Fazit
Lords of the Fallen ist ein bockschweres Abenteuer in der Tradition von Dark Souls – freut euch auf situative Spannung, hohen Anspruch und natürlich viele Tode. Das ist zunächst lobenswert, denn großartige Spiele inspirieren immer Nachzügler, die im besten Fall kreative Impulse hinzufügen. Hier fällt das dreist Kopierte allerdings besonders auf: Das Kampfsystem wurde genauso abgekupfert wie das Seelensystem, wobei beides aber mitunter sinnvoll modifiziert wurde. Nur kann das Abenteuer selbst keine Sogwirkung entfachen. Was man trotz einer auf den ersten Blick ansehnlichen Kulisse vermisst: ein markantes Artdesign und eine interessante Spielwelt. Irgendwo zwischen Diablo und Darksiders verschwimmt der bullige Fantasystil ohne eigenen Charakter. Und wo die Soulsreihe meine vielen Tode mit archaischer Monumentalität sowie mysteriösen Gestalten belohnte und meine Neugier mit Rätselhaftigkeit weiter fütterte, wird man hier von dümmlichen Dialogen, überflüssigen Audiologs und 08/15-Figuren enttäuscht. Dark Souls hat mich auch abseits der Gefechte in seine düsteren Winkel gezogen, hier bleibe ich an der Oberfläche und zwinge mich vorwärts. Obwohl das Aufrüstsystem mit Attributen, Zaubern sowie Runen durchaus seine Reize hat und man mit drei Klassen unterschiedlich kämpfen kann, gibt es trotz Patch auch noch sehr ärgerliche Bugs, die sogar zum Neustart zwingen. Und schließlich nerven die zähen Bosskämpfe irgendwann wie Endlosschleifen. Was sagte der Mentor noch zum Weltenretter? Los, geh das nächste Gebiet säubern! Nur folgt auf den perfektionistischen Fleiß kein Staunen, keine Gänsehaut, sondern nur das nächste enge Levelkorsett.
Weiß nicht, wie man das dann nennt ... De-Defibrillator?
Erstmal Glückwunsch zur Meisterung der Nekromantie.
Mir war immer so, dass LotF der geistige Vorgänger der Souls-Spiele wäre, aber das verwechsel ich dann offenbar mit etwas anderem.Uff, letztens einen erneuten Anlauf gewagt, und es hat wieder nicht sollen sein.
Dieser vorgefertigte grimmig dreinblickende Glatzkopfprotagonist (Name ist mir grad entfallen, aber der Typ ist sowieso vergessenswert) ist absolut nicht ansprechend und zudem super schwerfällig, es spielt sich schrecklich zäh, janky und unresponsiv.
Das mithin schlimmste aber ist diese Wackelkamera, die man in den Optionen auch nicht ausstellen kann. Bei jeder einzelnen Aktion, selbst wenn man einfach nur einen Gang entlangläuft, wackelt die Kamera, als sei sie an einem Gummiband befestigt, nach einiger Zeit wird mir davon regelrecht schlecht. Das hat mich auch schon bei Castlevania LoS 1 so gestört, und ist mit ein Grund, warum ich LoS 2 trotz all seiner Macken an anderen Stellen für das bessere Spiel erachte.
Die Story ist schlecht, man findet unterwegs solche Lorenotes und Audiologs, in denen Leute praktisch nur darüber klagen, wie schlimm so eine Dämoneninvasion doch sei (ach ne, hätt ich nie gedacht) und das Gebiets-, Charakter- und Gegnerdesign ist fürcherlich generisch und austauschbar, alles sieht so aus, als hätte man die Modelle einfach aus nem Asset Store gezogen. Soundtrack ist irgendein Gedudel, das zum einem Ohr rein und zum anderen wieder raus geht.
Es gibt kaum Magie, und die wenigen Optionen, die man hat, teilen sich häufig auch noch ein in nutzlos oder broken. Stärke-Charaktere z.B. kriegen früh so einen Rage-Skill, mit dem sie eine Zeit lang keinen Ausdauerverbrauch mehr bei ihren Aktionen haben und simultan deutlich mehr Schaden austeilen. Konsequenz ist, einfach die schwerste Rüstung anziehen, die man hat, und bei Bossen nonstop Angriffe mit fetten zweihändigen Waffen spammen, den Schaden dabei einfach einkassieren und facetanken, kurz zwischendurch wegheilen, und weiter geht's mit dem Cheesen. Man kann nur den Kopf darüber schütteln, wie es so ein Skill, der mal eben die zentrale Mechanik dieses Kampfsystems komplett aushebelt, jemals in ein fertiges Spiel...