Veröffentlicht inTests

Kingdoms of Amalur: Reckoning (Rollenspiel) – Kingdoms of Amalur: Reckoning

Wie lange ist es her, seit sich Fans von Fantasy-Action-Rollenspielen auf der Suche nach seltenen Beutestücken die Nächte um die Ohren geschlagen haben? Seit Sacred 2? Seit Diablo 2? Die von Big Huge Games (Rise of Nations) erdachten Königreiche von Amalur sollen alte Hack&Slay-Tugenden mit epischen Elementen verbinden.

© Big Huge Games / 38 Studios / Electronic Arts

World of FableCraft mit unsichtbaren Grenzen

Die effektgeladenen Kämpfe gehen locker von der Hand, sind aber unter dem Strich zu leicht.
Nach einem Kampf wartet meist üppige Beute – zu schade, dass die Benutzerführung im Inventar misslungen ist. © 4P/Screenshot

Wer steckt hinter dem visuellen Design? Tood McFarlane? DER Todd McFarlane? Der von Spawn? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sich 38 Studios und Big Huge Games den Art-Designer von Blizzard, genauer: World of WarCraft ausgeliehen haben, der mitunter einen Blick auf Fable 3 geworfen hat, bevor er die Welt von Amalur entworfen hat.

Dafür, dass ein derart bildgewaltiger Comic-Zeichner mit Hang zu Düsterem dahinter steht, ist das Design zu brav, zu gleichgültig, zu sehr auf den größtmöglichen Konsens getrimmt – oder auch kurz: nicht markant genug. Das erste große Gebiet, in dem man sich herumtreibt, ist hübsch – keine Frage. Die Big Huge Engine bringt Areale mit passabler Sichtweite und viel Bewegung hier und dort auf den Bildschirm – ich habe mich sofort in den bunten Welten wohl gefühlt und mich z.B. daran erfreut, wenn in einer Höhle die Flora auf meine schicksalhafte Anwesenheit reagiert und luminiszent aus dem Boden treibt. Pop-ups und mitunter springenden Schattenwurf kann man dabei allerdings ebenso beobachten wie leichte Bildrateneinbrüche bei großem Gegneraufkommen mit gleichzeitigem Einsatz von Spezial-Angriffen. Die grundsätzlichen Animationen und die Effekte bei den Kämpfen können sich sehen lassen, auch wenn die Mimik zu hölzern wirkt und den Unterschied zu den letzten Offline-Rollenspielen von Bioware sehr deutlich macht.

Austauschbare Fantasy

Und so sehr es mir Spaß macht, durch Sonnen durchflutete Wälder oder Nebel verhangene Flussläufe zu laufen, mich an den in der Welt verteilten Altären mit einer temporären Verbesserung („Buff“) auszustatten und mich an den schönen Lichteffekten zu erfreuen, so sehr ärgere ich mich darüber, dass die Welt Amalurs trotz aller Ansätze nicht eigenständig genug wirkt. Fable 3, Dark Souls und Skyrim, mit ein paar Einschränkungen sogar die Dragon Age-Serie und selbst Dungeon Siege 3 haben etwas Eigenständiges, das zusätzlich dafür gesorgt hat, die Neugier zu entfachen.

Dabei geht man hinsichtlich der Entscheidung „Offene Welt vs. Schlauchlevels“ einen interessanten Hybrid-Weg: Man kann ähnlich den Elder Scrolls jederzeit überall und (ohne Nachladen) die gesamte Welt bereisen, wird hier aber irgendwann durch die übermächtigen Gegner aufgehalten. Aber die Reise dorthin führt durch angenehm große Areale, die durch kleine Verbindungsschläuche verbunden werden. Diese werden übrigens gut kaschiert und z.B. als kleine Höhle oder durch eine Hügellandschaft führenden Feldweg getarnt, bei dem man rechts und links etwa zwei bis fünf Meter Platz hat.  

Offene Welt oder Schlauchlevels? Amalur bietet beides und nutzt Schläuche, um großräumige Areale miteinander zu verbinden.
Offene Welt oder Schlauchlevels? Amalur bietet beides und nutzt Schläuche, um großräumige Areale miteinander zu verbinden. © 4P/Screenshot

Aber gerade angesichts des interessanten (und vermutlich ressourcenschonenden) Ansatzes bleibt Amalur im ersten Gebiet in dieser Hinsicht einfach zu zahm, zu gewöhnlich. Erst mit dem Fortschritt in den zweiten großen Bereich, die kargen Wüsten von Detyre, die nicht nur von Untoten wimmeln, sowie den anderen Gebieten wird Reckoning eigenständiger – auch, weil das Gegnerdesign wie bei den übergewichtigen Wüstentrollen deutlich stärker skurrile McFarlane-Einflüsse zur Schau stellt. Dennoch sind Skyrim oder Dark Souls als bild- und erzählgewaltige Welt schlichtweg eine Stufe weiter .

Online-Einflüsse?

Liegt es vielleicht daran, dass man bei 38 Studios unter dem Codenamen Copernicus auch einen Online-Abstecher nach Amalur plant und daher einen World of WarCraftschen Wiedererkennungseffekt vor Augen hatte? Wenn dem so ist, ist es zwar logisch, dass man visuell keine zu große Diskrepanz zwischen On- und Offline-Amalur aufkommen lassen wollte. Dennoch wäre man besser beraten gewesen, diesem neuen Fantasy-Universum von Beginn an mehr Eigenständigkeit und kreatives Design zu spendieren.

  1. Stalkingwolf hat geschrieben:Story war schon etwas merkwürdig und es spielt sich etwas wie ein Singleplayer MMO.
    Aber das Kampfsystem machte das Spiel interessant und hat mich auch 80h beschäftigt.
    Das fasst es in meinen Augen gut zusammen. Teilweise schafft es das Spiel auch, eine wirklich coole Atmo zu erzeugen. Aber wofuer genau man jetzt Todd McFarlane und R.R. Salvatore bei diesem Spiel gebraucht hat, verstehe ich bis heute nicht.

  2. Gab damals ne Demo, die man eine Stunde lang spielen konnte. Gibt es die nicht mehr? Dann hättest du dir die 10 € nämlich auch sparen können, wenn du nach ner Stunde schon keinen Bock mehr hattest. Ich habs damals auch nicht länger ausgehalten ;)
    Und auch wenn ich bei KoA deiner Meinung bin: Farscape zu dissen macht dich aber gerade sehr unsymphatisch ;p

  3. Letztes Jahr hab ich es mal für einen Zehner eingepackt. Kann man nichts falsch machen, dachte ich mir. Tja, leider falsch gedacht.
    Das ganze Art-Design ist eine einzige Katastrophe. Alles ist auf niedlich und kindgerecht getrimmt und alles ist irgendwie nur quietsch-bunt, aber gleichzeitig wird eine ernsthafte Story präsentiert, die sich anscheinend an Erwachsene richten soll (USK-18-Einstufung). Aber die Dialoge und Texte sind auch nur mittleres Schüler-Niveau und setzen dem Ganzen damit noch die Krone auf.
    Da wirkt alles nur wie lieblos zusammen-geflickschustert.
    Zum viel-gelobten Crafting-System und den unzähligen Möglichkeiten im Spiel kann ich leider nicht viel sagen. Der Anfang hat mich komplett vergrault. Man soll ja keine Vorurteile haben, aber ich hab es nur mal eine Stunde angetestet und das reicht mir fürs Leben. Wirklich kein Wunder, der aktuelle Preis von 10€ und dass der Hersteller pleite gegangen ist.
    Der Creative-Director hat wirklich ganz schlechte Arbeit geleistet und die Geschäftsführung ebenso. Die hätte das von Anfang an erkennen müssen, dieses vollkommen unpassende Art-Design und die schlechten Dialoge.
    Ein guter Vergleich ist da in meinen Augen die SciFi-TV-Serie Farscape.
    Wurde ja von Vielen gemocht und die Autoren sollen da viele tolle Einfälle gehabt haben, wenn man die Fans so hört. Für mich wars einfach nur ein kurioser Mix aus SciFi und Muppet-Show. Von den Vorzügen hab ich dann nichts mitbekommen, weil ich das immer nur 5 Minuten am Stück ertragen konnte.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1