distanz-Kämpfern, Zauberern, „Pet“-Klassen bis hin zu Nahkampf-Recken das klassische Repertoire abdecken. Man darf sich sogar recht früh noch eine zweite Klasse aussuchen und auf die aktiven und passiven Fähigkeiten beider Bäume setzen – insofern man sie nach einem Levelaufstieg entsprechend mit Fertigkeits-Punkten freischaltet und aufrüstet. Mit Glaubenspunkten kann man im viel zu großen Sternenbild-Bildschirm der „Hingabe“ weitere Buffs freischalten, welche die präferierte Spielweise unterstützen können. Und selbstverständlich lassen sich Waffen und Rüstungen durch von den Gegnern erbeutete Zusätze ebenfalls modifizieren. Da dies auch für epische oder Set-Gegenstände gilt, sind die Möglichkeiten, die einem zur Individualisierung der Charaktere zur Verfügung stehen, enorm.

Umfangreich, sauber und mit Luft nach oben

Bei der Pad-Kontrolle gibt man sich abseits der Menüführung und dem (ungefilterten) fitzeligen gezieltem Aufsammeln der Beute ebenfalls keine Blöße. Sauber und direkt lassen sich Standardangriffe ebenso gut setzen wie die mit Abkühlzeit versehenen Spezialangriffe oder die auch über bestimmte Gegenstände möglichen Sonderattacken. Ebenfalls schön: Man kann sich das Pad so belegen, wie man es möchte. So ergibt dann auch die umschaltbare Schnellauswahl mehr Sinn, die zwei Mal zehn Plätze anbietet. Von denen werden aber in der

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Die beiden Story-Erweiterungen „Ashes of Malmouth“ und „Forgotten Gods“ sind ebenso mit von der Partie wie der Arena-Modus „Crucible“. © 4P/Screenshot

Standardbelegung nur sieben verwendet – was im Normalfall für einen Großteil der Spielzeit ausreicht. Bei bestimmten Klassen-Kombinationen ist aber evtl. Bedarf da, mehr Aktionen parat zu haben sodass man von der freien Belegung Gebrauch macht. Und so fließen einem schließlich die Angriffe und Sonderaktionen aus den Fingern, man pflügt sich (ggf. auch kooperativ im nicht immer fehlerfreien Online-Modus) durch die Gegnermassen, zerlegt Bosse, sammelt Beute ein, rüstet auf, lernt neue Fähigkeiten (oder verbessert die vorhandenen) und der auf Hochtouren drehende Motivationskreis schließt sich. Inkl. der integrierten Add-Ons (und den Arena-Modus Crusade nicht beachtet) könnt ihr gut und gerne 60 Stunden für den Aufenhalt in der Welt von Grim Dawn veranschlagen. Wer sich zu den Komplettierern zählt, kann weit über 100 Stunden mit der Hauptquest, Ashes of Malmouth sowie Forgotten Gods verbringen – und das, bevor man sich an einen anderen Schwierigkeitsgrad oder eine andere Klassen-Kombination wagt.

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Das Gegnerdesign ist nicht nur bei den Bossen gelungen. © 4P/Screenshot

Und dass die Spielzeit wie im Fluge vergeht, liegt auch an der auf der Xbox Series X sauberen, wenngleich bei weitem nicht optimalen Technik. Über eine überwältigende Mehrheit der Zeit läuft Grim Dawn flüssig – ungeachtet der Anzahl an Gegnern oder eingesetzter Effekte auf dem Bildschirm. Die dementsprechend seltenen Performance-Einbrüche sind absolut verschmerzbar. Schade ist allerdings, dass der Titel definitiv nicht auf 4K optimiert ist. Die 1080p bei großteils stabilen 30 Bildern bilden gerade mal das erträgliche Minimum ab und scheinen ein Zeichen dafür zu sein, dass Crate den Titel auch unbedingt auf der Standard-Xbox-One lauffähig machen wollte. Ob die Performance dort auch in Ordnung geht, können wir allerdings nicht sagen. Es wäre wünschenswert, wenn das Team nicht nur eine Optimierung der Schriftgröße auf der To-do-Liste hätte, sondern sich auch in absehbarer Zeit um eine Series-X|S-Optimierung kümmern könnte. Denn in voller 4K-Auflösung, mit geglätteten Kanten und (man darf ja noch träumen) 60 statt 30 Bildern pro Sekunde könnte Grim Dawn zu einem Fixstern am Action-Rollenspiel-Firmament werden. Vor allem auch, wenn man den Netzcode optimiert. Denn so schön das Angebot auch ist, mit anderen Spielern gemeinsam die Spielwelt zu durchforsten und von der Monsterbedrohung zu befreien, so nervig ist es, wenn man unvermittelt in manchen Fällen aus der Verbindung geworfen wird und wieder in der Lobby landet. Wenn es allerdings läuft, dann läuft es passabel. Dennoch ist es schade, dass man keinen Couch-Koop anbietet. Dennoch ist Grim Dawn für mich ohnehin ein Titel, den man solo in seinem eigenen Tempo genießen sollte und der erst dann seine ganzen Stärken zur Entfaltung bringt.

Kommentare

143 Kommentare

  1. Habe diese News gerade eben gesehen und freue mich riesig.
    Es wurde ja schon ein etwas größerer Patch vermutet aber dass es dann gleich ein neues Add On ist, habe ich nicht erwartet.

  2. Man muss fairerweise aber auch erwähnen, dass zumindest das Hauptspiel von Grim Dawn nahezu ununterbrochen irgendwo in nem Sale ist, sei es auf Steam oder GoG oder sonstwo, und das auch zu Spottpreisen von unter 5€.
    Ist trotzdem eine stolze Zahl, und hoffentlich sorgt das irgendwann in der Zukunft auch für einen Nachfolger, der die Schwächen ausbügelt.

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