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Lies Beneath (Shooter) – Schreck lass nach!

Der PC hat Half-Life: Alyx, doch womit vertrösten sich Oculus-Quest-Nutzer mit einer Vorliebe für knackige Shooter? Das derzeit vielversprechendste Exemplar heißt Lies Beneath und ist momentan nur fürs mobile Headset von Oculus erhältlich – inklusive finsterem Comic-Design und fieser Schreckmomente. Für den Test wagen wir uns in die Hafenstadt voller entstellter Horror-Kreaturen.

© Drifter Entertainment / Oculus Studios

Spring!

Empfindliche Naturen dürften hier im Minutentakt vom VR-Hocker springen: Mal sind es nur mutierte Kopfkrabben, die mich beim konzentrierten Balancieren übers brüchige Eis überraschen. Anderswo tut sich der geschminkte Gothic-Geist der Fabrikantin Nadia Sokolova direkt vor meinen Augen derart unerwartete Dinge an, dass ich schreiend zurückweiche. Ein Großteil der drückenden Atmosphäre wird dabei vom dichten Soundteppich erzeugt – inklusive dämonischem Windhauchen, Klackern sowie einer druckvoll klaren, räumlichen Abmischung. Auch das Fehlen eines Kabels hilft natürlich dabei, die Außenwelt komplett auszublenden.

Spielt sich all der Wahnsinn nur im Kopf der heimgekehrten Studentin Mae ab? Nach einem schweren Autounfall ist ihr verhasster Vater zumindest spurlos verschwunden und es gibt einen klaren Bruch in ihrer Wahrnehmung. Je tiefer sie sich in den Wald, die Höhlen und verwinkelten Fischerdörfer von „Slumber“ wagt, desto stärker sind die Orte aus ihren Erinnerungen mit finsteren Kreaturen übersät. Es ist bedauerlich, dass die Autoren trotz stilsicherer Einbindung schwebender Comic-Panels dabei so vage bleiben, denn die Geschichte selbst will auch nach Stunden nicht wirklich in die Gänge kommen (insgesamt ist man übrigens rund sechs Stunden unterwegs). Die negativen Erinnerungen an Ausflüge mit dem Vater, die dreckigen Sprüche der Seeleute am Kai, die kleinen Puppen, die immer wieder abgefackelt werden müssen: All das wird meist lediglich zum Rahmen fürs Dauergemetzel degradiert, das nur kleinen Rätsel-Einlagen zu bieten hat.

Action, Horror, Action

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Manche Horden geben sich erst nach dem Abfackeln einiger Püppchen geschlagen. Das Feuerzeug dient nebenbei auch als einfacher Wegweiser in den meist linearen, aber sehr dunklen Levels. © 4P/Screenshot

Diverse wankende Zombie-Wesen werden in den verhältnismäßig schmalen, linearen Levels z.B. mit Revolver, Flinte oder einer Harpune zerlegt. Mit Letzterer lassen sich auch Brücken oder Bretter herunterziehen, um auf den nächsten Steg zu gelangen. Solcherlei Tür-Puzzles lassen sich also eher als willkommene kleine Auflockerungen einordnen und können nicht mit den ausgefeilten räumlichen Kopfnüssen in Valves Ausnahme-Shooter mithalten. Stattdessen geht es hier primär um die Action. Mal flüchte ich durch stachelige hölzerne Gatter-Fallen wie in einem makabren japanischen Horrorfilm, anderswo kommen versteckte Skelettkrieger um die Ecke geschlurft, um urplötzlich zu beschleunigen und mir ihren blutigen Haken aus der Nähe zu zeigen.

Beim Großteil der dämonischen Brut handelt es sich wie zu erwarten eher nicht um KI-Leuchten, da sie tendenziell mit vorhersehbaren Routinen unterwegs sind. Die Kämpfe werden aber immer wieder durch unerwartet zaghafte oder forsche Vorgehensweisen aufgelockert. So kann es passieren, dass eine eben noch lethargische Spuckspinne plötzlich nicht mehr nur tollwütige Köpfe zu mir schleudert. Stattdessen weicht sie blitzschnell drei Schüssen aus, klettert ruckartig einen Baum hinauf und empfängt mich erst wieder auf der anderen Seite des kleinen Waldlabyrinths.

  1. SpookyNooky hat geschrieben: 12.04.2020 11:17 Da ich keine Oculus besitze, werde ich den Titel leider nicht spielen können, aber das Lesen des Tests hat mich ziemlich unterhalten. Mitreißend und trotzdem nachvollziehbar geschrieben! Am besten hat mir folgende Stelle gefallen:
    In der engen Hütte schmiss ich oft versehentlich eine Waffe weg oder griff z.B. nach einem Apfel, statt rechtzeitig zweihändig die Schrotflinte nachzuladen.
    :lol:
    Aus dem Kontext gerissen ist das so lustig.
    :lol: Es fühlt sich auch irgendwie lächerlich an, wenn man plötzlich mit nem Apfel in der Hand vorm Zombie steht, man kann den ja nicht veräppeln...

  2. Solidussnake hat geschrieben: 12.04.2020 14:48 Es erscheint auch bald auf der Rift für PC und wird dann mit 100% Wahrscheinlichkeit per Revive auch auf Non-Oculus Headset spielbar sein, spätestens mit einem neuen Revive Update.
    Mit Revive habe ich noch keine Erfahrung gemacht, aber das klingt interessant.

  3. Solidussnake hat geschrieben: 12.04.2020 14:48 Es erscheint auch bald auf der Rift für PC und wird dann mit 100% Wahrscheinlichkeit per Revive auch auf Non-Oculus Headset spielbar sein, spätestens mit einem neuen Revive Update.
    Gut zu wissen, dann kann ich es auf der Quest wireless vom PC befeuert per Virtual Desktop spielen :D

  4. SpookyNooky hat geschrieben: 12.04.2020 11:17 Da ich keine Oculus besitze, werde ich den Titel leider nicht spielen können, aber das Lesen des Tests hat mich ziemlich unterhalten. Mitreißend und trotzdem nachvollziehbar geschrieben! Am besten hat mir folgende Stelle gefallen:
    In der engen Hütte schmiss ich oft versehentlich eine Waffe weg oder griff z.B. nach einem Apfel, statt rechtzeitig zweihändig die Schrotflinte nachzuladen.
    :lol:
    Aus dem Kontext gerissen ist das so lustig.
    Es erscheint auch bald auf der Rift für PC und wird dann mit 100% Wahrscheinlichkeit per Revive auch auf Non-Oculus Headset spielbar sein, spätestens mit einem neuen Revive Update.

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