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Pro Evolution Soccer 2017 (Sport) – Spielen, coachen, kontern.

Mit reichlich Fußballtradition startet Pro Evolution Soccer 2017 in die neue Saison: Der FC Barcelona, der FC Liverpool und Borussia Dortmund konnten als offizielle Partner gewonnen werden, außerdem sind fast alle Ligen und Pokale Südamerikas dabei. Damit wird man die Lizenzübermacht von FIFA 17 nicht brechen, aber letztlich sind die Inhalte für unsere Wertung ohnehin viel wichtiger. Wie präsentiert sich Konamis Kick auf dem Platz und in den Spielmodi? Gibt es auch frische Impulse am Ball und in der Karriere? Mehr dazu im Test.

© Konami / Konami

Drei Jahre im Foxfass gereift

Als Konami mit Pro Evolution Soccer 2014 (PES 14) auf die Fox-Engine wechselte, war das eine schmerzhafte Premiere. Die neue Technik sorgte auf PlayStation 3 nicht für die erhoffte Euphorie, sondern für reichlich Bugs und eine ernüchternde Wertung von 59%. Ein Jahr später robbten sich die Japaner in PES 15 an befriedigende 70% auf der PlayStation 4 heran, aber erst letztes Jahr servierte man auf Konsolen endlich wieder richtig guten Fußball, den wir mit 80% bewerteten. Zwar konnte man die Konkurrenz von EA hinsichtlich Präsentation, Atmosphäre, Umfang sowie KI in unserem großen Fußballvergleich nicht schlagen, aber rein spielmechanisch lag man satte zwölf Punkte vor FIFA 16. Endlich wurde man dem Motto „The Pitch Is Ours“ gerecht. Das Gefühl auf dem Platz war so gut, dass ich das ganze Jahr über PES 16 gespielt habe. Wenn man den Nachfolger spielt, muss man sich nicht umstellen – es gibt auf den ersten Blick keine Änderungen hinsichtlich der bekannten Spielmodi, der grundlegenden Steuerung, keine neuen Manöver oder Dribblings. Und das sieht immer aus wie Stagnation.

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Konami konnte für Pro Evolution Soccer 2017 den FC Barcelona, den FC Liverpool und Borussia Dortmund als offizielle Partner gewinnen; außerdem sind fast alle Ligen und Pokale Südamerikas dabei. © 4P/Screenshot

Aber auf den zweiten und dritten Blick wird deutlich: Dieses Pro Evolution Soccer 2017 ist weiter gereift. Es fühlt sich in den Animationen weicher, in den Kollisonen klarer, im Figurenverhalten intelligenter, in der Ballphysik authentischer, weil fehleranfälliger, und im Spielablauf runder an. Das äußert sich vor allem in den Tempowechseln, mit denen man ja schon 2013 den modernen Fußball mit seinem schnellen Umschalten abbilden wollte. Nur war das damals ein wilder Tanz mit vielen unrealistischen Brüchen, der mitunter an Flippern erinnerte. Der Unterschied ist enorm: Vergleicht man das aktuelle Spiel mit PES 14 hat man das Gefühl, dass Konami von 300 auf 100 km/h runtergeschaltet hat. Während der Kick auf Highspeed damals noch schrill röhrte und quasi nur eine Richtung kannte, schnurrt der Motor der Spielmechanik jetzt in angenehmer Balance und Vielfalt. Man kann wunderbar zwischen gemächlichem Aufbau und hohem Tempo, zwischen Ballbesitz und Konter wechseln, ohne dass es sich künstlich anfühlt. Aber dass sich ein Fußballspiel zum Vollpreis entwickelt, ist auch das Mindeste, was man erwarten kann. Warum ich virtuellen Sport liebe, aber nichts von dieser Art der Jahresveröffentlichung halte, habe ich hier klargemacht: Der Sportspiel-Anachronismus.

Ein Traum für Taktiker

Wo ist also der kreative Fortschritt? Es gibt sie, die entscheidende Neuerung, die

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Die erweiterten Anweisungen sorgen für taktische Vielfalt. Man kann mit sieben offensiven (Weit nach außen, Offensiver Außenverteidiger, Flügelrotation, Tiki-Taka, Falsche 9, Ziele in Mitte, Falscher Außenverteidiger) und fünf defenisven (Situative Manndeckung, Tiefe Abwehrreiohe, Schwarmbildung, Zocken, Gegenpressing) Manövern experimentieren. © 4P/Screenshot

sich spürbar auf den Spielablauf auswirkt: erweiterte Taktiken, die eine Art „Auscoachen“ ermöglichen. Man kann mit sieben offensiven und fünf defenisven Manövern experimentieren.

Aber zunächst ein kurzer Blick auf den Status quo, weil man sonst denken könnte, dass das alles alter Tobak ist. Mittlerweile greifen ja drei Ebenen ineinander: Da ist die allgemeine Formation von 5-3-2 bis 4-3-3. Hinzu kommen die damit verknüpften defensiven sowie offensiven Stile, mit denen man die allgemeine Statik seiner Strategie bestimmtt. Seit letztem Jahr kann man diese sowie die Formation sogar flexibel für die drei Phasen Anstoß, Ballbesitz und Ballverlust vordefinieren, so dass man von der Intensität des Verteidigens bis hin zu weiten oder kurzen Pässen, Flügel- oder Zentrumsfokus während des Spiels wechselt. Außerdem kann man die allgemeine defensive oder offensive Ausrichtung seiner Spieler über das Steuerkreuz in fünf Stufen regeln. Kurzum: Im taktischen Bereich war PES 16 schon sehr stark. Was ist jetzt also so neu und kreativ?

Dass man neben diesen im Vorfeld einstellbaren Verhaltensweisen während des Spiels über L2 plus Steuerkreuz aus zwei weiteren defensiven sowie offensiven Zusatztaktiken wählen kann. Und die sorgen für spontane Änderungen in den Positionen

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Derby: Neben Borussia Dortmund sind auch der FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen in PES spielbar. Der FC Bayern fehlt in dieser Saison, auch Gladbach ist nicht spielbar. © 4P/Screenshot

sowie Laufwegen – man erkennt sofort, was passiert. Das heißt, es ergeben sich neue Möglichkeiten oder Probleme, auf die man schneller als bisher reagieren muss.

Wer in der Offensive z.B. „Tiki-taka“ aktiviert, wird bemerken, dass sich die Spieler für Ballbesitz und Kurzpässe enger positionieren – die berühmten „Dreiecke“ werden gebildet, man kann den Gegner laufen lassen. Man kann auch die Außenverteidiger gezielt nach vorne laufen oder das Spiel breit machen lassen. Wer in der Defensive „Tief stehen“ aktiviert, kann den Rückzug seiner Viererkette beobachten. Und wer das „Gegenpressing“ einleitet, wird bei Ballverlust sofort erkennen, wie die eigenen Spieler ihn à la FC Barcelona oder Guardiola-Bayern oder Schmidt-Leverkusen umgehend zurückerobern wollen. Man kann nur eine, aber auch zwei, drei oder gar alle vier gleichzeitig aktivieren und so quasi taktische Kombos festlegen: Wer „Tiki-Taka“ mit dem falschen AV verbindet, ist im Mittelfeld ständig in der Überzahl. Wer „Weit nach außen“ und „Offensiver AV“ aktiviert, der dann auch hinterläuft, wird sehr mächtig auf den Flügeln.

  1. Nach wenigen Matches dachte ich, dass die 2017-Version tatsächlich um einiges besser ist als der Vorgänger :Hüpf: Nach vielen, teilweise sehr frustrierenden, Stunden in der Meisterliga muss ich dann doch sagen: nö :cry: Früher wirkten sich die Taktikeinstellungen deutlich sensibler aus, die KI hat weniger offensichtlich gecheatet und die Meisterliga war zwar steril, aber dennoch nicht so zugemüllt mit Nonsense. Ist zwar immer noch ein solides Game, aber imo keine Simulation mehr. Spiele PES seit dem dritten Teil, ziemlich traurig was mittlerweile daraus geworden ist :(

  2. Usul hat geschrieben:
    Lumilicious hat geschrieben:Wenn Konami meint die PC'ler als Spieler zweiter Klasse zu behandeln, dann ist eine extreme Abwertung gerechtfertigt.
    Das wäre eine Bewertung des Publishers und nicht des Spiels... aber das ist ja nix Neues.
    Dann sollen sie sich nen neuen Publisher suchen. Mal angenommen sie hätten absurderweise keinen eigenen Einfluss darauf.

  3. Lumilicious hat geschrieben:Wenn Konami meint die PC'ler als Spieler zweiter Klasse zu behandeln, dann ist eine extreme Abwertung gerechtfertigt.
    Das wäre eine Bewertung des Publishers und nicht des Spiels... aber das ist ja nix Neues.

  4. Tja , dann wird wohl Fifa 17 das Rennen auf dem PC machen.
    Ob man sich sowas im 21. Jahrhundert bei immer steigenden Kosten erlauben kann das
    eine große Anzahl von Käufern auf ein anderes Produkt ausweichen wage ich mal zu bezweifeln^^

  5. Jup, das Spiel fühlt sich auch anders an, obwohl alle grundlegenden Features nahezu gleich sind. Aber wir haben aktuell keine Zeit, da in die Tiefe zu gehen und das zu analysieren. Dafür müsste ich nochmal mind. zehn Matches investieren. NBA 2K17 und FIFA 17 warten.;)

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