Der blasse Ethan und der fette Duke
Das Blöde auf dem Weg zum Ziel: Ich konnte mich mit dem Helden und Vater absolut nicht identifizieren, er ließ mich komplett kalt. Dazu mag die Egosicht ein wenig beitragen, denn man sieht ihn ja nicht. Aber nicht nur zwischen Leon S. Kennedy und Ethan Winters liegen charismatische Welten – selbst mancher Nebendarsteller der Resireihe hatte mehr Präsenz. Er lässt dazu noch so naive Kommentare ab, dass man sich wie ein begriffsstutziger Gärtner fühlt, der das erste Mal so etwas wie Unkraut oder Rosen mit Dornen sieht. Wenn das wenigstens den Humor eines Armee der Finsternis erreichen würde, aber das wirkt einfach nur dumm. Texte und Sprache wurden komplett ins Deutsche übersetzt, wobei die Sprecher nicht alle überzeugen. Wie auch? Die Qualität der Dialoge erreicht nicht mal das Niveau von schlechten Action-Filmen aus den 80ern, da hört sich alles eher billig an. Die beste Szene hat Ethan, als er einmal laut „Schnauze!“ sagt. Da will man ihm fast gratulieren. Andere im Ansatz interessante Charaktere werden im Einstieg nur kurz aufgebaut und verschwinden dann.
Bis auf eine gewichtige Ausnahme, der man leider immer wieder begegnen muss: dem Duke. Dieser fettwanstige Händler ist ebenfalls ein markanter Charakter, über den sicher noch unter Fans gesprochen wird – zumal er sich ja selbst auf den Kollegen aus Resident Evil 4 bezieht. Nur war der dreimal cooler. Und man möchte ihn spätestens dann erschießen, wenn er aufgrund seiner Blähungen schon wieder furzt oder so laut ächzt, dass man ihn durch die geschlossene Tür seines Speicherortes samt Schreibmaschine noch hören kann. Das ist nicht witzig, sondern einfach nur nervig, zumal er wie ein Kloß ex machina überall auftaucht und als einzige regelmäßige Bezugsperson (!) die Geschichte vorantreibt, wenn Ethan was erledigt hat. Hofft man noch einige Zeit, dass das aufgeklärt wird, wird man auch hier enttäuscht. Dass er irgendwann permanente Verbesserung von Tempo, Leben und Verteidigung anbietet, wenn man Hühner, Schafe, Fische, Ziegen oder Schweine für ihn killt, passt zu seinem ekelhaften Gelaber übers Essen.
P.T. lässt im Puppenhaus grüßen
Immerhin fehlt er im besten, nach dem Schloss zweiten Schauplatz des Spiels: dem Puppenhaus. Bevor man das verfluchte Anwesen betritt, werden einem alle Waffen weggenommen. Dafür baut die Regie endlich mal langsam eine Spannung auf, wenn man durch die scheinbar leeren Räume wandert, die Puppen anschaut und den Fahrstuhl in den Keller aktiviert. Während man Spuren untersucht, Beweise findet und kleine Rätsel löst, verändert sich langsam die Stimmung, das Licht und man ahnt natürlich, dass etwas nicht stimmt. Als plötzlich ein Bild im Flur von der Wand fällt, zuckt man unweigerlich zusammen. Danach verdichtet sich der Grusel durch Geräusche und Seltsamkeiten, bevor er in einem Nerven aufreibenden Finale gipfelt, in dem man sich in Schränken oder unter dem Bett verstecken muss – das wird sehr gut inszeniert. Wer stand hier offensichtlich Pate? Richtig: P.T. aka Silent Hills.
Boah, was war das? Ich bin immer noch geplättet. Das Ding muss jetzt erst einmal den Test der Zeit bestehen, aber es ist wahrscheinlich der beste Teil seit Resi 4. Es beginnt etwas holprig, aber spätestens nach dem Betreten des Schlosses war ich voll angefixt. Die Stimmung ist zum schneiden dicht und das Artdesign ist einfach nur zum niederknien. Schon lange kein Spiel mehr gespielt, welches so durchgestylt daherkommt. Das Leveldesign ist auch richtig Klasse, zieht immer wieder Kreise und baut schöne Verbindungen zu bereits erkundeten Gebieten auf. Als ich auf den Burgzinnen Gargoyles vom Dach sniperte, um dann einen Fahrstuhl zum Startpunkt des Gebiets freizuschalten, hatte ich sogar ein leichtes Souls Dejavu. Eigentlich bewegt man sich sehr linear durch das gesamte Spiel, aber die vielen Erkundungsmöglichkeiten geben Village ein tolles Adventure Feeling hinzu. Das Dorf und seine Umgebung, die Erkundung und die dabei entstehende Atmosphäre sind die definitiven Highlights von Village.
Überraschenderweise hat mir sogar das Gunplay nach kurzer Eingewöhnung richtig gut gefallen. Es ist etwas träge und manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Trefferfeedback nicht immer konsistent ist. Trotzdem knicken Gegner ein wenn man ihnen in die Beine schießt, lassen sich auch mal die Waffe aus der Hand schießen und werden mit dem richtigen Kaliber nach hinten geschleudert. Headshots sind auch schön saftig. Leider reagieren sie aber auch manchmal gar nicht, wenn ich z.B. mit der einfachen Pistole auf sie schieße. Gegner und Nachlade-Animationen sind gut, die gesamte Waffenauswahl ebenfalls. Vor allem im letzten Drittel musste ich dann auch mit der Munition haushalten und die eigene Positionierung zum Gegner wurde immer wichtiger. Klar, da ist noch Luft nach oben, aber ich hatte einige sehr intensive Feuergefechte mit Werwölfen und Co.
Apropos Werwölfe ... nach durchforsten einer Hütte standen die plötzlich verteilt über mehrere Häuserdächer im Gegenlicht verteilt. Hat man erst...
Das Spiel gibt es gerade für 40€ Crossgen für PS4 und PS5 bis zum 4. November.
Hab schon bis Heisenbergs Maschinenfabrik gespielt (schaut ebenfalls spannend aus) und finde das Spiel gelungen, kann gar nicht aufhören damit.
Das Bild ist üblicherweise viel zu dunkel, wenn man es nach Vorgaben des Spiels einstellt. Die Empfindlichkeit muss man unbedingt höher drehen. Einstellung für Stick-Beschleunigung beeinflusst nur die mittlere Eingabe.
Das Spiel ist eine Mischung aus RE7, RE4, Dark Souls/Bloodborne und etwas Grusel-Adventure in einem Puppenhaus. Alle Orte sind sehr abwechslungsreich. In der Festung dachte ich, da gebe es nun einen unendlichen Gegnerrespawn. Aber nein, nach dem 30ten Gegner war dann erstmal Schluss. War bisher auch die einzige Stelle, wo es nach Shooter aussah. Rätsel sind eher leicht, aber es gibt dennoch viel zu entdecken. Auch ist es etwas gruseliger als RE4, da es überall knarzt und keucht.
Gameplay stimmt, hab auch keine Probleme mit dem Actionanteil gehabt. Steuerung ist bisschen flotter als in RE7 und die reicht aus für die schnelleren Gegner. Bei den größeren Gegnern nerven die starken Dauervibrationen des PS4-Controllers, die sich nur komplett ausschalten lassen. (Mit dem PS5-Gamepad kann man endlich froh sein, wenn es keine starken Vibrationen kann.) Pistolen finde ich dumm gemacht (irgendwie haben die da was verwechselt) und das Snipergewehr sieht viel zu groß aus und klappert blöd beim Laufen. Insgesamt zu viele Waffen. Schätze und Räume mit Items hätte man lieber verborgen lassen sollen.
Ja und Story? Hab nicht aufgepasst.
Von mir gibt es vorab 86%. Lohnt sich.
Ok nach Beendigung muss ich auch mal mein Senf dazugeben.
Die Story von Village macht wenig Sinn. Egal wie man es dreht. Alle Charaktere haben dürftige Motivationen (außer Ethan natürlich) und die Plottwists rund um Ethans Extremitäten sind ziemlich dämlich und ein billiger Versuch, den Gorefaktor in die Höhe zu schrauben.
Alles in allem könnte man 8 als Fortsetzung von 4 sehen.
In Jörgs Test wird deutlich, dass er das Spiel aufgrund der schlechten "Regie" abgestraft hat.
Das Spiel war nicht gruselig? War RE4 auch schon nicht. Das Spiel ist trashig? War RE4 auch schon.
Die schlechte Regie? Kann ich nicht nachvollziehen. RE8 bietet mit jedem Abschnitt ein neues Spielgefühl und die erwähnte "Ballerbude" sind in Wirklichkeit nur zwei kleine Abschnitte.
Verstehe auch die Abneigung gegen Heisenbergs Fabrik überhaupt nicht. Für mich war das eins der stärksten Abschnitte und im Grunde genommen nichts großartig anderes als der letzte Abschnitt auf der Insel in Teil 4.
Resident Evil hat schon immer im letzten Drittel Laborsettings benutzt. Die "Terminatoren" im Kontext des Spiels auch nicht so weit hergeholt, wie Jörg das in seinem Test hinstellt.
Klar, woher kamen all die Gestalten vom Fließband? Wie konnten die Dorfbewohner so unbehelligt sein, wenn gefühlt jeder der vier Lords permanent Dorfbewohner entführt haben?
Village ist wirklich nicht perfekt. 4 hatte sich mehr Mühe gemacht, seine (auch trashige) Story zu erzählen und vor allem in Briefen und Texten stinkt Village ab und scheint sich keine rechte Mühe zu geben. Kein Text ist länger als zwei Seiten und man erfährt für mich zu wenig über die Lords.
Aaaaber...
Die 4 Lords alleine sind schon das Spiel wert. So bescheuert profilierte Bösewichter hatte Resident Evil schon lange nicht mehr zu bieten und sie stellen die olle Baker Familie gnadenlos in den Schatten.
Die optische Präsentation ist wirklich der Hammer. Selbst auf der alten PS4.
Verständlich ist auch, dass RE 4 dahingehend eine bessere Bewertung kassiert hat, da...
Aber die Spiele wussten im Großen und Ganzen, was sie sein wollten, und besinnen sich auf ihre Stärken.
RE8 ist irgendwo dazwischen, mit all den Schwächen, aber weniger definierten Stärken. Nur ein kurzer Abschnitt ist wirklich gruselig, alles andere ist eher schwach, und nach der ersten Hälfte spielt Grusel keine Rolle.
Währenddessen sind die Kämpfe meist weniger taktisch als in RE4, und deren Verteilung ist extrem unausgeglichen. Es gibt lange Sequenzen komplett ohne Gegner, während anderswo eine Welle nach der anderen anstürmt.
Und dann gibts noch RE6-artige Sequenzen als Beilage...
Macht Laune beim ersten durchzocken, aber bei näherer Analysis fällt es echt außeinander.
Was soll denn diese ganze Kritik? Es ist ein Spiel aus RE4 und RE7. Das kommt eben dabei raus, würde ich mal sagen.