[GUI_PLAYER(ID=107492,width=300,text=Kaum zu glauben: Die Madden-Serie zelebriert seit 25 Jahren American Football.,align=right)]Die Madden-Serie ist seit Jahren konkurrenzlos. Damit teilt sie das Schicksal der NBA-2K-Spiele von Visual Concepts. Und doch könnten die Unterschiede zwischen diesen Sportspiel-Schwergewichten nicht größer sein. Während EAs Tiburon-Studio in Florida sich weitgehend auf den zweifellos verdienten Lorbeeren ausruht und in den letzten Jahren selten mehr als nötig macht, um die neue Zahl im Namen zu rechtfertigen, sieht es an der Westküste anders aus. Dort versucht Visual Concepts jedes Jahr, die Basketball-Reihe merklich zu verbessern – und das nicht nur inhaltlich, sondern auch mechanisch. Dass das nicht immer von Erfolg gekrönt ist, liegt in der Natur der Dinge. Doch mir ist es lieber, man riskiert etwas und fällt dabei im Detail auf die Nase (und probiert nächstes Jahr etwas Neues), als dass man zu wenig macht, nur um auf der sicheren Seite zu sein. Diesen Drahtseilakt zwischen bewährter Qualität und gelungenen Neuerungen hat Tiburon zuletzt zum 20-jährigen Jubiläum bewältigt. Danach gab es nur noch verhaltenen bzw. kosmetischen Fortschritt.
Dementsprechend bringt mich Madden 25 wieder in eine Zwickmühle: Wenn ich diese Ausgabe mit der des letzten Jahres vergleiche und mich frage, welche ich lieber spiele, ist es zweifellos die aktuelle. Obwohl die mechanischen Fortschritte wieder einmal größtenteils marginal und eher im Detail als an der Oberfläche zu finden sind. Wie gehabt ist das American-Football-Spektakel ein wahres Umfangsmonster, das sowohl off- als auch online haufenweise Modi und Optionen zur Verfügung stellt. Aber war letztes Jahr auch schon der Fall: Normale Matches, Ultimate-Team-Modus, die „Connected Franchise“ – alles schon bekannt. Zwar bekommt man dieses Jahr im letztgenannten Modus nicht nur die Möglichkeit, als Coach oder Spieler, sondern auch als Teambesitzer zu spielen.
Doch die Option, die Fast-Food-Preise festzulegen, das Stadion auszubauen oder mit dem Team in eine neue Stadt zu ziehen, sind unter dem Strich nicht mehr als eine nette Beigabe. Zumal man letztlich nur an der logistischen oder wirtschaftlichen Oberfläche kratzt.
Größtenteils Stagnation
Immerhin hat man die zurückliegenden zwölf Monate genutzt, um die letztes Jahr eingeführte Infinity Engine auf den neuesten Stand zu bringen. Ziel war es, die Tacklings physikalisch akkurat zu berechnen und dadurch auf ein ähnlich realistisches Niveau zu bringen, wie es das lizenzfreie Backbreaker von Natural Motion bereits 2010 schaffte. Das Ergebnis war seinerzeit ordentlich, aber verbesserungsfähig, da die Physik mitunter zu Slapstick-Einlagen geführt hat, wenn z.B. zwei Verteidiger übereinander stolpern. Dieses Jahr kracht alles authentischer, überzeugender und brachialer – und Aussetzer gibt es nur ganz selten. Doch zum einen ist man trotz aller Verbesserungen immer noch ein gutes Stück von der Backbreaker-Wucht weg. Zum anderen ist dies jedoch nur ein überfälliger „Kosmetik-Patch“ und kein inhaltlicher Fortschritt – auch wenn die Präsentation stark davon profitiert. Außerdem beschränkt sich die Physik weiterhin nur auf das, was auf dem Bildschirm passiert. Alles am Spielfeldrand, angefangen von Fotografen bis hin zu den gerade nicht eingesetzten Spielern sorgt zwar mit Anwesenheit für Atmosphäre, wird aber hinsichtlich Kollisionen vollkommen ignoriert. Dabei wäre es deutlich authentischer, wenn ein Spieler, bei dem Versuch den Ball zu fangen, ins Aus rennt und dann die Fotografen ausweichen oder eben erwischt werden. Das Durchclippen ist in jedem Fall die hässlichste Lösung.
Verbessert wurde die Mechanik der Laufspiele: Die Kontrolle über den Running Back ist intuitiv, man hat mehr Möglichkeiten zur Verfügung, die heranstürmenden Verteidiger abzuwehren oder ins Leere laufen zu lassen.
Und in einem sinnvollen Zusammenspiel mit der Physik-Engine kann man einen stolpernden Ballträger noch versuchen, abzufangen. Doch nicht nur, weil mit dieser Verbesserung auch gleichzeitig neue Probleme hinsichtlich der KI auftreten, scheint Madden seit Jahren auf der Stelle zu treten. Natürlich fand in den letzten 20 Jahren American Football kein Paradigmen-Wechsel hinsichtlich der allgemeinen Spielweise statt. Und selbstverständlich ist die veränderte Dynamik z.B. beim Fußball deutlicher abzulesen, wenn man sich das im Vergleich zu den 90er Jahren laufintensivere und kampfbetontere Spiel anschaut. Doch Football ist keinesfalls stehen geblieben. Und muss man sich nicht einmal nur auf den jährlichen Super Bowl konzentrieren, um dafür Belege zu finden. So empfehle ich an dieser Stelle z.B. die diesjährige Saisoneröffnung der San Francicso 49ers gegen die Green Bay Packers. Und dieser Entwicklung zollt die Madden-Serie seit einigen Jahren nur wenig bis gar keinen Tribut.