Ich gebe ganz offen zu: Ich habe mit den Finessen des Radsports wenig am Hut. Ich kann vielleicht eine Hand voll aktiver Profis aufzählen, die meisten davon sind Briten. Und blickt man wie ich mit Vorurteilen behaftet auf die Geschichte der Toursieger, steht hinter viel zu vielen ein mehr oder weniger bestätigtes Doping. Aber ich kann auch mit rhythmischer Sportgymnastik, Eiskunstlauf, Dressurreiten, Turmspringen oder Kugelstoßen wenig anfangen und ertappe mich dennoch dabei, wie ich mal mehr, mal weniger gebannt bei Olympischen Spielen auf den Bildschirm starre. Dementsprechend schalte ich auch immer mal wieder in die Übertragungen vom wohl bekanntesten Radrennen der Welt rein. Es kann ja passieren, dass man Zeuge einer ungewöhnlichen Präsentation menschlicher Leistungsfähigkeit wird. Und abgesehen davon schaffen es die Kameras bei der Tour immer wieder, nicht nur Sportschicksale, sondern auch wunderschöne Landschaften einzufangen – wie z.B. bei der zweiten Etappe der diesjährigen Tour von Utrecht nach Zeeland in Belgien, das dieses Jahr Partnerland ist.
Ich war neugierig, wie das Team von Cyanide, das seit Jahren die Manager-Spiele rund um die Tour produziert, die Thematik für Konsolenspieler aufbereiten würde. Zwar haben sie sich bislang auch auf 360 und PS3 sowie letztes Jahr auch auf PS4 mit den Pad-Radlern beschäftigt, aber jene Versionen sind aus Zeitmangel an mir vorüber gezogen. Dementsprechend kann ich keine Vergleiche zur Version 2014 ziehen, sondern nur auf den gegenwärtigen Status eingehen. Und der ist zumindest visuell stark ausbaufähig. Zwar wird das komplette Fahrerfeld mit gut 200 Athleten auf den Bildschirm gebracht bzw. weitgehend akkurat berechnet, wenn man außer Sichtweite ist. Und das kann auf den ersten Blick durchaus beeindrucken. Doch sobald man die Details betrachtet, relativiert sich vieles. Die Zuschauer z.B. kommen aus dem Klonlabor und spulen die stets gleichen Bewegungsabläufe ab – auch wenn sie z.B. bei Bergetappen immer gleich und vor allem immer albern aus dem Weg springen. Die Detailarmut geht bei einem Autorennspiel vielleicht noch in Ordnung, da man im Sog der Geschwindigkeit ohnehin kaum Zeit hat, das Publikum zu betrachten. Doch wenn das Tempo irgendwo zwischen 20 und 40 Km/h liegt, fällt dieses Roboter-Verhalten der eineiigen Viellinge umso stärker auf. Doch nicht nur das: Man kann auch auf den modernen Konsolensystemen deutliche Pop-ups in nicht allzu großer Entfernung ausmachen, von Zeit zu Zeit zerreißt das Bild, es flimmert gelegentlich und zu allem Überfluss bleibt die Bildrate nicht immer konstant.
Taktik-Sport
Da man außerdem über einen eklatanten Großteil der Zeit damit beschäftigt ist, nicht nur auf die abwechslungsreiche Landschaft, sondern auch auf die strammen Waden der Radler zu starren, hätte es definitiv geholfen, den Sportlern mehr als eine einzige Hauttextur zu spendieren, bei der nur die Farbe variiert. Von aktiv unter der Haut arbeitenden Muskeln (oder zumindest einem visuellen Imitat dessen) möchte ich gar nicht anfangen. Auch individuelle Bewegungsabläufe z.B. beim Sprint wären wünschenswert. Oder visuelle Hinweise auf mögliche Erschöpfung der Gegner, die sich in einem unrunden Fahrstil äußern könnte. Aber auch hier ist ein Radler wie der andere und alle laufen geölt wie Kolben in einem Motor. Doch was das Spiel zur Tour visuell vermissen lässt, kann vielleicht doch die Mechanik ausgeglichen werden? Hier ist Cyanide definitiv auf dem richtigen Weg. Die taktischen Grundlagen, die für einen Etappen- oder Gesamtsieg wichtig scheinen, werden gut umgesetzt. Man muss den Energiehaushalt des jeweiligen Fahrers beachten und seinen Plan schon bei der Wahl der Verpflegung umsetzen (zwei „Riegel“ stehen zur Verfügung). So kann man z.B. die langfristige Ausdauer durch die Nahrungsergänzungsmittel wieder herstellen oder die kurzzeitige Sprintfähigkeit schneller regenerieren. Denn wer ständig nur an der Spitze in die Pedale treten möchte, ist irgendwann ausgepumpt und fällt unweigerlich in das Hauptfeld zurück – oder noch schlimmer.
hab früher häufiger TDF geschaut. So ne Gruppe an Fahrern (unterteilt in Teams) die zusammen durch die Pampa fahren, das hat irgendwie was abenteuerliches. Dazu ist es auch durch die verschiedenen Taktiken und Erfolgs-möglickeiten (Trikots, Tagessieger) immer recht spannend und interessant gewsen.
Da hab ich gerne mal mehrere Sommertage damit verbracht.
Aber momentan hab ich dafür keine Zeit mehr, Doping und krasse Verletzungen haben genervt, die großen Idole haben aufgehört und bin inzwischen auch einfach aus dem Thema raus.
Kommt mal wieder klar Leute.
Was anscheinend viele nicht beim Radsport verstehen, ist die Bedeutung des Luftwiderstands und dementsprechend die Rolle des Hauptfelds. Mit mehreren Leuten im Windschatten zu fahren ist eine immense Kraftersparnis. Man spart sich bis zu 40% Energie im Gegensatz zur Solofahrt.
Da ist es selbst als Amateur ein Leichtes mit dem Rennrad über die 50 km/h zu fahren (in der Ebene). Neben der Kondition und Fahrtechnik ist dann schon noch auch eine gute Taktik für den Erfolg wichtig. Es ist wie bei den meisten Sportarten: Erst muss man sie grundlegend verstehen und nachvollziehen können um sie zu mögen. Oder selbst mal probiert haben.
Das ist das größte Manko. Wer setzt sich schonmal aufs Rennrad der damit überhaupt kein Kontakt hat?
Dabei ist das Fahrgefühl auch einem Rennrad gigantisch. Federleicht, schnelle Beschleunigung, punktgenaue Lenkung und vor allem leichte Laufräder mit denen man über dem Asphalt hinwegschebt.
https://www.youtube.com/watch?v=dnCzG4fVRro
Ja, die Tour de France hatte in ihrer Vergangenheit ein Doping-Problem. Aber deswegen pauschal alle Teilnehmer der aktuellen Tour unter Generalverdacht stellen, geht gar nicht.
Ich schau aber lieber Wimbledon als Tour de France.
Interessante Vergleiche, es gibt zum Beispiel populäre Beispiele wo Ullrich und Armstrong jeweils aufeinander gewartet haben, wenn der eine gestürzt war oder einen Defekt hatte. Diese Anständigkeit gibt es dann nämlich auch. Es ist eine lächerliche Rechnung diesen "bösen" Menschen zu zeichnen der man ist wenn man dopt. Gerade der Radsport ist mit der Logik des Teamgedankens und des Pelotons da eine der Sportarten die im reinen Rennverlauf diverse Ehrenkodexe hat was man macht und was man nicht macht. Eben zum Beispiel direkter Konkurrent stürzt, da greift man nicht an, wenn Not am Mann ist leiht man dem anderem Team mal ein Ersatzrad oder gibt die Wasserflasche weiter usw.
Was den definitiv besten angeht, kann man darüber gerne diskutieren. Nenne mir den Fahrer der besser war als Armstrong. So gut wie seine gesamte Konkurrenz, die er klar dominiert hat, ist entweder vollständig des Dopings überführt oder zumindest unter erhärteten Verdacht geraten. Die These "er war der beste" ist kaum zu widerlegen ganz trocken und logisch betrachtet (denn ich war auch kein Fan von ihm als nichts von diesen Skandalen bekannt war). Aber wie gesagt...ohne was gegeneinander aufrechnen zu wollen, bin ich immer daran interessiert was mein Gegenüber, also in dem Falle du ronny, denn so für Sportarten gut findet und welche Athleten er mit diesen deinen doch recht hohen, um nicht zu sagen unrealistischen Maßstäben anfeuert.
Was aber den Rest angeht, finde ich deinen Vergleich falsch und zwar gleich doppelt. Wrestling ist ja kein Betrug, es ist Entertainment für die Leute die das gut finden (ich nicht). Das dort alles abgesprochen ist, wissen die Fans (wenn sie älter als 8 Jahre sind zumindest) und niemand wird hier wirklich über den Tisch gezogen. Es ist wie eine Art Theater.
Daher trifft das auch nicht auf den Radsport zu. Wenn man wie gesagt mal ausblendet das in einem Klima das systematischen Dopings Armstrong seine Konkurrenten sowieso nicht betrügen konnte, da er nur das gleiche gemacht hat wie sie, wenn man also das ganze wie du sieht....dann bleibt der Wrestlingvergleich immer noch falsch. Denn das Ergebnis der Tour ist nicht abgesprochen und war es auch niemals. Es war und ist stets ein Wettkampf den Armstrong lediglich klar dominiert hat, weil er eben der beste war. Das ganze würde völlig anders aussehen wenn zum Beispiel Jan Ullrich...