Gegen die Wand
So euphorisch wie in Anbetracht des historischen Nicht-Aufeinandertreffens können Hobbysportler allerdings nicht sein. Denn was werden die Entwickler auf dem Nintendo-Eis wohl machen, während sie ja mit Hochdruck an der neuen Evolutionsstufe basteln? Sie recyceln – natürlich. Und so ist die einsame Wii-Fassung mal wieder viel mehr als ein Denkmal der Klasse, in der die 2K-Serie bis vor fünf Jahren spielte: Sie zeigt vor allem, wie sehr der einstige Klassenbeste seitdem auf der Stelle tritt.
Es ist ja immer noch da: dieser anspruchsvolle Spielaufbau, wenn beide Mannschaften vor einem Tor stehen. Und dieses Stellungsspiel, bei dem man immer darauf achtet, wie die Profis zueinander stehen. Denn wer rückwärts skatet, kann den Angreifer nicht einfach vom Eis checken. Dreht man sich aber zu spät um, schlittert der Gegner schon unbedrängt dem Torwart entgegen. Zudem kann man nur wenige Standardsituationen erspielen, aus denen der Puck fast sicher im Netz landet: Stattdessen führen viele Wege nach Rom – mit One-Timern ist man ähnlich erfolgreich wie mit Distanz- oder Handgelenkschüssen direkt vorm Goalie.
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Das Bandenspiel gefällt mir allerdings nicht, da sich die Mitspieler anders als bei NHL 11 weder im Angriff noch in der Defensive für einen Pass hinter dem Tor in Position bringen und weil man den Puck nicht mehr direkt kontrollieren kann, wenn man einen Gegenspieler an die Bande drückt oder selbst gepresst wird.
Konterhockey
Die Torhüter sorgen zudem dafür, dass mehr Plastik hinter der roten Linie landet als nötig wäre. Zu häufig lassen sie nämlich viel Platz und bei schnellen Kontern stehen oft so weit draußen, dass der Angreifer keine Mühe hat, den Puck an ihnen vorbei zu schieben. Überhaupt spielen schnelle Gegenangriffe hier die Hauptrolle, weil man die schwarze Scheibe unglaublich schnell über das Mittelfeld in die Angriffszone passen kann – egal, welches Team welche Taktik einsetzt und egal, wohin man die Regler für Gleit- oder Schussgeschwindigkeit verschiebt. Trotz der guten Ansätze ist NHL 2K11 damit vor allem Arcade- und Konterhockey, bei dem Reaktionsgeschwindigkeit mehr zählt als Spielaufbau. Mit den vorgegebenen Einstellungen ist es sogar so rasant, dass man in einem Gemenge vor dem Tor kaum eine Chance mehr hat, dem Geschehen zu folgen.
Schwächen zeigt das Wii-Eishockey auch beim Spielerwechsel, denn in der Verteidigung steuere ich nach dem manuellen Wechsel sehr oft einen Verteidiger, der hinter dem Angreifer skatet. Eine sinnvolle Defensive zwischen Puck und Tor kann ich so zu selten aufbauen. Hinzu kommen unangenehme Designentscheidungen: Ein Verteidiger, der sich aus dem Rückwärtsskaten umdrehen will, verliert z.B. unglaublich viel Zeit. Auf der einen Seite gefällt mir die Trägheit! Für mich stand das manuelle Rückwärtsskaten immer symbolisch für die Stärken des anspruchsvollen 2K-Eishockeys. Auf der anderen Seite wirkt sie in dem neuerlichen Arcadesport mit seinen aggressiven Kontern und den schwachen Torhütern allerdings fehl platziert.
Das gilt auch für Pokechecks, denn wenn ein stehender Spieler per Remote-Schubs nach dem Puck stochert, bewegt er sich lange nicht vom Fleck. Zieht man beim Wechseln auf einen Verteidiger die Remote, verliert man also im schlimmsten Fall einen Punkt – unglücklich! Ähnlich seltsam übrigens, dass kaum mal ein Foul gepfiffen wird. Man sollte nicht direkt von hinten zwischen den Schlittschuhen eines einzelnen Angreifers stochern; ansonsten darf man aber poken und checken was die Remote hergibt. Auch Bodychecks, die durch das gleichzeitige Bewegen von Nunchuk und Remote ausgelöst werden, führen selten zum Power Play.