Das Design von Pistol Whip ist ein Volltreffer – das erkennt man schon beim ersten Spiel: Wenn man im steten Tempo durch Lagerhallen, Todes-Paraden in engen Gassen oder andere stilisierte und pulsierende Szenarien gleitet, erinnert das schnell an ein spielbares Musikvideo. Auch die basslastig wubbernde, futuristisch schrabbelnde Musik aus den Bereichen Pop-Dubstep, Electro-House, Trap und EDM passen ideal zur musikalischen Machtfantasie, die Erinnerungen an Choreographien aus John Wick oder John Woos Actionfilmen wecken. Nur in manchen Liedern mit Gesang wird es etwas arg schmalzig. Die (nur mickrigen zehn) Tracks stammen übrigens allesamt vom kanadischen Label Kannibalen Records, von Acts wie Apashe, HVDES und Black Tiger Sex Machine. Später sollen kostenlose und kostenpflichtige Exemplare nachgereicht werden. Zudem haben die Entwickler bereits eine Art Level-Editor für eigene Lieder angedeutet (aber noch nicht genauer erklärt).
Die Inszenierung ist also um einiges schicker und aufwändiger auf die Lieder abgestimmt als in Beat Saber, Airtone, Audioshield oder Audica von Rock-Band-Macher Harmonix. Spielerisch bleibt man aber deutlich einfacher und einsteigerfreundlicher: Einfach das Headset überstreifen, Bewegungs-Controller in die Hand nehmen und nach einem sehr kurzen Tutorial kann man auch ohne jegliche Musikspielerfahrung direkt loslegen. Als Actionheld gleitet man wie in einem Railshooter auf Schienen durch surreale Kulissen voller angriffslustiger Anzugträger. Das gleichmäßige, sanfte Tempo macht den Shootout sehr komfortabel und magenfreundlich.
Erfreulich viel Raum für Improvisation
In welchem Stil oder Tempo man die Heerschar an gesichtslosen Gegnern erledigt, bleibt dem Spieler überlassen – Hauptsache, man trifft zunächst den Beat, auf den dann auch tödliche Stakkatos in Sechzehntelnoten folgen dürfen, solange sie im Takt bleiben. Ratatatat! Ein cooles System, das erfreulich viel Raum für Improvisation lässt und ein wenig an PaRappa the Rapper erinnert. Auch weiße Schutzwesten müssen beachtet werden, die zwei bzw. vier Schüssen standhalten. Dank des großzügigen Auto-Aims reicht es, aus der Hüfte die grobe Richtung anzupeilen. Mehr Genauigkeit oder gar Zielen durchs Visier bringt aber mehr Punkte. Zwischendurch senkt man noch die Pistole in Richtung Boden, um nachzuladen – und weiter geht‘s! Da sich natürlich nicht jeder wehrlos niederstrecken lässt, taucht man mittendrin durchs Kugelchaos, wobei praktische rote Pfeile seitliche Projektile signalisieren. Dies ist der coolste Teil der Spielmechanik: Unterm Headset fühlt man sich dabei mitunter tatsächlich wie Neo & Co.!
Dem Gegacker im Büro nach zu urteilen scheint es von außen deutlich weniger cool auszusehen, wenn man wie beim „Twerken“ in die Knie geht, um unter Geschossen abzutauchen. Auch den heran rauschenden Säulen muss man ausweichen. Die Akrobatik macht Pistol Whip insgesamt zu einem der schweißtreibenderen VR-Spiele, was sich vor allem mit einem Muskelkater in den Waden bemerkbar macht. Cool ist natürlich auch der namensgebende „Whip“, bei dem man einen frontalen Gegner bedrohlich nahe kommen lässt, um ihn mit der Knarre aus dem Weg zu „peitschen“.
Zum Orientieren gibts bei der Quest ja glücklicherweise den pass through Modus. Einfach doppel an die Seite der Brille tippen und man sieht seine Umgebung durch die Kameras.
Ich denke ich hab mit der Quest allerdings auch den Vorteil, kabellos unterwegs zu sein.
Ein Multiplayermodus wäre noch cool. Beat Saber hats vorgemacht und bei Pistol Whip wärs sicher auch gut machbar. Entweder gegeneinander, wo jeder seine eigene "Bahn" hat und man gegeneinander Punkte sammelt. Oder Kooperativ wo man nebeneinander gegen die Gegner antritt und aufeinander "aufpassen" muss.
Muss auch zugeben, Pistol Whip zocke ich nur auf der leichtesten Stufe und versuche dabei, die Schüsse im Rhythmus der Beats abzufeuern (was mehr Punkte gibt u. Spaß macht) und mich ansonsten wegzuducken. Alle anderen Schwierigkeitsgrade sind mir momentan zu anstrengend (was nicht gerade für meine Kondition spricht...). Dennoch: Wenn man ein paarmal gespielt hat, merkt man sich irgendwann die Spawnpunkte der Gegner und dann fühlt man sich wirklich so, als würde man John Wick persönlich nachahmen^^...
Mittlerweile konnte ich Pistol Whip ausgiebig spielen und der Funke ist noch nicht so richtig übergesprungen. Ja, das Art Design ist einzigartig und die treibende Musik regt den Puls an. Dass Gegner jedoch urplötzlich direkt vor dem Spieler (oder links oder rechts oder überall) spawnen und eine Kugel abfeuern, hat bei mir zur Folge, reflexartig das Gesicht zu schützen. Ich mache also das, was jeder macht, der einen Ball auf sich zufliegen sieht: Ich schütze das Gesicht. Diesen Reflex für das Spiel abzutrainieren mag ein spannendes Meta-Game sein. Ausweichen ist die nächste naheliegende Option, aber mit Kabel gehe ich lieber in die Hocke, um einer Verhedderungsgefahr vorzubeugen. Manche Levels kann man in der Tat mit Kniebeugen durch"laufen". xD
Ich erwische mich jedes Mal dabei, nach ein paar Levels wieder zu Beat Saber zu wechseln.
Da bin ich mittlerweile auf Expert-Plus-Niveau angekommen. Holla die Waldfee...