Viele Rockstars lassen bekanntlich ganz gerne mal die Sau raus: Wilde Partys, zetrümmerte Hotelzimmer, Drogenrausch – das Übliche halt. Kein Grund, einen Auftragskiller zu rufen. Doch wenn ein ermordetes Hollywood-Sternchen hinzu kommt und das Verbrechen daraufhin vertuscht wird, ruft es die ICA auf den Plan. Jordan Cross, Leadsänger der aufstrebenden Indie-Band The Class, ist während des Streits mit seiner Freundin mindestens eine Sicherung durchgeknallt. Doch dank seines einflussreichen Vaters, dem Medienmogul Thomas Cross, und des gewieften Anwalts Ken Morgan wurde der Mord nach den Ermittlungen als tragischer Unfall deklariert.
Wie es der Zufall will, befinden sich der Sänger und Anwalt zur gleichen Zeit im gut ausgestatteten Himmapan Hotel und Resort in Bangkok, während der Medienmogul sich schon vor langer Zeit auf seinem privaten Anwesen abgeschottet hat und selbst für die ICA kaum zu fassen wäre. Trotzdem: Die Gelegenheit ist wieder einmal günstig, immerhin zwei Verbrecher ihrer Strafe zuzuführen, um der Familie des getöteten Starlets einen Hauch von Gerechtigkeit zurückzugeben, die es bei der Morduntersuchung nicht gab.
Kaum kulturelles Flair
Wie immer stehen dem Agenten zahlreiche Waffen, Gimmicks, Verkleidungen und Gelegenheiten zur Verfügung, wie man sich den Zielen nähern und sie schließlich eliminieren kann. So sorgt man u.a. als Koch für die Kuchendekoration zum 27. Geburtstag des Rockstars, stellt sich der Band als neuer Drummer vor, inszeniert eine elektrisierende Gesangsperformance oder verwickelt den Anwalt in einen explosiven Souvenirkauf. Es macht immer noch Spaß, mit all den Möglichkeiten zu experimentieren, die große Hotelanlage zu erkunden und Gesprächen zu lauschen, obwohl sich viele Elemente mittlerweile wiederholen und selbst bei den Unfällen die Kreativität zunehmend auf der Strecke bleibt. In den vorherigen Episoden hatte man mehr und vor allem coolere Möglichkeiten, die Ziele stilvoll um die Ecke zu bringen.
Darüber hinaus kann dieses Mal auch der Schauplatz nicht richtig begeistern. Vom kulturellen Flair eine Thailand bekommt man höchstens im Ansatz etwas geboten, wenn man seinen Blick auf die Skyline und die Tempelanlage am anderen Flussufer richtet. Die Hotelanlage hätte dagegen auch an nahezu jedem anderen Fleck auf der Erde errichtet werden können und hat weder etwas Besonderes noch ist sie übermäßig luxuriös. Tatsächlich erinnert der Schauplatz oft an das Anwesen in Paris, ohne dabei aber dieses spezielle Flair wie die Modenschau zu bieten. Ärgerlich zudem, dass die Technik vor allem auf der PS4 den Eindruck hinterlässt, eher eine Beta zu spielen. Häufig treten Soundaussetzer auf und es kam öfter vor, dass Personen in einem anderen Stockwerk plötzlich auf meine Anwesenheit reagierten und die Aufmerksamkeits-Symbole zusammen mit dem typischen Soundeffekt erschienen. Die schwankende KI-Qualität und vereinzelte Probleme bei der Kollisionsabfrage treten ebenfalls wieder auf, doch immerhin scheint man mittlerweile die Ladezeiten ein wenig reduziert zu haben. Von mir aus dürfte es aber speziell auf den Konsolen trotzdem noch etwas schneller gehen… Selbstverständlich warten neben der Story-Mission auch weitere Escalation-Aufträge und das nächste schwer zu fassende Ziel ist ebenfalls schon wieder in Sichtweite.
Ich muss sagen, nachdem ich mich mehrere Stunden durch den neuen Level "gearbeitet" habe, finde ich auch den sehr gut gemacht. Im Gegensatz zu anderen Spielen dauert es selbst bei all den angezeigten Opportunities und Challenges eine ganze Weile, bis man herausgefunden hat, wie die ganzen Zahnrädchen in der Mission ineinander greifen. Merkt man bei der Mission am besten, wie ich finde. Schön ist die kleine Anspielung auf Teil 2 mit dem Toaster und der Ente in der leeren Wanne. Jetzt fehlt nur noch die Rettung von Agent Smith.
Schade ist nach wie vor, dass immer in Englisch gesprochen wird, die Wachen immer gleich klingen und die Sprüche sogar größtenteils aus Hitman Absolution stammen. Das ist wirklich mager und passt überhaupt nicht zu den großen und durchdachten Schauplätzen. Die Immersion war in den ersten drei Teilen sehr viel besser, da immer die jeweilige Landessprache gesprochen und es im Untertitel übersetzt wurde. Aber wenn man den Aufbau der ganzen Gespräche, und in der neuesten Mission sind das wirklich viele, verfolgt, wird sich daran wohl leider nichts mehr ändern.
Geld statt schnöder unlock-Punkte verdienen und damit nach Belieben Equipment verbessern war definitiv motivierender. Ich kann mich nicht mehr dazu durchringen, Missionen auf vom Entwickler bestimmte Weise zu erledigen, um dieses oder jenes freizuschalten.
Auch das "Fahndungssystem" fehlt mir. In der ersten Mission Zeugen hinterlassen? Tja, viel Spaß in der Zweiten.
Auch das Durchballern ist jetzt nur noch ein Krampf, bei dem man ohne systematische KI-Exploiterei nebst Türencamping kein Land sieht.
Das sind alles so "Kleinigkeiten", die mir den neuen Hitman, trotz wirklich toller Schauplätze und Möglichkeiten, gründlich versauen. Vom Episodenformat und von der Performance hab ich dabei noch gar nicht angefangen...
Hitman: Blood Money ist und bleibt der beste teil!.