Mann – jetzt schleicht der Typ schon wieder auf dem Gang vor meiner Tür rum! Er wohnt gegenüber, heißt glaub ich Tony und ist schlimmer als die Pest. Er scheint im Haus auf mich zu lauern, um mich anzuhauen.
Zeichnung von Tony: Manch einen Nachbar mag man und manchen eben nicht. So ist das in einem Mietshaus. |
Der Gelegenheitsmusiker hat irgendwie einen Narren an mir gefressen, nur weil ich ihm einmal geholfen habe. Hätte ich wohl lieber gelassen! Er ist ständig auf der Suche nach jemandem, dem er das Ohr voll quasseln kann. Meist geht es dabei um irgendwelche Gefallen, mit denen er einen austricksen will. Er braucht z.B. Kohle, um sie zu verzocken – seine Freundin hat mir erzählt, dass er alles beim Pferderennen durchbringt; ich soll ihm bloß kein Geld geben. Jetzt klopft er sogar bei mir an die Tür! Und wie ich ihn kenne, wird er nicht locker lassen, bis ich öffne. Ich brauche meine paar Kröten für die Miete, was ich ihm klarmachen muss. Nur wie?
So oder so ähnlich könnte es im dritten Kapitel lauten, in dem man Klette Tony loswerden muss. Denn es ist nicht nur ein spannendes Adventure, sondern auch noch interaktiver Psychothriller, den man nach jedem Kapitel im stilechten Hochformat nachlesen kann. Jeder schreibt quasi seine eigene Geschichte, denn diese unterscheiden sich – wenn auch meist nur geringfügig. Je nachdem wie man eine Sache angeht, gibt es bisweilen mehrere Wege zum Ziel. All diese Optionen werden auch dokumentiert, inkl. der Versuche, die man brauchte. Allerdings könnte das ruhig noch öfters vorkommen, denn die Stellen mit echter Wahl bilden eher die Ausnahme.
Ex-Hotel Cape West
Natürlich kann man nicht nur das Gewesene betrachten, sondern auch die Gegenwart spielerisch gestalten. Die
Zeichnung des Mietshauses: Das Haus in dem alles spielt, war mal ein schickes Hotel. Allerdings birgt es so seine Geheimnisse. |
meisten dürften daher den ausführlichen Romanteil rasch hinter sich lassen, der bloße Spielerei ist, und zum eigentlichen Adventure übergehen, das jedoch auch nicht heute, sondern 1980 in Los Angeles spielt. Der Held Kyle Hyde treibt sich auch dieses Mal ausschließlich in einem Haus rum, nur dass es eben kein Hotel mehr ist wie in Hotel Dusk, sondern ein Mietshaus. Dort lebt nicht nur der gutaussehende Detektiv, der einst Polizist war, sondern auch noch die sonderbarsten Typen neben einsamen Witwen oder ziemlichen Normalos. Und jeder der Bewohner birgt ein Geheimnis, das er einem erst verrät, wenn man artig nachfragt. Wie im richtigen Leben will jeder ernst genommen werden und reagiert ungehalten, wenn man ihn verletzt.
Zum modernen Film Noir wird das Ganze erst, als Kyle ein paar ebenso hübsche wie mysteriöse Frauen trifft, dem einen oder anderen Geheimnis auf die Spur kommt und ein paar ungenehme Dinge über seine lieben Nachbarn herausfindet. Scheinbar verschwand in dem einstigen Hotel vor Jahrzehnte ein wertvoller Edelstein. Kyle will ihn finden, was sich aber nicht einfach gestaltet, da das alte Gebäude abgerissen werden soll. Er hat bereits die Kündigung bekommen, die er aus dem Briefkasten fischte. Wo soll man daher suchen, wenn alles längst Legende ist? Zudem geschah wohl vor 13 Jahren ein Mord im Haus, über den nur wenig bekannt ist. Scheinbar wurde der Mann der Vermieterin getötet. Darauf angesprochen, gibt sie an, dass es nur ein Unfall gewesen sei – was ist wahr? Schließlich hat Kyle selbst ungelöste Probleme, wie etwa den brutalen Tod seines Vaters, bei dem es immer noch keine heiße Spur gibt. Vielleicht findet er ja im Haus versteckte Hinweise?
Allerhand zu tun
Was der Schnüffler abseits des großen Dramas noch im Haus findet, sind jede Menge kleiner Aufgaben, die erledigt sein wollen.
Zeichnung von Kyle: Um alle zufrieden zu stellen, muss sich der Held ganz schön reinknien, wobei er herum kommt. |
So will die Vermieterin unbedingt die letzte Rate, die noch aussteht. Leider ist der Detektiv grad knapp bei Kasse, weil es beruflich nicht läuft. Also muss Kyle seine halbe Wohnung auf den Kopf stellen, um die Kröten zu finden, die dann ins schmucklose Inventar wandern – vorher geht’s nicht weiter. Ein zweifelhafter Genuss, denn die Wohnung sieht nicht gerade detailreich aus. Die Macher scheinen nichts für schmucke Räume übrig zu haben, denn auch in Again waren die technischen Hintergründe eher bescheiden. Immerhin findet man alles, auch wenn zuvor umständliches Durchklicken angesagt ist – ein Hin und Her lässt sich nicht vermeiden, da man immer wieder an bereits besuchte Orte muss.
Hier stößt man auch auf aktive Minispiele, die auf dem Handheld unvermeidlich, aber auch ebenso rasch gemeistert sind. Da muss man schon mal Münzen aus einer Spardose bugsieren, was vollen Einsatz erfordert, aber auch durch eine intuitive Bedienung erleichtert wird. Bei solchen Passagen muss man alles selbst machen, so dass es hier mal nicht reicht, dass man wie sonst beim Adventure einfach den richtigen Gegenstand anbringt.
Natürlich gibt es auch richtige Rätsel, die aber meist schnell gelöst sind, da die Lösung offensichtlich ist. So muss man an einer Stelle ein runtergefallenes Puzzle wieder zusammensetzen – allerdings besteht es nur aus sechs Teilen. Immerhin sind die Rätsel abwechslungsreich, denn man muss immer wieder ganz verschiedene Dinge tun. Ob man ein Schloss öffnet, eine Abhörwanze sucht oder ein Kreuzworträtsel knackt; langweilig wird’s eigentlich nie. Zudem kann man an der einen oder anderen Stelle sogar ein „Game Over“ kassieren, wenn man sich für den verkehrten Weg entscheidet. Von den immer wieder neuen Aufgaben lebt die Motivation ebenso wie vom großen Mysterium des Cape West, hinter das man erst langsam kommt und das sich durchs ganze Spiel zieht.
Ein fantastisches Spiel - sehr empfehlenswert!!!
Das Spiel ist genauso genial, wie ich es erwartet hatte, in dem Vorgänger kündigt Martin Summer an, dass er einen eigenen Roman schreibe, der an Kyle Hyde angelegt ist und das stimmt. Der neue Roman nennt sich diesmal Last Window und erzählt die Geschichte der erlebten (durchgespielten) Kapitel.
Ich kann die Wertung von 84% nicht ganz nachvollziehen, glaubwürdiger wären 92%, da Last Window eine Steigerung zu Hotel Dusk erkennen lässt. Hotel Dusk hatte 90%, dennoch vermisste ich einige Dinge. Man konnte keine Gegenstände kombinieren und an Rätseln gab es nicht sehr viel Abwechslung, die es jetzt aber bei Last Window gibt. Außerdem gibt es jetzt noch die Anrufbeantworterfunktion und eine Möglichkeit bestimmte Gegenstände miteinander zu kombinieren. Was die Zimmer anbelangt, hatte ich den Eindruck, dass die Zimmer in Hotel Dusk noch billiger wären.
Die Videosequenzen sind im Vergleich zu Hotel Dusk deutlich detaillierter und dynamischer.
Wenn man euren Test liest bekommt man den Eindruck, das Spiel hätte deutlich Platin verdient, wieso gebt ihr diesem Spiel dann nur 84%, Another Code hätte z.B. niemals 90% verdient, wegen der ziemlich umständlichen Bedienung, da hätten die 84% gepasst.
Ich wollt grad sagen, die werden sich schon finden, ist ja nicht so, als ob die Leute dahinter im Nirvana verschwinden.
Hotel Dusk war echt super, schade, dass ich keinen DS mehr habe, allein für das Spiel würd ich ihn mir schon fast wieder anschaffen
Teile der Belegschaft sind ja schon bei Grasshopper.
Da wächst zusammen, was zusammen gehört. Wie bei Clover => Platinium
Es fühlt sich einfach ungerecht an, dass Cing ins Gras beißen musste... "Hotel Dusk" ist eines der besten Spiele, die ich spielen durfte, und "Last Window" wird auch gekauft.