Im Sport entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Ein nicht ausgesprochener, aber eigentlich fälliger Platzverweis und kurz darauf ein Tor durch genau den Spieler, der eigentlich nicht mehr auf dem Feld sein dürfte. Eine fälschlich oder zumindest zweifelhaft als Handspiel gewertete Aktion, für die der danach direkt verwandelte Freistoß in der Nachspielzeit dafür sorgt, dass es eine Verlängerung gibt, an deren Ende der Verbleib in der Bundesliga gesichert ist. Der kurz vor der Auslinie gefangene Wurf des Quarterbacks, der dafür sorgt, dass es vor der Endzone ein neues First Down gibt. Oder auch der mit den Fingerspitzen abgewehrte Pass, der statt eines sicher geglaubten Touchdowns zu einer Interception führt.
Sportspiele, die auf einen jährlichen Erscheinungsturnus ausgelegt sind, unterscheiden sich häufig auch nur durch Kleinigkeiten. Die Madden-Serie, die bald ihr dreißigjähriges Jubiläum feiert, kann ein Lied davon singen. Denn noch mehr als die sporadisch erscheinende Konkurrenz setzte ihr kurz nach dem Wechsel in die jeweils nächste Konsolengeneration das „Update“-Gespenst zu. Das Bemühen von Tiburon, die Serie sowohl visuell als auch spielmechanisch mit jeder Ausgabe nach vorne zu bringen, lässt sich nicht absprechen. Nur in der Umsetzung haperte es manchmal. Mitunter waren die Veränderungen auf das Spielgefühl nur marginal spürbar oder in tiefer gelegenen Ebenen angesiedelt, die nur für Profis relevant waren, während Probleme der Vorgängerversionen wie schwache Kommentare, konsequent ausnutzbare KI-Fehler und gelegentliche Präsentationsschwächen über einige Ausgaben ohne Behebung mitgeschleift wurden. Auch sehr beliebt: Nachdem in einem Jahr ein neuer Modus eingeführt wurde, ist die darauffolgende Ausgabe hinsichtlich der Modusauswahl extrem statisch und bringt keinerlei Neuerungen. Unter dem Strich bedeutete das ein jährliches Hin-und-Her bei den Wertungen – die Sinuskurve pendelte beständig um die 80 herum, wobei man auf PS4 und One letztes Jahr wieder einmal seit langer Zeit einen Gold-Award einfahren konnte.
Es bleibt Ignite
Es wird seine Gründe haben, dass FIFA sich nach nur wenigen Ausgaben von der Ignite-Engine als Grafikmotor abwendet und ab diesem Jahr Frostbite vom Schwesterstudio DICE nutzt. An der grundsätzlichen Qualität von Ignite kann es nicht liegen. Denn in der mittlerweile vierten Ausgabe auf PS4 und One hat Tiburon nochmals die Grafikschrauben angezogen – allerdings nur in Detailbereichen. Die Laufanimationen sehen nochmals natürlicher aus als im Vorjahr. Das Geschehen an der Seitenlinie wirkt aufgeräumter. Die Gesichter der Sportler sind zwar meist unter einem herrlich glänzenden Helm versteckt, in ein paar Zwischensequenzen ist aber auch hier ein höherer Detailgrad sowie ein im Allgemeinen starker Wiedererkennungswert bei den Stars zu sehen. Auch die bis zum Bersten gefüllten Stadien wurden aufwändig gestaltet, während man die ominösen Copy&Paste-Zuschauergruppen der letzten Ausgaben nur noch vereinzelt wahrnimmt. Eine groß angelegte „visuelle Aufräumaktion“ stand dieses Jahr aber dennoch nicht auf dem Plan. Denn bei allen kleinen Fortschritten gibt es auch immer noch Probleme mit der Kollisionsabfrage. In manchen Nahaufnahmen lässt sich unschön erkennen, dass am Boden liegende Spieler mit der Hälfte ihrer Arme oder Beine im Gras versinken. Auch bei eher unbedeutenden Zwischensequenzen läuft nicht alles sauber, wenn die Spieler aneinander vorbeiflanieren wollen, dann aber durch sich durch clippen. Das ist alles nicht tragisch oder gar für den Spielverlauf erheblich. Aber es zeigt, dass Tiburon noch einiges zu tun hat, bis Madden in der jetzigen Generation sämtliche Grafikpower ausgeschöpft hat und hinsichtlich Präsentation das Maximum rausholt. Und da beziehe ich auch die schwache Halbzeitshow mit ihren gerade mal nötigen Wiederholungen ein, die immer noch hinter dem zwölf (!) Jahre alten NFL 2K5 zurückstecken muss.
Die Akustik hingegen hat sowohl in ihrer Gesamtheit als auch in einzelnen Bereichen große Schritte gemacht. Das beginnt u.a. bei den neuen und differenzierteren Soundeffekten der Tacklings und endet erst beim aufgebohrten sowie sich über Genregrenzen hinwegsetzenden Soundtrack, der elektronische Tracks ebenso unter dem Football-Banner vereint wie Country oder Rock. Doch neben dem neuen Kommentatoren-Duo sind dies nur Kinkerlitzchen. Zwar haben die beiden gut miteinander harmonierenden Sprecher auch irgendwann mit Wiederholungserscheinungen zu kämpfen. Bis dahin bekommt man aber zahlreiche gelungene Analysen, schmissige Kommentare und die eine oder andere Anekdote, die sich in der Franchise auch auf die eigenen Leistungen beziehen kann. Zudem sollen über die reguläre NFL-Saison hinweg neue Kommentar-Pakete mit aktuellen Bezügen zur Verfügung gestellt werden. Schon in der gegenwärtigen Verfassung ist die Reihe allerdings das erste Mal seit Jahren überhaupt in der Lage, in einem Atemzug mit Visual Concepts exzellenter Kommentar-Engine der NBA-2K-Serie genannt zu werden. Einzig das Publikum könnte noch mehr aus sich herausgehen und abwechslungsreicher sein. Vielleicht würde sich das auf Dauer monotone Rauschen dann auch nicht so stark über die Schiedsrichter-Ansagen bei Strafen legen, die kaum zu verstehen sind.
Sorry! Damit ist es ja geklärt :wink:
Außerdem ist das nicht der einzigste Kritikpunkt an Madden 17, bitte gerne meinen Beitrag weiter oben durchlesen wo nicht mal alles erwähnt wird was mich persönlich gestört hat, und das nach über 10 jahren Entwicklungszeit....Wird Zeit das 2K die NFL und NHL Lizenz bekommt! Glaube die könnten da wirklich neue Impulse geben....