Ein Container kommt selten allein Aufnehmen, stapeln, ordnen – der Berufsalltag ist monoton.
Den Container gibt es gerade mal 55 Jahre, was in der Jahrtausende alten Geschichte der Seefahrt eine recht kurze Zeit ist. Lange genug aber, dass man schon nicht mehr weiß, wie Fracht früher transportiert wurde. Bevor die seltsamen Blechkästen flächendeckend eingeführt wurden, musste man die Kisten, Maschinenteile oder Fässer einzeln verladen. Mit dem Container geht das heute viel schneller: Jetzt stapeln sich die hässlichen Dinger in jedem Hafen von Hongkong bis Hamburg, ohne dass sie einem noch groß auffallen würden. Dabei gibt es neuerdings sogar welche mit eingebautem Kühlsystem, mit Rettungsausstattung fürs Rote Kreuz oder gar als Notunterkunft.
Diese hypermodernen Container sieht man aber nicht in Hafen 2011, wo nur Standardkisten vorkommen. Dabei ist der Container Hauptbestandteil der simplen Transportsimulation, denn man ist meist mit dem Verladen beschäftigt. Der Ort ist einem da fast egal, denn es gibt auch keinen Hinweis darauf, an welcher Waterkant man sich gerade rumtreibt. Die Silhouetten der Städte sind kaum zu erkennen, da die schäbige 3D-Grafik nicht gerade mit Details glänzt. So sind die 20 See- und Binnenhäfen, von denen auf der Packung die Rede ist, auch nur ein frommer Wunsch. Oder eben Auslegungssache, denn es gibt sie, auch wenn man nicht weiß, welcher wo ist. Und wo steht denn auch, dass es tatsächlich existierende Häfen sein müssen?
Öde Hafenarbeit
Einsam und allein am Hafen – und alle sehen gleich aus. |
Man beginnt also als Malocher im Hafen XY, der Mission für Mission absolvieren muss. Oder eher nachmachen, denn es geht eigentlich immer darum, dass man eine bestimmte Menge Container irgendwo hinbringt. Zu Arbeitsbeginn sind das drei Kisten per Kran auf den Frachter, der allerdings ein kleines Containerschiff ist. Statt der rund 11.000 Blechkisten, die auf die Emma Mærsk passen, dem weltgrößten Containerpott, fasst der hier grad mal ein paar Dutzend. Dann muss man fünf Container mit dem Gabelstapler an eine bestimmte Stelle bringen, was dank eingängiger Steuerung beim Aufladen sogar recht flott geht. Hat man einen Auftrag erledigt, kann man zuschauen, wie das Schiffchen ablegt, was aber nicht sonderlich beeindruckend aussieht.
Immerhin kann man dabei echte Fahrzeuge steuern, die auch auf einem richtigen Hafen vorkommen. So gibt es einen Reach-Stacker, ein besonderer Gabelstapler, der Sachen über Container hinweg anheben kann und beim Beladen von kleineren Schiffen zum Einsatz kommt. Allerdings ist das Fahren der Fahrzeuge kein besonderer Genuss, da die Bedienung hier nicht gerade reibungslos funktioniert und die tonnenschweren Karren kriechen. Zudem muss an mit seinem ungelenken Avatar immer wieder umständlich aussteigen, um die Karre zu wechseln, was schnell langweilig wird. Leider endet so ein Einsatz nicht immer wie geplant, da oder der lahme Hubwagen nicht mehr vom Fleck kommt oder das Spiel schon mal unvermutet abstürzt und man sich in Windows wieder findet.
Der Langweile könnte man entgehen, wenn man sich für den Wirtschaftsmodus entscheidet. Doch auch hier macht man immer dasselbe, wenn auch für Geld und auf Zeit. Kommt ein Schiff angeschippert, bekommt man den Auftrag schnell zwei Container abzuladen. Hier ist die größte Kunst, sich fürs richtige Fahrzeug zu entscheidend. Denn mit dem hohen Portalhubwagen kommt man halt nicht überall hin, zumal er auch lahm ist. Hat man den Auftrag erledigt, bekommt man Geld, das man ausgeben kann. Oder man wartet einfach, bis es für ominöse Reparaturen draufgeht. Der so genannte „Wirtschaftsmodus“ ist letztlich ein Witz.
Lächerliche Physik
Wie kann man feststellen, dass es sich um eine Billigsim handelt? Ganz einfach, man macht den Zerstörertest! Wenn
Es gibt quasi keine Physik, keine Kollisionen, keine Unfälle. |
sich partout nix zerstören lässt, dann ist es ein Billigspiel. So ist es auch bei Hafen 2011, denn Zerstörungswütige werden hier nicht mit einer physikalisch authentisch wirkenden Umgebung belohnt. Nicht mal annähernd. Es kracht überhaupt nicht, wenn man mit dem Gabelstapler gegen ein Haus rast, der selbst nur Keuchlaute von sich gibt. Vielleicht liegt es daran, dass er eher schleicht als rast. Schon eher klingt es, als sei ein Kleinkind mit einem Dreirad gaaanz laaangsaam gegen einen Karton gedonnert. Es passiert rein gar nix; weder splittert der Container noch verformt sich gar das Gefährt oder ein Kran fällt um.
Und ganz ähnlich ist es, wenn man sein Fahrzeug mal ins Hafenbecken versenken will, was in einem waschechten Hafen schon mal vorkommen soll. Es geht nicht, da man jäh gestoppt wird. Von einem authentischen Eindruck ist man auch meilenweit entfernt, wenn man mal das Vehikel verlässt, denn der Typ sieht einfach lächerlich aus. Er erinnert eher an eine unförmige Playmobilfigur denn an einen Hafenarbeiter. Dazu passen auch die roboterhaften Bewegungen; er bewegt sich zudem so langsam, als hätte er gleich Feierabend. Per Beschleunigungstaste gewinnt er an Fahrt und kommt endlich am nächsten Fahrzeug an. Die immergleiche Umgebung lädt also nicht gerade zur Erkundung ein, sondern eher zum schnellen Feierabend.
ich finde es lobenswert das man sich auch für solch einen müll die zeit nimmt und ihn testet.
man muß ja bedenken das sich sowas recht gut verkauft (nein, keine echten zocker, aber eltern die vom kind genötigt werden ein spiel zu kaufen).
und da habe ich zumindest doch die hoffnung das hin und wieder so ein potentieller käufer sich vielleicht nochmal nach dem produkt vorher im internet erkundigt und dann so eine wertung sieht.
also, weiter so 4players!
So langsam ist auch mal wieder gut. Am Anfang waren diese Zerrisse ja ganz witzig, aber langsam hat man genug. Jeden sinnfreien Simulator müsst ihr auch nicht testen, das Zeug interessiert i.d.R. doch eh kaum einen. Selbst der scheinbar supertolle Bussimulator ist ein reines Nischenprodukt, weil wohl kaum jemand tatsächlich am PC Busfahrer spielen möchte.