Verweht, zerbrochen, vermutlich uralt – die steinernen Überreste einer Zivilisation ragen aus dem Sand. Es könnte eine Stadt oder eine Tempelanlage gewesen sein. Man erkennt orientalisch anmutende Ornamente, aber kann sich keinen Reim darauf machen. Man sieht weder Pflanzen noch Tiere. Aber was ist das? Da hinten flattern Vögel, nein: Stoffe im Wind! Die kleine Gestalt nähert sich, plötzlich glimmen die roten Flicken silbrig, jagen auf ihren Schal zu – dort verschmelzen sie wie Runen oder Hieroglyphen. Aber was haben sie zu bedeuten? Aha: Ab sofort kann sie auf Knopfdruck fliegen.
Allerdings nur für kurze Zeit, denn mit jedem Meter in der Luft verglühen die Symbole auf dem Schal. Man speichert nichts, man steigt nicht auf, man lässt sich quasi kurzfristig helfen. Könnte man damit nicht diese Plattform dort oben erreichen? Ja, und wenn man den Abstand zu den nächsten Stoffen richtig einschätzt, kann man ihn direkt zum Weiterfliegen nutzen. Falls nicht, versucht man es nochmal oder läuft einfach weiter. Man kann nicht springen, aber man darf auf den wabernden Bodenwellen im Sand surfen. Hey, der Schal wächst sogar mit der Zeit, das macht mich etwas schneller! Das Fliegen öffnet allerdings nicht nur ganz neue Wege in der Vertikalen, wenn man enorme Höhen in monumentalen Anlagen oder zerklüfteten Gebirgen erreicht, es sorgt auch für Begegnungen der genähten Art: Es gibt Lebewesen aus Stoff!
Der majestätische Drachenteppich
Da wären zunächst die quallenartigen Wesen, die in der Luft schweben und die man als Plattform zum Aufladen seines Schals nutzen kann. Und manchmal fühlt man sich tatsächlich wie unter Wasser, wenn Stoffbahnen wie Algen nach oben schlängeln, bei jeder Berührung zucken und glitzern. Irgendwann lernt man zusätzlich zum Fliegen noch das Rufen: So kann man auf Knopfdruck viele Runen auf einmal einsammeln und sich in die Höhe katapultieren – je länger der Schal, desto größer der Radius. Noch interessanter sind die fliegenden Teppiche, die wie Mantas heran rauschen und in hohen Tönen wie Delphine kommunizieren. Sie scheinen die kleine Gestalt freundlich zu locken und zu leiten. Man kann mit ihnen fliegen, sich in der Luft aufladen und so noch länger Teil ihres Schwarms sein – ein tolles Gefühl.
Aber nicht so erhaben wie der Flug auf einem riesigen Wesen aus Stoff, der mit der kleinen Gestalt auf dem Rücken wie ein Drache durch die Luft gleitet. Es macht unheimlich Spaß, einfach mit ihm über die weiten Landschaften zu segeln, Ausschau nach interessanten Orten zu halten. Man hat keinerlei Missionsziel, doch es gibt immer wieder natürliche Fixpunkte, die einen magisch anziehen und kleine Aufgaben: Mal muss man lediglich eine Route finden, Stoffe durch Berührung aktivieren, eine mehrteilige Brücke aus Teppichen bilden oder einen gigantischen Turm in die Höhe bringen. Man kann auch Slalom durch einen Hindernisparcours fahren und immer wieder über diesen Sand staunen, der noch nie so feinkörnig, so zauberhaft in einem Videospiel aussah.
Perfekte Grafik, toller Sound, gute Steuerung, fantastische Multiplayereinbindung und sehr emotional berührend. Die letzten Level waren unglaublich intensiv. Ich glaube dieses Nischengenre ist sehr polarisierend. Viele sagen SotC sei eins der besten Spiele aller Zeiten und ich lege es sehr genervt nach 2 Stunden weg, nun bei Journey bin ich emotional berührt und begeistert. Das war das erste Spiel, was für mich ein Kunstwerk darstellt :3
Geht mir ungefähr gleich. Während ich bei Flower nach wie vor 1-3 Woche entspanne, liegt Journey nach wie vor auf der Playse und wird keines Blickes gewürdigt. Ich hab ein einziges Mal für 5-10 Minuten reingeschaut, aber es ist noch langweiliger als die erste Geschwindigkeitsstufe von Pong. Ich kann dem Spiel absolut gar nix abgewinnen. Und nur für die gute Musik schalte ich es nicht ein. Ich weis nicht ob manche Menschen das Werk als eine Art "Kunst" sehen, aber als jemand der z.B. mal so gar nix für Kunst (besser gesagt das was heutzutage schon als Kunst gilt) übrig hat, kann es sein das es auch daran liegt.
So, hab mich noch einmal heute dran probiert. Mein Fazit: Interaktive Grafikdemo, verwirrend und langweilig, sodass ich mich sehr geärgert habe. Die "Companions", die ich getroffen habe, haben mir nicht geholfen, sondern mir die möglichen Aktionen weggenommen, ich habe sie also eher als Konkurrenten denn als Freunde wahrgenommen. Zumindest war's schon vorbei, bevor ich's völlig frustriert hätte ausmachen müssen. Flower empfinde ich als deutlich besseres Spiel.
Aber gut, dass die Empfehlungen von Jörg Luibl für mich meist das Gegenteil bedeuten, weiß ich ja schon.
Hab es jetzt mit der Collectors Edition nachgeholt und ich finde es auch richtig gut, allerdings halte ich 90% bei der Kurzenspielzeit für ein bisschen zu hoch. Nicht flasch verstehen man wird gute 2 Stunden unterhalten, aber 2 Level mehr hätten nicht geschadet.