Wenn nur der eine Dealer die Lieblingsdroge hat
Wieso tue ich mir eigentlich jedes Mal diese Selbstgeißelung an? Jedes neue Pokémon spiele ich, jedes neue Pokémon enttäuscht mich ein wenig und jedes neue Pokémon macht dennoch irgendwie Spaß. Pokémon-Fans leben in einer Welt, in der es nur einen Dealer für die eigene Lieblingsdroge gibt. Zwar weiß man genau, dass es da draußen viel besseren Stoff gibt, aber dennoch schlägt man immer wieder zu und genießt diesen ganz speziellen Pokémon-Rausch.
Schwert & Schild spielt in der an Großbritannien angelehnten Galar-Region und enthält 81 neue Pokémon sowie 14 spezielle Galar- und 27 Dynamax-Formen. Nach der ersten Skepsis durch Trailer und vermeintliche Grafik-Leaks im Vorfeld kann ich jetzt bestätigen: Das Szenario ist wunderschön und vor allem die Städte und Arenen sehen toll aus. Egal ob das von Blumen übersehte Anfangsdorf, die dampfenden Kamine und Zahnräder von Engine City oder die imposante Drachen-Burg. Allein die erste Zwischensequenz der drei Starter-Pokémon (Team Chimpep!) war definitiv das schönste Bewegtbild, das ich bisher in einem Pokémon-Spiel erleben durfte! Ich konnte mich an den zahlreichen liebevollen Details nicht sattsehen und war spätestens nach der zweiten Arena komplett im Pokémon-Strudel gefangen: Essen, schlafen, Sozialleben? Egal! Ich will weiter, ich brauche mehr Orden, ich will mehr Pokémon!
Technisch solider Durchschnitt
Was ist diesmal eigentlich mit dem Soundtrack los?
Klar, England hatte mal eine aktive Rave-Szene, aber die Elektro-Songs sind diesmal so nervig, dass ich die Musik oft komplett runterdrehen musste.
Geradezu wütend haben mich jedoch die stummen Charaktere gemacht: Da eröffnet im Einstieg Liga-Präsident Rose episch einen Arenakampf, die Menge im gut gefüllten Stadion tobt lautstark, aber die motivierenden Worte von Rose kann man nur lesen, denn auch in Schwert & Schild gibt es keine Sprachausgabe. Gerade in den eigentlich toll inszenierten Arenakämpfen und den schönen Zwischensequenzen hätten sprechende, oder von mir aus zumindest irgendeinen Laut von sich gebende Charaktere, immens zur Stimmung beigetragen.
Dynamax-Kampf und Naturzone mit Sahnehäubchen und Kohlewagen
Das neue Feature„Dynamaxieren“, bei der die Pokémon riesengroß werden und drei Runden lang besonders starke Attacken einsetzen können, ist ganz nett anzusehen, macht aber spielerisch kaum einen Unterschied. Das Prinzip wirkt wie eine vereinfachte Version der gestrichenen Mega-Entwicklung. Die Entwicklungszeit die hier rein geflossen ist, hätte man lieber in die Integration weiterer Pokémon stecken sollen. Wieso die 151 neu aufgearbeiteten Monster von Let’s Go Pikachu & Evoli, dessen erweiterte Engine Schwert & Schild nutzt, nicht ins Spiel integriert wurden, bleibt mir übrigens weiterhin ein Rätsel.
Richtig gut gefallen haben mir die Pokémon-Nester, die man besuchen kann, um Watt für wertvolle Gegenstände und Attacken zu sammeln und mit bis zu drei menschlichen oder KI-Spielern einen Dyna-Raid zu machen. Dabei bekämpft man zu viert ein mächtiges Dynamax-Pokémon und darf es bei Erfolg einfangen. Eine wirklich spaßige neue Idee, für die man sich endlich nicht mehr wie bei Pokémon Go verabreden muss.
Spielt mal shin megami tensei 4 und 4 apocalypse an. Wenn sich gamefreak nur minimal was davon abschauen würde wie z.B. das push turn system oder das es wirklich einen unterschied macht ob man bufft oder nicht. Sollte natürlich nicht genauso brachial zum einsatz kommen aber so kann man rundenkämpfe mit Sammelmonstern viel interessanter und herausfordernder gestalten
Aber ja, ich befürchte auch, dass Gamefreak das dann evtl schlecht umsetzen könnte
Ich spiele Pokemon immer recht linear und kümmere mich erst nach der Story um die restlichen Dinge. Ich hatte eigtl. nie das Probblem großartig überlevelt zu sein, gehe allerdings so ziemlich allem aus dem Weg und vermeide "unnötiges" Fangen von wilden Pokémon.
Um die schwierigkeit grundsätzlich zu steigern hätte ich die Naturzone erst ins Endgame gepackt. Zudem könnte man die Erfahrungspunkte für das Fangen unterlegener Pokémon deutlich senken.
Das größte Problem sehe ich allerdings bei der KI der gegenerischen Trainer. Diese reagieren einfach garnicht auf die vom Spieler eingesetzten Pokémon. Hier denke ich sollte angesetzt werden. Wenn ich ein Pflanzenpokémon habe, macht es kein Sinn, dass der Trainer ein Wasserpokémon einsetzt obwohl er noch ein Glurak hat. Dies würde den Schwierigkeitsgrad deutlich steigern und wäre eigtl. recht simpel zu implementieren. Alleine das die Arenaleiter immer Ihr letztes Pokémon Dynamaximieren (? ) nimmt jegliche Spannung.
Ein weiterer Punkt den ich erwähnen möchte sind die Figurenmodelle der Gegner. Das jeder Rüpel gleich aussieht und sich diese in Teamkämpfen auch noch synchron bewegen ist einfach schade und nicht zeitgemäß. Das wäre so einfach zu umgehen.
Trotzdem habe ich insgesamt extrem viel Spaß mit diesem Spiel und es verschlingt mal wieder mehr Zeit als es gesund ist
Und natürlich wechselt man die dann mal, aber das ist docch eher etwas gutes als was schlechtes. Schließlich gibt es 400 Stück davon.
Abgesehen von einem selbst hält niemand einen davon ab, sich auf ein bestimmtes Level zu beschränken.
Selbstverständlich ist das kein Grund, diese Idee nicht weiter zu verfolgen, aber wenn einen nur das stört, kann man sich da mit diesem "Workaround" sehr gut selbst helfen