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Kao the Kangaroo (Plattformer) – B-Prominenz zurück im Ring

Das Genre der 3D-Plattformer erfreut sich bester Gesundheit: Sieben Jahren nachdem Yooka-Laylee dem Hüpfspiel neues Leben einhauchte und alte Bekannte wie Spyro zurückbrachte, wagt sich mittlerweile auch die B-Prominenz zurück ins Rampenlicht. Wie sich das neue Abenteuer des boxenden Kängurus gegen Mario, Crash & Co. schlägt, das klären wir im Test.

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Die Standardgefechte taugen also lediglich als halbgare Boxeinlagen zwischen den Plattformen. Die Hüpfpassagen sind schon deutlich besser gelungen. Kaos Handhabung und die Kamerasteuerung erreichen zwar nicht die Griffigkeit und den Perfektionismus von Mario-Plattformern, nach etwas Feintuning im Menü ergibt sich aber ein gutes Gefühl beim sequenziellen Gehoppel. Schon nach kurzer Zeit hüpfe ich passgenau über Gruben, ausklappende Stachelfallen oder rotierende Riesenräder. Das unkomplizierte Entdeckergefühl spiegelt sich auch im beschwingten instrumentalen Soundtrack wider; echte Ohrwürmer sind mir aber nicht begegnet.

Überschaubare Fähigkeiten

Mein Lieblings-Feature sind die schön eingebundenen Elementarfähigkeiten: Sie werden direkt in den Levels eingesammelt und verwandeln die Handschuhe oder einen Bumerang in magische Schalter. So rufe ich etwa bewegliche Plattformen herbei oder aktiviere sie per Faustschlag. Hinter einem Geheimgang schnappe ich mir beispielsweise eine Frostkugel, um den See zu gefrieren. Zum Abschluss ziehe mit Windkraft einen Eisblock über die spiegelglatte Oberfläche. Über so geschaffene Treppen hüpfe ich in ein neues Areal und kraxle neben gefährlich spitzen Eiszapfen auf den Gipfel.

Kaos Klettertouren gehören zu seinen weniger gut polierten Fähigkeiten: Im Sprung greift das Känguru gerne mal daneben; auch ein Seilschwung lässt sich nicht so feinfühlig beeinflussen wie anderswo. Am Wegesrand offenbaren sich weitere Mängel beim Feinschliff: An manchen entlegenen Felsen kann ich einfach durch Objekte ohne Kollisionsabfrage hindurchlaufen oder stoße gegen unsichtbare Wände. Das ist nicht weiter tragisch, wirkt aber wie ein Bruch im Spieldesign, weil die geräumigen Oberwelten den Spieler prinzipiell zur Erkundung einladen. Zwischen urigen Strandnischen und hinter Wasserfällen warten einige versteckte Schätze und Runen auf ihre Entdeckung.

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Wortspiel für Kampfsportler: Kao wird auf Englisch wie „K.o.“ ausgesprochen. © 4P/Screenshot

Schön in die Umgebung eingebunden sind auch die geisterhaften Kristalle, die ich langsam und vorsichtig durch die Levels schleppe. Sie machen zum Beispiel andersweltliche Brücken überquerbar, die sonst nur schimmernd angedeutet werden. Solch ein Ebenenwechsel ist in der Welt der Plattformer freilich nichts Neues, das Prinzip sorgt aber auch hier für motivierende Puzzles auf einsteigerfreundlichem Niveau. Den eingestreuten Fluchtsequenzen hätte das Team aber ruhig etwas mehr Liebe gönnen sollen: In Schlidder-Rennen auf dem Eis oder beim Sprint zum unteren Bildschirmrand sind die Hüpfer lange nicht so routiniert aufeinander abgestimmt wie in Crash Bandicoot 4: It’s About Time. Auch das Grinden über Schienen geht nicht so flüssig von der Hand wie etwa in Ratchet & Clank: Rift Apart.

Technischer K.o.?

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Gute Taktik: In der Dschungelfabrik nervt Kao den Boss einfach so lange mit Sabotage-Akten, bis er persönlich zu einem Kampf aufkreuzt. © 4P/Screenshot

Grafisch ist Kaos neues Abenteuer ohnehin Welten von Insomniacs Prachtkulisse entfernt. In Ratchet & Clank: Rift Apart hatte ich förmlich das Gefühl, in einen spielbaren Pixar-Film abzutauchen. Kao wirkt danach wie ein grafischer Trip in die Steinzeit. Das gilt vor allem für die kniffligen Bonus-Level in der finsteren Leere, die ihrem Namen alle Ehre macht. Selbst die HDR-Beleuchtung auf der PlayStation 5 kann nur selten darüber hinwegtäuschen, wie grobschlächtig manche Polygone und Texturen ausfallen. Im Gegenzug könnte die grafische Anspruchslosigkeit der Performance auf älteren Plattformen helfen. Zum Start am 27. Mai gibt es Versionen für Switch, PS4, PC und die Xbox-Konsolen, für den Test habe ich auf der PS5 gespielt.

Kommentare

5 Kommentare

  1. Skidrow hat geschrieben: 21.06.2022 21:04 Jan Wöbbeking? Ist das nicht der, der damals den Test zu A Hat In Time "verbrochen" hat? Er ist bestimmt ein netter Kerl, aber als Spieletester hat er sich damit selbst diskreditiert. Ich erinnere mich noch an die hanebüchene Begründung von Jörg Luibi, so nach dem Motto: jeder hat mal einen schlechten Tag (völlig ok, aber dann schreibt man an dem Tag halt keinen Test).
    das ist jetzt fast 5 jahre her ?!
    du bist ja nachtragend... ;)

  2. Jan Wöbbeking? Ist das nicht der, der damals den Test zu A Hat In Time "verbrochen" hat? Er ist bestimmt ein netter Kerl, aber als Spieletester hat er sich damit selbst diskreditiert. Ich erinnere mich noch an die hanebüchene Begründung von Jörg Luibi, so nach dem Motto: jeder hat mal einen schlechten Tag (völlig ok, aber dann schreibt man an dem Tag halt keinen Test).

  3. Ratchet & Clank ist für mich mehr Actionspiel und nur danach Jump & Run.
    Kao freut mich. Endlich mal wieder ein schöner simpler 3D Hüpfer. Früher gab es mehr davon, aber heute sind die echt selten. Ich liebe die Einfachheit von Spyro, also werde ich bei Kao auch meinen Spaß haben.

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