EA Sports hat bei der Namensgebung seiner Serie einen Glücksgriff getan, denn genau wie der echte Tiger Woods behauptet die Simulation trotz ihrer nüchternen Darstellung Jahr für Jahr den Spitzenplatz unter den Golfsimulationen. Kein Wunder: Seit einiger Zeit geht der Titel praktisch konkurrenzlos an den Start. Ein Grund dafür könnte der große Realismus sein, an dem sich andere Entwickler nicht die Finger verbrennen wollen. Auftritt Oxygen Interactive (Perfect Ace 2): Die Briten wollen den Softwareriesen scheinbar mit eigenen Mitteln schlagen und treten mit einem Spiel auf, dass sich noch schlichter präsentiert als die PGA Tour 07, dafür aber die bisher realistischste Schlagtechnik bieten soll. Geht die einfache Rechnung auf? Wir haben Meister Woods persönlich sowie den von Oxygen lizenzierten Colin Montgomerie zum fiktiven Schlagabtausch gebeten – was haben die Könner des Fachs zu ihren virtuellen Auftritten zu sagen?
4Players: Herr Woods, Herr Montgomerie, es ist uns eine Ehre, Ihnen beiden an einem Tisch zu begegnen.
Woods: Die Freude ist meinerseits. Ich bin gespannt zu hören, was mein Kontrahent auf dem virtuellen Green zu bieten hat.
Montgomerie: Tiger, schön dich zu sehen. Zieh
Welle, Enten, Büsche und Sträucher sorgen vor allem auf den neuen Kursen für eine idyllische Atmosphäre (Tiger Woods 07). |
dich besser warm an, denn unsere Partner in Großbritannien haben ganze Arbeit geleistet. Soweit ich weiß, schlummert EA ja immer noch auf den Lorbeeren der vergangenen Jahre…
Woods: Im Gegenteil! Wir haben etliche Möglichkeiten, Golf zu spielen. Von einer einzelnen Runde über Chip-Wettbewerbe bis hin zum Teamspiel, einer umfangreichen Karriere und dem ausgefeilten Online-Modus ist für jeden etwas dabei. Zusätzlich gibt es jetzt die Team-Tour und wir haben neue Kurse hinzugefügt, die ein paar wunderschöne Ausblicke gewähren. Ganze zwölf Links findest du hier.
Montgomerie: Wobei ich auf den Konsolen-Fassungen fast doppelt so viele gezählt habe.
Woods: Das ist richtig. Dafür sind zehn davon echte Plätze. Soviel Realismus kann ProStroke Golf nicht bieten. Auch bei den Namen der sieben unbekannten Oxygen-Profis dürfte nur bei Golf-Experten etwas klingeln.
Montgomerie: Nun ja, bei EA tummeln sich ebenfalls jede Menge erfundene Sportler. Um noch mal darauf zurückzukommen: zwölf Kurse, das ist wirklich mager. Zumal man auch die Links des letzten Jahres hätte behalten können, statt sie einfach zu ersetzen. Oxygen hat sich trotz fehlender Lizenzen immerhin die Mühe gemacht, 18 Areale aus dem Boden zu stampfen – Lake Nona und The Brabazon gibt es sogar tatsächlich.
Woods: Aber sie sehen aus als kämen sie aus dem Klon-Studio. Die Löcher sind ja kaum voneinander zu unterscheiden. Außerdem ist es bei einigen so schwierig, auf Par zu kommen, dass selbst ich meine liebe Not hätte.
Montgomerie: Vielleicht hat dir auch nur unsere Steuerung Schwierigkeiten gemacht…
4Players: Oh ja, die ist klasse – aber gewöhnungsbedürftig! Ich habe lange gebraucht, bevor ich das Verlagern des Gewichts beim Abschlag im Griff hatte. Können Sie den Vorgang einmal im Detail erläutern?
Montgomerie: Aber gerne. Zunächst einmal entscheidet man sich für einen Schläger und legt fest, wohin der Ball fliegen soll und wie man die Füße zum Ball stellt – das beeinflusst die Stärke des Dralls. Sobald Sie nun schlagen wollen, sehen Sie das Geschehen aus der Sicht des Golfers, können dann sogar den prüfenden Blick nach oben, also vom Schläger zum Ziel, ausführen. Jetzt kommt das Einzigartige: Für einen normalen Schuss müssen Sie nicht nur die Aushol- und Schlagbewegung mit dem linken Analogstick nachahmen, sondern verlagern mit dem rechten Stick auch Ihr Körpergewicht. Es reicht aber nicht, das Gewicht in die gewünschte Richtung zu bewegen. Vielmehr brauchen Sie eine gleichförmige Vor- und Rückwärtsbewegung. Es sei denn natürlich, der Ball soll besonders hoch oder flach geschlagen werden. Das lässt sich mit Variationen bei der Schwerpunktverlagerung erreichen. Zudem reicht es nicht, die Sticks einfach vor- und zurückzuziehen; die Bewegung simuliert das Timing eines echte Schlags sehr viel genauer als es die Konkurrenz tut.
Woods: Darf ich dich kurz unterbrechen? Diese Ego-Perspektive habe ich nie gesehen.
Montgomerie: Du kommst
Körpergewicht, Fußstellung und der richtige Schwung: ProStroke bietet den realistischsten Abschlag aller Zeiten. |
automatisch dahin, wenn du den Schlag ausführen willst…
Woods: Ich habe jeden Schlag vom Schulterblick aus geführt.
Montgomerie: Hast du aus Gewohnheit mit Maus und Tastatur gespielt? Oder vielleicht auf PSP?
Woods: Ja, Ersteres.
Montgomerie: Dann gibt es die innovative Schlagtechnik leider nicht.
Woods: Wie bitte? Und wann komme ich dann in den Genuss der ProStroke-Steuerung?
Montgomerie: Dazu brauchst du ein Gamepad. Ohne Controller mit zwei Analogsticks legt man vor dem Schlag die Verteilung des Gewichts fest, holt per Tastendruck aus und bestimmt mit der nächsten Taste, wie präzise der Schläger den Ball trifft. Wenn man beim Rückschwung die Ausholtaste noch gedrückt hält, schlägt man stärker ab, dafür steigt die Gefahr, den Schuss zu verziehen. Auf PSP sowie mit Tastaur und Maus fühlt sich ProStroke Golf deshalb wie ein Taktikspiel an: Ich entscheide erst, was ich machen will und sehe dann, wozu das führt. Es gibt sogar eine Anzeige, die angibt, in welche Richtung, wie weit und wie hoch der Ball fliegen und wieviel Drall er beim Landen haben wird. Aber wie gesagt: Ohne Gamepad keine Innovation.
Woods: Das ist ja lächerlich!