Die Digitalisierung der Kämpfer in einem Beat-em-Up hat lange Tradition: Das ging mit abgefilmten Heroen in Pit-Fighter und Mortal Kombat los und endete damit, dass man sich selbst in den Editoren bekannter Prügler nachbauen oder fotografierte Bilder von sich direkt einbauen durfte. Reality Fighters (RF) geht einen halben Schritt weiter: Zum einen bringt man sein eigenes Gesicht ins Spiel, zum anderen jeden beliebigen Punkt auf dieser Erde. Denn RF gehört zur Generation der »Augmented Reality«-Spiele: Diese »erweiterte Realität« bedeutet in diesem Falle, dass die Außenkamera der Vita dazu genutzt wird, einen beliebigen Hintergrund zur Kampfarena zu machen. In erster Linie ist das nicht viel mehr als eine Spielerei (die darüber hinaus sehr gutes Licht voraussetzt, damit man etwas erkennt), aber dennoch eine beeindruckende. Denn alles, einfach alles kann damit zum Prügelfeld werden: Der Garten, der Bürotisch, der Lebensgefährte, der Hamsterkäfig, die Sockenschublade.
Der Editor, in dem man sein digitales Klopper-Ich ausstaffieren kann, ist mächtig. Mächtig umfangreich, um genau zu sein. Es gibt nur wenige Einstellungsmöglichkeiten zur Person: Männlich oder weiblich, schmächtig oder Wildecker Herzbube, Boxer oder Capoeirista, zwei kurze ins Mikro geröchelte Laute zu Einmarsch und Sieg, mehr
Personalisierung gibt’s nicht. Dafür aber Unmengen an Klamotten! Und zwar in erster Linie herzhaft albernes Zeug: Kuhkostüm, Prinzessin-Leia-Frisur, Römer-Lendenschurz, gigantische Hasiohren – hier kann man den wahren Freak des Universums produzieren! Jedenfalls, wenn man weit genug gespielt hat, denn die wirklich bescheuerten Klamotten kosten viel Spielgeld, das man sich durch Siege erkämpfen muss.
Ich bin so toll!
Am lautesten klingelt die Kasse im Story-Modus, der darüber hinaus den Vorteil hat, vom echten Mr. Miyagi geleitet zu werden. Okay, zugegebenermaßen ohne die Stimme von Noriyuki »Pat« Morita, der ja nun schon eine Zeit lang nicht mehr unter uns weilt – aber sonst genau so, wie man ihn aus Karate Kid kennt, inkl. Bonsai-Fimmel. Okay, ein Mal wirft er sich auch Lederhosen über, das ist neu. »Story« ist vielleicht auch schon etwas zu viel des Versprechens, denn eine Handlung gibt es nicht – nur nette Sprüche von Miyagi zwischen den Runden. Gemeisterte Kämpfe bringen nicht nur Geld, sondern auch neue Klamotten, Fighter und Umgebungen.
Neben der Story kann man sich auch in einer Survival-Variante (in der man schnellstmöglich Schilder zerkloppen muss) oder dem schnellen Kampf austoben. Und natürlich ist dann noch das klassische Gegeneinander: lokal und online. Ersteres bietet unspektakuläre Einzelkämpfe, Letzteres konnte ich mangels aktivem PSN noch nicht ausprobieren, verspreche mir aber bislang nichts Aufregendes davon.
Der Grund dafür ist, dass RF ein schlechtes Prügelspiel ist: Die Steuerung ist nicht nur extrem simpel (es gibt nur wenige Angriffe pro Kämpfer), sondern auch träge. Das wäre aber tatsächlich gar nicht so schlimm, schließlich geht es hier in erster Linie um den bekloppten Spaß, und nicht um eine BlazBlue-Konkurrenz. Aber richtig, richtig lästig ist die Kameraführung. Es gibt nämlich keine. Wenn man die Vita nicht gerade mit der Präzision eines Chirurgie-Roboters in der Hand hält, wackelt die Kamera dauernd hin und her, wodurch die Figuren pausenlos ihre Position verändern. Statt sich also auf das eigentliche Spiel zu konzentrieren, muss man andauernd das Handheld nach links und rechts und oben und unten drehen, um den Kloppern zu folgen. Hey, ich wollte eigentlich nur ein bisschen herumprügeln, keine Ausbildung zum Kameramann machen!
Zumal ja das Wichtigste an dem Game, nämlich das Kampfsystem, nicht so gut geworden sein soll.
in Japan 30 Euro, was auch zu viel ist^^
Die Demo zu spielen reicht eigentlich aus, da man dort schon sein eigenes Kämpfer-selbst erstellen kann.
Bitte lass das kein Vollpreistitel sein!
Sowas kriegt man bei Nintendo umsonst untergejubelt.