Und solltet ihr das Glück haben, einen weiter entfernt stehenden Kontrahenten mit dem Bogen in euer Blickfeld zu bekommen, passiert es immer wieder, dass der Gehrirnknirps auch bei Dauerbeschuss keine Anstalten unternimmt, euch anzugreifen oder gar auszuweichen. In diesem Zusammenhang wird es Bogenfanatiker wahrscheinlich stören, dass die abgeschossenen Pfeile keiner ballistischen Kurve folgen, sondern eher wie moderne Pistolenkugeln geradlinig ihr Ziel ansteuern. Da ich nicht zu dieser Gruppe gehöre, habe ich mich über diese Unkompliziertheit gefreut – obwohl trotzdem irgendwo ein etwas schaler Beigeschmack blieb.
Und wenn alle Stricke reißen, habt ihr im Spielverlauf Zugriff auf diverse Magietypen, die grafisch gut umgesetzt wurden und mal eure Lebensenergie auffrischen, mal die heranstürmenden Gegner braten.
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Unkomplizierte Action mit Widerhaken
Doch trotz sporadisch eingestreuter Rätsel, die allerdings wenig Denkeinsatz verlangen, der nach und nach fordernderen Kämpfe und der spannenden Bosskämpfe kann Knights of the Temple nur verhaltene Begeisterung hervorrufen.
An der akustischen Untermalung liegt es nicht: Der Schlachtenlärm mit klirrenden Schwertern und schreienden Gegnern bietet zwar auf lange Sicht keine Überraschungen, ist aber durchweg sauber produziert. Gleiches gilt für die jederzeit gute Sprachausgabe, die sich allerdings hin und wieder im Zusammenspiel mit den Untertiteln der Lächerlichkeit preisgibt: Wenn unser edler Ritter einen Schlüssel aufsammelt und dabei ein „Was könnte das sein?“ murmelt, während euch am unteren Bildschirmrand „Schlüssel für die Hintertür“ eingeblendet wird, kommt man um ein Schmunzeln nicht herum.
__NEWCOL__Die Musik hingegen ist tadellos: von dramatisch bis verhalten spannend wird ein jederzeit dichter und stets passender Melodienteppich gewoben.
Woran liegt es dann? Zum einen sicherlich an der nur spärlichen Interaktion mit der Umgebung. Denn obwohl die Entwickler zahlreiche Elemente eingebaut haben, die sich mit den Waffen formschön in kleine Teile häckseln lassen, bleibt der Eindruck von Sterilität zurück.
Zwar sind die Levels abwechslungsreich, in sich stimmig und größtenteils mit schönen Texturen tapeziert sind, aber auch hier wird auf lange Sicht zu wenig getan, um dem düsteren Mittelalter Leben einzuhauchen. Allerdings muss man sagen, dass die PC-Version im Vergleich zur Xbox nochmals grafisch nachgelegt hat und neben den höheren Auflösungen klarere Texturen bietet – und das alles bei angenehm moderaten Anforderungen. Ab einem 1 MHz-Prozessor, mind. 256 MB RAM und GeForce 3 seid ihr optimal gewappnet.
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Und auch wenn die FMV-Sequenzen wahrlich nicht berauschend sind, ertappt man sich immer wieder dabei, das Pad bzw. die Tastatur wieder in die Hand zu nehmen und sich durch den nächsten der über 20 Abschnitte zu metzeln. Denn irgendwo tief in mir schlummert ein verkappter Tempelritter, der allen Mankos zum Trotz Gefallen daran findet, sich durch Gegnerhorden zu metzeln, um die schöne Adelle aus den Klauen des Bischofs zu befreien. In sparsam aufgeteilten Dosen macht unkomplizierte Action einfach einen Heidenspaß.
Hm... hätte mir mehr von dem game erhofft.
Auf der Xbox konnten die Spieler bereits seit einiger Zeit mit Knights of the Temple ins düstere Mittelalter ziehen und Schwert schwingend die Gegnerhorden dezimieren. Nun ist der neue Titel der Enclave-Macher auch für den PC erhältlich. Im Test verraten wir euch, ob und was sich geändert hat, und ob das Hack&Slay auch auf Rechenknechten zünden kann.