Gib Bleifuss!
Sie machen es einem nicht leicht, aber scrollt man auf der offiziellen Firmenwebseite der Rennspielprofis von Milestone gaaaaanz nach unten, taucht kurz vor Schluss ein besonderer Name aus der Frühzeit des Studios auf: Screamer. Dieses Spiel kennen deutsche PS-Freunde als Bleifuss – Ende des Jahres 1995 sahnte der PC-exklusive, superschicke Arcaderaser Traumwertungen en masse ab und brauste direkt ins (damals 15-jährige) Herz des Autors. Ähnlich ging es übrigens Paul, weswegen er schon 2012 diese kleine Liebeserklärung an das Rennspiel verfasste.
Nach mehreren Bleifuss-Episoden schwenkte Milestone in Richtung echter Motorsport und beackerte seitdem so ziemlich jede Facette davon – z.B. in Racing Evolutione, S.C.A.R., zig MotoGP-Titeln, den SBK- und WRC-Reihen, Gravel sowie zuletzt vermehrt MXGP und Ride. Und zack, kommt mit Hot Wheels Unleashed ein waschechter Arcaderaser mit Spielzeug-Anstrich daher, den ein Hauch von Micro-Machines- oder Re-Volt-Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen umgibt. Natürlich ist Hot Wheels Unleashed nicht das erste Rennspiel mit der berühmten Spielzeug-Lizenz im Rücken, aber sicher das ambitionierteste. Abgesehen von Forza Horizon 3s Hot Wheels-Erweiterung kamen Fans der kleinen Flitzer ihrem Traum von der Versoftung der Marke nie so nahe. Das liegt natürlich auch am eingebauten Strecken- und Lackierungseditor, den ich später noch genauer beleuchte.
Vollgas!
Doch sprechen wir zuerst über das Rennspiel Hot Wheels Unleashed. Genre: Arcade. Motto: Vollgas mit Driften. Driften wozu? Um elegant um die Kurven zu schlittern und den Boost aufzuladen. Wozu das? Für noch mehr Tempo natürlich. Sehr praktisch, um Gegner aus der Bahn zu schieben, nach einem Crash wieder zu beschleunigen oder ohne Geschwindigkeitsverlust steile Loopings anzufahren. Die Mini-Boliden unterschieden isch erstaunlich deutlich voneinander, manche fühlen sich schwerfällig an oder brechen leicht aus, andere kleben satt auf dem Asphalt…pardon…Plastik und haben ein sehr verzeihendes Kurvenverhalten. Auch gibt es verschiedene Boostmechaniken – während ein Flitzer nur eine Leiste aufbaut, die man jederzeit in Minischritten fein dosiert nutzen kann, hat der andere zwei, drei oder sogar fünf große Boost-Blöcke, die jedesmal voll reinhauen.
Waffen, Defensiv-Items oder andere aufsammelbare Gimmicks gibt es im Spiel nicht, neben Beschleunigungsstreifen, bremsenden Sperren oder Turbofelden sind es vor allem ein paar Actionelemente (z.B. Riesenspinne, die Klebenetze auf die Fahrbahn spuckt), die für Kurzweil sorgen. Trotzdem ist Spielerlebnis ein recht überschau-, kalkulier- und erwartbares: Wer solide driftet, reichlich boostet und es vermeidet, Rampen zu verpassen oder bei Sprüngen abseits der Strecke zu landen, der kommt auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad meist zügig aufs Podium. In dieser Hinsicht macht Hot Wheels Unleashed nichts falsch, schafft es aber auch nicht, den Spieler so richtig mitzureißen. Das Kursdesign reiht sich da nahtlos ein: Das meiste gefällt, wenig sticht hervor. Schade finde ich die langweiligen Boss-Rennen in der Einzelspieler-Karriere: Zwischen den Standard-Rennen und Time-Attack-Fahrten auf einer Stadtkarte gibt es ein paar als Boss-Treffen gekennzeichnete Aufgaben – dort warten allerdings keine echten Rivalen in cool getunten Hot-Wheels-Karossen, sondern lediglich kniffligere Standardrennen.
Klammheimlich wurde am 19. Oktober der Nachfolger Unleashed 2: Turbocharged veröffentlicht.
Und es ist... na ja. Unleashed 1 mit nur anderen Gegenden, anderen Fahrzeugen, und einer handvoll Neuerungen fürs Gameplay, etwa der Einführung neuer Eventtypen, Levels die einen mit Geld und anderem Kram überschütten, Skillpunkten fürs Feintuning, und manuelle Sprünge, die man mit Boost benutzen muss. Ist im Grunde ein Vollpreis-DLC. Ob man nochmal 50 Rubine für hinblättert, muss jeder selbst wissen.
Ich habe es gekauft weil Unleashed für mich immer noch einer der besten Arcade-Racer überhaupt ist und Unleashed 2 macht nicht weniger Spaß. Tatsächlich erlauben die Boost-Sprünge mehr Freiheiten beim Streckenbau und mit den Skills kann man Fahrzeuge spezialisieren. Auch der Grind wurde deutlich zurückgefahren, sodass man ein Fahrzeug mit lediglich drei Rennen schon auf die höchste Stufe verbessern kann.
Wer Unleashed 1 mochte, dürfte auch Unleashed 2 mögen.
Mit dem kostenlosen Racing Season-Update wurde nun das Grinding-Problem behoben, wodurch man nun mit Geld und Zahnrädern nahezu überschüttet wird.
Endlich kann man seine Sammlung vollenden und maximal verbessern.
Hab mir das Spiel mittlerweile gekauft und es macht schon wirklich Spaß. Bin allerdings auch noch nicht im Grind angekommen und noch in der "City" beschäftigt. Da komme ich aktuell aber auch nicht weiter, weil alle Straßen momentan mit einem ?-Geheimnis enden. Was muss ich denn da tun damit es da weitergeht? Die "Info" verrät nicht wirklich etwas.
In dem Spiel läuft Metallica? Also bisher hab ich nur seichtes Elektrogedudel als Soundtrack gehört.Klingt nicht gut.
Community Course sind halt selbst gebaute Strecken die dann Online zur Verfügung stehen? Ich dachte durch den Editor gibt es genug Abwechselung.
Bei Grinding und Ingame-Währungen, die sich nicht ausschließlich offline erspielen lassen bin ich immer skeptisch. Schade um das Spiel.