Mehr ist mehr
Lauscht ihr zur Abwechslung mal nicht dem Geplänkel von Aloy und ihren Freund*innen, dürft ihr die wildgewordenen Roboterdinos mit Pfeil und Bogen jagen. Im Gegensatz zu Horizon Zero Dawn erwarten euch in Lego Horizon Adventures aber gleich vier spielbare Charaktere, die sich dank verschiedener Waffen noch dazu allesamt unterschiedlich anfühlen: Während Varl mit Speeren wirft und Erend den Hammer schwingt, hüllt Teersa das Schlachtfeld mit Bomben in flächendeckende Explosionen.
Alle vier ziehen mit Aloys Fokus in den Kampf, der per Knopfdruck die Schwachstellen der Maschinen offenlegt, genau wie in der sieben Jahre alten Vorlage von Guerilla Games. Dank der Vogelperspektive ist das in Lego Horizon Adventures vereinfacht und gleichzeitig etwas unpräziser geworden, was den Spielfluss aber nie stört und auch das Erledigen von Gegnern kaum behindert. Grund dafür sind auch die Spezialwaffen und Geräte, die an die zahlreichen Gadgets aus Horizon Zero Dawn erinnern.
Neben Elementarpfeilen gehören dazu zum Beispiel explosive Fässer und Hot Dog-Wägen, Doppelsprungstiefel mit Feuerantrieb, Schwerkraftbomben sowie der überaus praktische Teiletrenner, der hier als eine brachiale Nahkampfkeule fungiert. Die Werkzeuge sind abwechslungsreich und kreativ, was das sonst eher simple Kampfsystem mit dem Zielen auf Schwachstellen definitiv noch eine ganze Ecke spaßiger macht.
Gespielt wird mit Scheuklappen
Die Kämpfe gegen Späher, Graser und Pirscher finden in Lego Horizon Adventures allerdings nicht in einer gigantischen Open World statt. Tatsächlich setzt das Klötzchen-Abenteuer auf eine missionsbasierte Progression in insgesamt vier Gebieten (Grasland, schneebedeckte Berge, Dschungel und Steppe). Muss ich zunächst noch entführte Dorfbewohner*innen aus den Griffeln von Kultisten retten, geht es anschließend auf die Suche nach Bauteilen für eine legendäre Waffe. Für den Abschluss jeder Mission winkt neben dem Story-Fortschritt auch einer der begehrten goldenen Steine.
Doch obwohl sich die offene Welt von Horizon Zero Dawn mit ihren unzähligen Fragezeichen Vorwürfe der Repetition gefallen muss, ist die Missions- und Levelstruktur von Lego Horizon Adventures noch viel eintöniger: Jeder Auftrag funktioniert nach demselben Schema und jedes Gebiet fühlt sich spielerisch genau gleich an. Ich laufe geradeaus, schaue mir gelegentlich eine circa fünf Meter lange Abzweigung an, wo eine Schatztruhe auf mich wartet, die aber eh wieder nur die immergleiche Spielwährung namens Noppen beinhaltet. Sammelobjekte oder wirklich gut versteckte Geheimnisse? Fehlanzeige.
Aber wo ist die Abwechslung?
Auf meinem Weg zum Ziel treffe ich außerdem kaum auf Hindernisse: Alle Nase lang gibt es einen kurzen Kampf gegen Roboterdinos und Kultisten, ansonsten heißt es über Seile balancieren und an Felswänden hochklettern, was wirklich keinerlei Herausforderung beinhaltet. Lediglich in den Brutstätten finden sich mal ansatzweise sowas wie Rätsel, wo ich mithilfe von elektrischen Bomben Schalter aktivieren muss, um Türen zu öffnen.
Auf dem Papier bieten die Spitzen-Maschinenjagden, bei denen ihr gegen besonders starke Maschinen in den Ring steigen müsst, um rote Steine zu erbeuten, etwas Abwechslung – auch die spielen sich jedoch in bereits bekannten Leveln ab. Habt ihr in einem Gebiet dann alle goldenen und roten Steine gesammelt, könnt ihr dort auf Expedition gehen und frei erkunden. Nur, dass sich das natürlich überhaupt nicht lohnt, außer, um mehr von den Noppen zu sammeln oder eure Charaktere aufzuleveln. Abseits vom Grind gibt es keinen Grund für eine Rückkehr.