Veröffentlicht inTests

ReCore (Action) – Im Kern steckt das Detail

Wie kaum ein anderes Spiel der letzten zwei Jahre ging ReCore durch ein bemerkenswertes Auf und Ab. Der E3-Trailer 2014 wurde mit viel Begeisterung aufgenommen, die zwei Jahre später gezeigten Spielszenen sorgten für Verunsicherung, in manchen Bereichen sogar Ernüchterung. Was die Kooperation von einstigen Metroid-Prime-Entwicklern und Capcoms ehemaligem Urgestein Keiji Inafune letztlich bietet, klären wir im Test. 

© Armature Studio / Microsoft

Kernbots sind das A und O   

Und in allen Bereichen mit Ausnahme der dank akkurater Steuerung und sehr guter Kollisionsabfrage gelungenen, aber gegen Schluss hammerharten Sprungsequenzen stehen die Kernbots statt Joule im Mittelpunkt. Zwar verfügt die Heldin über ein Gewehr, dessen Nachschub an Energiemunition unendlich ist, aber nach langem Dauerfeuer abkühlen und sich wieder aufladen muss. Doch ohne Mack, Duncan und Seth wären die Auseinandersetzungen gegen die Gegnermassen nicht zu schaffen. Nicht nur, dass die Kernbots autonom angreifen und sich potent zur Wehr setzen. Man kann ihnen zusätzlich noch einen Angriffsbefehl auf das aktuell anvisierte Ziel geben, was sie mit einer Spezialattacke quittieren und danach weiter nach allen Regeln der Kunst versuchen, den Kampf zu beenden. Taktische Finessen kommen u.a. durch die Farben der gegnerischen Kerne ins Spiel. Blau, Rot und Gelb als Standardfarben markieren die Anfälligkeit der jeweiligen Feinde und stehen auch bei der Munitionswahl zur Verfügung. Zusätzlich kann man seinen Schuss in mehreren Stufen aufladen, um z.B. Schilde auszuschalten. Und spätestens beim Betätigen des Ausweichschubs, um einem gegnerischen Angriff aus dem Weg zu gehen, weiß man die halbautomatische Zielaufschaltung zu schätzen, damit man den ausgesuchten Gegner und seine Kombo nicht aus dem Blick verliert. Denn je höher die Kombo, desto höher ist der Schaden, den Joules Knarre unabhängig von der gewählten Munitionsfarbe verteilt.

[GUI_STATICIMAGE(setid=80794,id=92533604)]
Die Gefechte sind dynamisch und dank der Farbvariationen leicht taktisch angehaucht. © 4P/Screenshot
Später bekommt man die Möglichkeit, seinen Kernbot zu wechseln, so dass man z.B. vom blauen Mack auf den gelben Seth umschalten kann, falls man feststellen sollte, dass doch mehr gelbe Gegner auf einen warten oder ein Feind mit den seltenen Mischfarbkernen wie Orange, Grün oder Lila wartet. Noch wichtiger für die Kampfdynamik, die in ihren besten Momenten an ein entschleunigtes Vanquish erinnert, ist jedoch die je nach Situation wandernde weiße Markierung innerhalb der feindlichen Lebensanzeige. Schafft man es, die Energie des Kernbots unter diese Grenze zu bekommen, kann man versuchen, ihm den Kern zu entziehen. Hier schaltet ReCore in ein solide inszeniertes „Tauziehen“-Minispiel, das ähnlich harmonisch integriert wurde und auch gegen Ende der etwa zwölf bis 15 Stunden Basisspielzeit als Teil der Kampfchoreografie genauso gut funktioniert wie der Nahkampf in der Doom-Neuauflage. Die so erbeuteten Kerne sind für die Weiterentwicklung der drei Basisfähigkeiten (Angriff, Verteidigung, Energie) der eigenen Roboter wichtig. Allerdings sollte man sich überlegen, ob man nicht vielleicht doch einfach draufhalten und die Explosion der Kontrahenten in Kauf nehmen sollte. Dann nämlich lassen sie immer noch Kernfragmente fallen – und Bauteile, die für die Anschaffung neuer Versatzstücke für seine mechanischen Freunde nötig sind.

Robo-Tuning

[GUI_STATICIMAGE(setid=80794,id=92533605)]
Die Heldin Joule kämpft nicht nur gegen feindliche Kernbots, sondern auch die Umgebung, die ihr mit fiesen Sprungpassagen das Leben schwer macht. © 4P/Screenshot
Nicht nur im Kampf, auch in der Erkundung der weitläufigen Areale sowie der meist überschaubaren Dungeons muss man immer die Hilfe seiner Kernbots in Anspruch nehmen. Allerdings machen es Armature und Comcept hier unnötig kompliziert. Zum einen kann man immer nur zwei der drei Kerne mit sich führen. Die Antwort auf „Warum?“ will sich mir auch nach reiflicher Überlegung nicht erschließen. Vor allem auch, wenn man noch einkalkuliert, dass man diese drei Kerne in fünf Chassis mit besonderen Fähigkeiten einsetzen kann. Der Spinnenkörper kann einem z.B. helfen, an bestimmten Schienen entlangzuhangeln – was zu einigen der spektakulärsten Plattformsequenzen der jüngeren Videospiel-Geschichte führt. Der Hunderoboter wiederum kann mit seiner metallkalten Spürnase Gegenstände erschnüffeln, die im Sand verbuddelt sind, während der fliegende Freund einen im Gleitflug Gebiete erreichen lässt, die mit dem Doppelsprung samt angeschlossenem Vorwärtsschub nie möglich wären. Da eigentlich alle fünf Chassis nötig sind, um sämtliche Geheimnisse, Truhen und die immens wichtigen Prismakerne auf Far Eden zu finden, ist diese Restriktion unnötig zeitraubend.

Denn während man an Teleportpunkten immerhin noch auswählen kann, welche zwei Kerne man mitnimmt, muss man zum Körper- und damit Fähigkeitswechsel immer wieder in die Heimatstation von Joule zurückkehren. Nur hier kann man den Mack-Kern vom Hund in den Gorilla packen, den man benötigt, um bestimmte Gesteinsformationen zu zerstören. Wieso hat man nicht entweder schon an den Reisestationen die Möglichkeit des Kernwechsels? Oder noch besser: Man könnte die Tauschtaste nutzen, um bei einem kurzen Druck zwischen den letzten zwei gewählten Robotern zu alternieren und hat bei einem Halten der Taste Zugriff auf ein Menü zu bekommen, in dem man ad hoc die Kern-/Körper-Kombo verändern kann. Denn da die Ladezeiten auf beiden Systemen nicht ohne sind, wird das dauernde Hin- und Herteleportieren spätestens ab der Hälfte des Spiels zu einer kleinen Tortur. Doch nicht nur hier sind die involvierten Teams über das Ziel hinausgeschossen.


  1. Ja, ich freue mich auch auf T8-NK! 'Denke auch, daß das Spiel zu hastig herausgebracht wurde, ansonsten ein spaßiger Titel vom Gameplay her, wie ich finde.

  2. Um Weihnachten herum gab es Recore für 20€ im Windows Store. Seit Release hat sich einiges getan. Patches haben die Ladezeiten verkürzt, den Respawn Bug beseitigt und per Update soll der 5. Roboter T8nk endlich dazu kommen. Er ist auf dem Cover und findige Exploid Nutzer konnten bereits in Dungeons glitchen, die für den Roboter gebaut wurden. Ich werde auf jeden Fall noch bis zu der Berüchtigten Sperre weiter zocken, aber ich hatte schon bei The Phantom Pain keine Lust, alle Sidequests zu erledigen. Jeder Kernbot hat mehr Persönlichkeit als Joule, die für mich nichts weiter als eine Rey Kopie ist. Kai taucht einfach auf, gibt Seth ab und verschwindet schnell wieder und diverse effektive Entdeckungen in der Geschichte

    Spoiler
    Show
    Das bereits viele Menschen im Cryoschlaf gestorben sind und Victor noch mehr bedroht
    sind Joule recht schnell sehr egal.
    Das Gameplay macht aber richtig Bock. Da steckt durchaus Metroid Prime drin, auch ein wenig Ratchet & Clank. Und ich freue mich darauf, mit T8nk durch die Wüste zu brettern.
    Es deutet wieder mal drauf hin, wie chaotisch es bei MS abläuft, seit Don Mattrick endlich weg ist. Den Scherbenhaufen würde ich nicht kehren wollen. Recore wurde viel zu früh veröffentlicht. Auch auffällig, das es als XBOX Exklusivtitel auf DirectX12 verzichtet. Die XBOX Abteilung scheint außerhalb von Halo, Forza und Gears ratlos zu sein. Zuerst Fable Legends, dann Scalebound gecancelt. Und auch Cuphead lässt schon sehr lange auf sich warten. Ansonsten sind vor allem Multiplayer Titel in Arbeit, an denen ich persönlich Null Interesse habe.

  3. Ich habe es für 30€ ergattert und bei dem Preis kann man echt nicht meckern! Bin noch nicht so weit aber mich interessiert schon was mit all den Leuten passiert ist auf Neu Eden.
    Die Sprecher machen außerdem eine sehr gute Figur in der deutschen Vertonung! Macht Spaß!

  4. Als ich die ersten Bilder von ReCore gesehen habe, dachte ich, dass das Spiel eher so in Richtung Survival-Rollenspiel-Shooter geht. Aber als Action-Adventure gefällt es mir sogar noch besser! Fand den Test wirklich gut geschrieben, man bekommt einen Einblick ins Spiel, jedoch passt die Bewertung (68) mMn nicht wirklich zum Text. Der Test hat sich viel positiver angehört als das Ergebnis letztendlich. Habe im Freundeskreis bisher sehr viel Gutes über das Spiel gehört, vor allem die Story als auch die Heldin Joule sollen wirklich toll sein. Ich freue mich darauf das Spiel in nächster Zeit selbst zu spielen.

  5. Höhlenhast! Die Geschicklichkeitspassagen sind recht anspruchsvoll. Hat mich ein wenig an Super Mario Sunshine erinnert, da gab es auch ab und zu ein paar fiese Tests.
    Könnte mir mir den Titel allgemein auch gut auf einer Nintendokonsole vorstellen.
    Größtes Manko ist für mich die deutsche Stimme von Joule.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1