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Nantucket (Taktik & Strategie) – Moby Dick im Nacken

Nantucket ist eine Insel an der Ostküste der USA, die vor allem durch den Walfang und ihre literarische Erwähnung bei Edgar Allan Poe sowie Herman Melville bekannt ist. Letzterer machte den neuenglischen Hafen zum Ausgangspunkt für seinen 1838 veröffentlichten Moby Dick. Das Strategiespiel des italienischen Picaresque Studio knüpft direkt an die Geschehnisse und Figuren des berühmten Romans an, indem es den Spieler in die Rolle des einzigen Überlebenden Ishmael schlüpfen lässt.

© Picaresque Studio / Fish Eagle

Tutorial mit Holzbein

In der kargen Charaktererstellung kann man lediglich einen anderen Namen als Ishmael wählen und einen Punkt auf die vier Attribute „Hunting“, „Sailing“, „Science“ oder „Crafting“ verteilen, so dass man erste Boni für die Waljagd oder das Segeln bekommt; diese kann man mit jedem Aufstieg weiter steigern kann. Hinzu kommt eines von fünf Merkmalen: Wer sich z.B. für „Strong“ entscheidet, macht plus zwei Schaden; wer „Open Minded“ ist, bekommt einen zusätzlichen Erfahrungspunkt pro Tag auf See.

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Im Tutorial begegnet man auch Captain Ahab, danach startet man seine eigene Walfang-Karriere. © 4P/Screenshot

Danach wird man in einem Tutorial in die drei Elemente des Spiels eingeführt: Quest- und Schiffsmanagement im Hafen, Erkundung und Personalverwaltung in der Kartenansicht auf hoher See sowie rundenbasierter Kampf gegen Wale, Haie oder Piraten. Das Ganze erinnert in seiner Handhabung und Inszenierung ein wenig an Sunless Sea, wirkt ebenfalls angenehm edel designt, aber erreicht trotz stimmungsvoller Seemannslieder weder dessen dichte Atmosphäre noch grafische oder inhaltliche Vielfalt. Man begegnet recht schnell immer gleich designten Orten und Personen, es gibt auch auf der Weltkarte keinen Zoom.

Dafür kann die Story natürlich mit ihrem historischen Kontext sowie der literarischen Prominenz punkten: Im Juli 1818 heuert man zunächst bei Captain Ahab auf der Pequod an. Mit knapp 14 Knoten durchpflügt der Clipper mit seinen drei Masten die neuenglische See auf der Suche nach Moby Dick. Es gibt sogar erste Dialoge mit Entscheidungen, als man als Schiffsjunge von Ahab auf seine Motivation angesprochen wird. Je nachdem wie man antwortet, bekommt man ein weiteres Merkmal. All das wird angenehm gediegen über Zeichnungen sowie dezente Animationen inszeniert.

Start einer Walfang-Karriere

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In den Häfen kann man Crew anheuern, Waren ein- und verkaufen sowie Zeitung lesen und Aufträge annehmen. Außerdem kann man sein Schiff in vielen Bereichen wie Harpunentechnik, Ausguck oder Lager weiter entwickeln. © 4P/Screenshot

So schnell wie man dem berühmten Captain und seiner monströsen Mission begegnet ist, ist der Spuk aber wieder vorbei, denn der weiße Wal sorgt für seinen Untergang – während man selbst überlebt. Im Januar 1820 startet man dann sein eigenes Abenteuer als Kapitän in Nantucket. Nur muss man ganz klein anfangen: Auf einer Sloop mit einem Mast, die gerade mal sechs Knoten schafft und drei Matrosen Platz bietet. Der Preis für eine Brigg? Satte 5700 Dollar! Und die muss man erstmal erwirtschaften, indem man Aufträge annimmt und Tran & Co verkauft.

In der Taverne kann man geeignete Leute anheuern, die negative oder positive Merkmale besitzen, aber bei weitem nicht so personalisiert sind wie etwa in Darkest Dungeon. Und es dauert viel zu lange, bis man mal einigermaßen interessante Charaktere findet. Immerhin kann man sie über ihren Arbeitseinsatz sowie Attribute nach dem Aufstieg weiter spezialisieren. Hat man genug Wasser, Essen und Rum eingekauft und vielleicht einen Auftrag in der Zeitung angenommen, die übrigens für jeden Monat authentische Nachrichten der damaligen Zeit anbietet, kann es auch schon losgehen mit der Walfang-Karriere. Die beschränkt sich nicht auf den Atlantik, denn man kann den kompletten Erdball umschiffen, wobei die bekannten Strömungen und Winde für eine recht authentische Routenwahl sorgen.

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