Erzählerisch hat sich gegenüber dem PC-Original natürlich nichts verändert und auch spielerisch gleicht die Enhanced Edition der damals veröffentlichten Version so sehr, dass ich einmal mehr auf unseren damaligen Test verweise. Denn eins sei an dieser Stelle vorweggenommen: Auch qualitativ hat sich in den vergangenen zwei Jahren wenig getan. Sobaka Studio hat sein Spiel zwar behutsam erweitert, im Kern allerdings nicht verbessert. Und übrigens: PC-Besitzer erhalten selbstverständlich ein kostenloses Update auf die Enhanced Edition.
Fäuste, Füße, Waffen
Noch immer nutzt Vasily also Fäuste, Füße sowie aufgelesene Nah- und Fernwaffen, um sich gegen leichte und schwere Gegner zu wehren. Allzu profanes Kanonenfutter trifft er dabei nicht, denn auch einfache Widersacher teilen ordentlich aus, weshalb rechtzeitiges Blocken oder Ausweichen ebenso wichtig ist wie das Erarbeiten spezieller Finisher, um Lebensenergie wiederherzustellen. Erste-Hilfe-Kästen oder Heiltränke gibt es in Redeemer schließlich nicht. Die große Stärke ist damit nach wie vor das nicht übermäßig komplexe, aber angenehm vielseitige Kampfsystem.
Im Gegensatz zum Original beherrscht der schlagkräftige Mönch aber nicht sämtliche Fähigkeiten vom Start weg, sondern muss viele erst erlernen. Das geschieht zum einen durch das Auflesen von Upgrade-Punkten und zum
anderen durch das Nutzen entsprechender Gliedmaßen bzw. Waffen. Schlägt man etwa häufig mit den Fäusten zu oder teilt ihnen entsprechende Punkte zu, darf man irgendwann wählen, ob er Kombo-Angriffen einen zusätzlichen Schlag hinzufügen oder nach langem Ausholen einen besonders mächtigen Hieb ausführen kann. Ein Spezialist wird Vasily dabei nicht; irgendwann beherrscht er einfach sämtliche Fähigkeiten.
Tatsächlich hat mich dieses Fortschrittssystem stärker dazu animiert, verschiedene Techniken und Waffen auszuprobieren, was dem Spielverlauf im Kleinen guttut. Die anfangs, aufgrund des spröden Menüs, relativ undurchschaubare Mischung aus aktiver und passiver Charakterentwicklung mutet zwar unnötig kompliziert an, erfüllt letztlich aber ihren Zweck.
Gemeinsam Prügeln
Neu ist außerdem ein lokaler Koop-Modus, mit dem zwei Kämpfer gleichzeitig antreten. Der zweite verfügt dabei schlicht über alle bislang freigeschalteten Fähigkeiten und geht einer der beiden zu Boden, kann man ihn wiederbeleben – muss man aber nicht, weil er spätestens bei Szenenwechseln wieder quicklebendig dasteht. Ein Wermutstropfen ist außerdem, dass der oder die Partner/in nicht jederzeit ein- bzw. aussteigen darf, sondern die Koop-Option stets vor dem Start einer Sitzung gewählt werden muss.
Richtig ärgerlich sind sogar manche Fehler, die mir im PC-Original zumindest nicht in dieser Frequenz untergekommen sind. Gleich mehrmals ist Vasily etwa sowohl auf Switch als auch auf PlayStation 4 in Türen und
anderen Objekten der Umgebung hängengeblieben, sodass ich den entsprechenden Abschnitt neustarten durfte. Ähnlich wie auf PC geht die Bildrate zudem gelegentlich in die Knie. Das ist zum Glück verschmerzbar…
Schon wieder Ärger auf Switch
… so lange man nicht auf Switch spielt. Dort ist die Bildrate nämlich generell schon so niedrig, dass sich Vasily unangenehm träge anfühlt. Seltsamerweise erkennt die Switch-Steuerung außerdem Feinheiten seiner Bewegung dermaßen schlecht, dass die Steuerung nicht mehr analog wirkt, sondern wie ein Acht-Wege-System. Das wäre nicht mal ungewöhnlich, allerdings wurde Redeemer für höhere Bildraten und eine analoge Steuerung konzipiert, die auf PS4 zudem einwandfrei funktioniert. Man büßt also ein Stück eigentlich notwendige Bewegungsfreiheit ein.
Vielleicht liegt es außerdem an der überforderten Hardware, dass die Physik auf der Nintendo-Konsole nicht immer das tut, was sie soll. Dass Türen nicht vollständig aufgehen, Animationen mit zwei beteiligten Charakteren nicht genau zueinanderpassen und andere Sperenzchen trifft man jedenfalls vorwiegend auf Switch an – genau wie eine gelegentlich ins Bodenlose sinkende Bildrate, dank der präzises Spielen in manchen Situationen glatt unmöglich ist. Weder erkennt man dann zuverlässig die Positionen von Freund und Feind noch kann man ankommende Attacken genau einschätzen, sodass stumpfes Knopfdruck-Stakkato die beste Lösung scheint. Glück im Unglück: Diese Momente sind Ausnahmen. Insgesamt schlechter machen sie die Switch-Version aber allemal, die natürlich ohnehin nicht so gut aussieht wie ihr PS4-Pendant. Zu guter Letzt fehlt auf Switch sogar die Anzeige, wann eine ganz bestimmte Aktion möglich ist, auch wenn das freilich das geringste Problem dieser Fassung ist.
Alles klar, kann ich verstehen.
Gibt's noch ein Test zur One X Version ?
Hi Benjamin,
zunächst einmal danke für den Test, ich bin durchaus interessiert an dem Spiel.
Ich finde deine Testüberschrift "Schnelles Geld statt gutes Spiel" allerdings etwas irreführend, denn als PS- und Xbox-Spieler gehe ich da von einer schlechten Wertung aus, die es dann aber "nur" für die Switch-Version gab.
Du hast zwar geschrieben, dass auch die PS-Version nur marginal gegenüber der damaligen PC-Version verbessert wurde, aber mit der Wertung von 73% sehe ich da immernoch ein potentiell spielenswertes Spiel (und einen ordentlichen Port), zu welchem wie gesagt die Überschrift dann nicht ganz passt (zumindest aus meiner Sicht).
Das war's aber auch schon mit meiner Kritik, ich bin gespannt auf das Spiel, welches schönerweise sogar als Retail erschienen ist.
Auf Switch gibt es die gar nicht erst.