[GUI_PLAYER(ID=108859,width=400,text=Der Trailer zeigt zwar eine ältere Version, gibt aber einen guten Überblick über das Spielprinzip.,align=right)]Geld regiert den Globus! Spätestens im Zuge der Globalisierung wurden Konzerne zu weltweit agierenden Konglomeraten des Reichtums. Die Geldberge der reichen Industrienationen wurden auf Kosten der Schwellen- und Drittweltländer angehäuft, die durch Regulierungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank künstlich kleingehalten wurden. Dieses Phänomen wird als Neokolonialismus bezeichnet: Arme Regionen sind der Arbeitskräftepool unseres Wohlstandes. Wer arm ist, produziert nämlich auch günstig. Die Zustände z.B. in den Kleidungsfabriken von Bangladesch belegen diesen Umstand.
Warum hebe ich diese Abhängigkeit in der weltweiten Ökonomie so hervor? Weil der Independent-Titel Neocolonialism sich mit genau diesem Problem spielerisch auseinandersetzt. Ich übernehme die Kontrolle eines Konzernbosses, dessen einziges Ziel ist, sich persönlich zu bereichern. Dazu kaufe ich Stimmen in den Parlamenten der Weltregionen und beute die Ressourcen und die Bevölkerung möglichst effizient aus. Dabei bevorteile ich Staaten durch Freihandelsabkommen, manipuliere die Maßnahmen des IWF bei Kriseninterventionen und platziere mein Geld strategisch über den Globus. Wenn die Zeit gekommen ist und meine Stimmrechte an Wert gewonnen haben, folgt der „Bail out“. Die Länder verlieren, mein Konto gewinnt. Das ist gespielte Kapitalismuskritik in großem Stil.
Ein Brettspiel auf dem Bildschirm
Neocolonialism ist in seiner Kernmechanik ein Brettspiel. Innerhalb von zwölf Zügen muss ich das meiste Geld auf mein Schweizer Konto schaffen. Dazu kaufen die Spieler in der Investmentphase zunächst abwechselnd Stimmanteile in den Weltregionen. Werden in einem Gebiet mehr als drei Stimmanteile von den Spielern erworben, wird vom jeweiligen Parlament ein Premierminister gewählt. Im Anschluss treffen die Gewählten in der Politikphase Entscheidungen über Produktionen oder Freihandelsabkommen, denen das Parlament (also die übrigen Spieler) zustimmen muss. Nach jeder Runde geschieht in einer Weltregion zufällig eine wirtschaftliche Katastrophe, auf die der IWF, der abwechselnd von jedem Spieler gesteuert wird, reagieren kann.
In einer geselligen Runde am Wohnzimmertisch würde sich dieser Spielablauf vermutlich unheimlich spannend gestalten. Zwischen menschlichen Spielern würden Allianzen entstehen und zerbrechen, das Pokern um Stimmanteile würde zu einem Nervenkrieg und jeder eigene Vorteil auf der kopfstehenden Weltkarte würde bis aufs Letzte ausgenutzt. Das Problem ist nur, dass es eben kein Brettspiel ist. Der immerhin vorhandene Onlinemodus wird zudem von sehr wenigen Spielern genutzt, weshalb ich stattdessen auf einer bestenfalls rudimentär zu nennenden Oberfläche gegen maximal fünf KI-Gegner antrete. Mit diesen kann ich überhaupt nicht kommunizieren. Allianzen oder strategische Vorschläge für ein gemeinsames Vorgehen? Fehlanzeige! Für ein auf Teamwork und Strategie basierendes Spiel ist das ziemlich schwach.
Hmm, wirklich schade, wenn die Spielmechanik so versagt wie beschrieben, ich hätte jetzt auch auf einen unterhaltsamen Titel wie das im Test erwähnte Defcon gehofft. Die grundlegende Idee finde ich jetzt aber so klasse, daß ich mich noch nicht gänzlich entschieden habe, ob ich mir das Spiel nicht doch noch zulegen werde.
Siehste wohl: Und gestern hab ich mit Eike noch über Junta gequatscht! :wink: Was anderes Vergleichbares ist mir für den Tisch auch nicht eingefallen.
Hmmnnn....wenn man ein Brettspiel in dieser Art sucht, wäre Junta das Spiel der Wahl. Allerdings brauch man mindestens 8 Spieler