Dabei ist die Unterstützung von MotionPlus im Wesentlichen gut durchdacht, denn wer mit Präzisionsaufsatz spielt, kann den Schläger frei bewegen: Bei gehaltenem Digikreuz ersetzt die Remote also den rechten Analogstick. Das Schlenzen und Stochern funktioniert auf diese Art ganz hervorragend. Für Torschüsse schnippt man die Remote dann bei gleichzeitig gezogener B-Taste kurz nach links oder holt vorher zur rechten Seite aus. Theorie: super! Umsetzung: OK. Das Spiel erfasst meine Bewegungen nämlich nicht so genau wie es sollte. Einmal löst sich ein Schuss schon in der Ausholbewegung, ein andermal bleibt ein Handgelenkschuss wie festgeklebt am Schläger hängen. Wichtiger Tipp: Wer ohne MotionPlus schießt, freut sich über ein besseres Timing!
Und auch wenn man den Puck über die C-Taste auf den Schläger legen und so tricksen kann – man hat nie das Gefühl der vollen Kontrolle: Zu viele Aktionen werden noch immer über Knöpfe ausgelöst. Zum Abziehen eines One-Timers drückt man z.B. die B-Taste, anstatt den »Schläger« durchzuziehen. Um die freie Schlägersteuerung zu nutzen, muss man hingegen das unbequem positionierte Digikreuz halten.
Brechende Schläger sorgen für Abwechslung – abgesehen davon wirkt die Präsentation jedoch sehr nüchtern. |
Pässe schiebt man sich nach wie vor per A-Taste zu und Abfangen kann man einen Pass nur über B. Nicht zuletzt werden bewegungsabhängige Schlägerheber nicht durch Anheben der Remote, sondern durch einen Seitwärts-Ruck des Controllers ausgelöst. Der Ansatz ist also da – ein authentisches Eishockeygefühl entsteht aber noch nicht. Was übrigens auch für die schwache Präsentation gilt: Früher waren Kommentar und vor allem die Einläufe mitreißend in Szene gesetzt. Heute macht auch eine Handvoll guter Songs nicht die magere Spielzusammenfassung oder den mit Sachverstand, aber müde vorgetragenen Kommentar wett.
Die Physik und das Netz
Etwas Realität kommt immerhin mit der Physik ins Spiel – ob 2K Sports die zerbrochenen Schläger wohl in letzter Minute eingebaut hat, um die Einführung einer aufwändigen Physik bei NHL 11 zu kontern? Auf jeden Fall ist es durchaus beachtlich, dass auch auf Wii defekte Arbeitsgeräte den Ablauf unterbrechen. Zumal natürlich weiterhin auch aus den Ankern gehobene Tore sowie Schüsse jenseits der Plastikwand für Abwechslung sorgen. Das Auftreten solcher Ereignisse wirkt zwar statischer als bei der Konkurrenz, sie salzen die Suppe aber zusehends.
Ebenfalls gelungen ist die Anbindung ans weltweite Netz, denn man darf nicht nur einen Freund in jede Partie, selbst während der Karriere, einladen. Man kann auch an Onlineligen teilnehmen, Teams gründen und natürlich separate Begegnungen austragen. Der gelegentlich verlangsamte Ablauf ist dabei verzeihlich – in Anbetracht ähnlicher Schwierigkeiten in der NBA-Serie sollte sich 2K allerdings langsam Gedanken um eine neue Serverstruktur machen.
Die Karriere des Mii
Auch eine Laufbahn ähnlich den EA-Karrieren stünde dem 2K-NHL nicht schlecht. Denn trotz der gewohnt umfangreichen Franchise, dem Austragen einer Saison sowie Teichhockey oder dem Spiel auf der Mini-Eisbahn, fühlt sich Ausgabe 2K11 leer an. Es wäre sicherlich einfacher, die vollständige Remote-Schlägerkontrolle umzusetzen, wenn man nur einen Spieler übers Eis lenkt. Die dazugehörige Karriere wäre umso befriedigender – DA muss Eishockey auf Wii hin! Hier skate ich im neuen Winter Classic hingegen auf einer Außenbahn, darf aber nur die Flyers oder die Boston Bruins steuern,
weil sich diese Teams auch in Wirklichkeit gegenüberstanden. Einmal ist das unterhaltsam…
Und dann ist da das neue »Road to the Cup«. Nichts gegen Familienunterhaltung oder einen Abend mit alkoholfesten Freunden – aber diese Minispiel-Familien-Variante ist kaum mehr als ein langer Pausenfüller. Bis zu vier Teilnehmer müssen dabei Fans, also Punkte sammeln. Hat der erste 1000 Anhänger, spielen abschließend alle auf ein Tor, wobei sie dann je nach Anzahl der Fans unterschiedlich viele Tore zum Sieg benötigen. Und das hat durchaus Unterhaltungswert! Zumal man sämtliche Gegner durch Auflesen eines Extras aufs Eis legen kann. Weil weitere Extras fehlen und weil die Mii-Konterfeits nach jedem halbwegs starken Zusammenprall eine kleine gefühlte Ewigkeit brauchen, bevor sie weiter skaten, ist die Luft aber auch schnell raus.
Zumal sich die vorherigen Minispiele zum Anlachen der Fans gleichen: Mal muss man durch kleine und große Kreise schlittern, was wenig bzw. viele Punkte bringt, ein andermal muss man den Puck erobern und ihn innerhalb der Bully-Zonen halten – das »Alle Umhauen«-Extra ist dabei stets der einzige Joker. Für gefestigte Fans ist ein Quiz zur Historie der NHL interessant, ganz unterhaltsam ist ein Test der Schlagstärke und manchmal gibt’s für den Letzten nur deshalb Punkte, damit er oder sie nicht den Spaß verliert. Welcher Wettkampf an der Reihe ist, entscheidet stets das Glücksrad. Mit ausgefallenen Minispielen hätte NHL 2K11 hier durchaus punkten können. Weil es den Abwandlungen des großen Eishockeys allerdings an Überraschungen und witzigen Ideen fehlt, ist auch hier schnell die Luft raus.