[GUI_PLAYER(ID=103187,width=400,text=Visuell ist Retrovirus klasse gemacht – und auch das „Descent-Feeling“ kommt gut rüber.,align=left)]Anti-Virenprogramme glänzen nicht unbedingt durch einen hohen Unterhaltungsfaktor. Man drückt einen Startknopf und schon werden Speicher und Dateien des Computers nach Schädlingen, Trojanern und Malware durchforstet, in Quarantäne verschoben oder vorsorglich eliminiert. Der Benutzer selbst bekommt davon nichts mit. Aber wäre es nicht aufregend, sich selbst auf die Jagd nach bösartigen Programm zu begeben und sie eigenhändig zu erledigen? Genau hier setzt Retrovirus an, bei dem man das Steuer eines Mini-Schiffs übernimmt, mit dem man sich durch verwinkelte Daten-Korridore bewegt, Firewalls überbrückt, Schlüsselkarten sucht und feindlichen Code mit diversen Waffensystemen zerstört. Für die schnelle Flucht oder ein Voranpreschen steht außerdem eine Boost-Funktion zur Verfügung.
Anders als in einem gewöhnlichen Ego-Shooter genießt man hier die völlige Bewegungsfreiheit im Raum – man kann das Vehikel also komplett um alle Achsen drehen, um das Innenleben des Computers bzw. der Software zu erforschen. Entsprechend schnell stellt sich das wunderbare „Fluggefühl“ ein, das manche Spieler noch aus Klassikern wie Descent oder Forsaken kennen und das hier ähnlich gut funktioniert. Das gilt nicht nur für die Steuerung mit Maus und Tastatur, denn auch Controller wie das 360-Pad werden unterstützt und sind für eine präzise Navigation geeignet. Voraussetzung ist hier jedoch, dass man nicht zu der Sorte Spieler gehört, welche die Y-Achse invertieren. Zwar findet man einen entsprechenden Menüpunkt in den Optionen, doch wirkt sich die invertierte Steuerung nur auf die Maus und nicht den Controller aus.
Dass man bei der Erkundung der vielen Schächte und im Eifer des Gefechts in den virtuellen Welten schon mal die Orientierung verlieren kann, ist keine große Überraschung. Deshalb haben die Entwickler eine Navigationshilfe im Stil von Dead Space spendiert, die auf Tastendruck eine Linie aus Pfeilen zum nächsten Ziel zeigt. Leider funktioniert das System nicht ganz zuverlässig: Ab und zu wurde ich z.B. zu einer Wand geführt, bei der es kein Durchkommen gab. Erst nachdem ich in eine andere Sektion zurückgekehrt war und einen neuen Versuch unternahm, hatte sich die Navigation wieder gefangen und leitete mich zuverlässig zum Ziel. Der verworrenen Story hätte ein solcher Wegweise ebenfalls nicht geschadet: Zwar erfährt man durch die gefundenen E-Mails und Sprachhinweise, dass sie sich wohl um eine Art große Verschwörung dreht, doch wird die Geschichte so abstrus präsentiert, dass man bei dem Geflecht aus meist künstlichen Personen schnell den Durchblick und die Lust verliert.
Stilsicher
Besonders visuell sticht Retrovirus hervor: Die künstliche Welt mit ihren verzweigten Röhren, blinkenden Schaltern und Ventilatoren bekommen im Zusammenspiel mit der organisch wirkenden Wurminfektion einen ganz eigenen Stil. Es sieht klasse aus, wie sich die pilzartigen, lilafarbenen Geschwüre ausbreiten oder kleine Saugerwesen wie Kaulquappen an den Wänden entlang schrubben oder sich auf den Spieler stürzen. Im Laufe der „Wurmjagd“ erkundet man u.a. den Desktop, den Web-Browser oder das E-Mail-Programm, bei dem sogar kleine Briefsymbole durch die Gegend schwirren.
Ja, grafisch wird einiges geboten. Angesichts des Hardware-Hungers von Retrovirus ist es aber auch das Mindeste, was man erwarten kann. Unter einem Dual-Core mit mindestens 2 GHz und 2GB Speicher geht nichts, doch selbst unser Test-PC (i7-Prozessor & Geforce GTX 580) kam ganz schön ins Schwitzen. Ärgerlich: Nach einer gewissen Spielzeit kam es außerdem immer wieder zu Abstürzen, die sich zuvor schon durch ein drastisches Absinken der Bildrate angedeutet haben. Leider hat man es versäumt, den Arealen einen markanten Anstrich zu verpassen. So schön die Mischung aus künstlicher und organischer Kulisse am Anfang auch wirkt, nutzt sich der Stil mit der Zeit stark ab, weil es an Abwechslung mangelt. Zu selten wird man von einer neuen Aufmachung oder frischen Architektur innerhalb der Levels überrascht. Der monotone Elektro-Soundtrack im Hintergrund trägt neben den durchschnittlichen Effekten ebenfalls dazu bei, dass man Retrovirus lieber in kurzen Dosen genießen und nicht stundenlang in die Welt abtauchen möchte.
mein fehler, sorry. edited above.
ich denke (edit)Sabrehawk verwechselt hier grafikdesign und qualität. nur weil hier keine grindtexturen mit massig shaderunterstützung verwurstet werden die ja ach so toll reflektieren/das licht brechen (KEIN zeichen von qualitativer grafik), heisst das noch lange nicht dass die grafik unter niveau ist. es soll hier eine digitale umgebung gezeigt werden, und seit tron 1982 geht das nunmal am besten mit simplifikation bei oberflächen und formen. da ist kein shadermissbrauch wie bei allen anderen aktuellen titeln nötig, die dir einreden wollen dass "shadern" zu fotorealismus führt. nur weil das blingbling-effektefeuerwerk fehlt ist das nicht gleich schlechte grafik. aber da sieht man mal wie billig man das allgemeine grafische konsumverhalten steuern kann > jede menge reflexionen und fertig (hat jemand den abrahms-startrek-film gesehen? vor lauter lichtreflexen und linsenreflexionen erkennt man einen großteil der hintergründe nichtmal im ansatz > geld gespart. ein grafikdesigner sagt dazu "was für ne stümperhafte qualitätsverschleierung", der allgemeine zuschauer sagt "cool blingbling!" ).
hast du auch bei REZ gesagt "was isn das für ne schrottgrafik, die polygone sind ja gar nicht texturiert?^^
"dem auf Dauer die Puste ausgeht" geht langsam die Puste aus.
Womit ich nicht sagen möchte, dass ich Retrovirus als optisch unansprechend empfände. Shooter sollen aber vor allem eine gute Steuerung aufweisen und dabei Anspruch an den Skill stellen. Wenn einen die AI ordentlich scheucht, bleibt gar keine Zeit mehr, mit dem Finger in der Nase bohrend, maulend vor den Texturen herumzustehen und an den Shadern herumzumäkeln.