Schwaches Gameplay
Spielerisch ist Salt Lake 2002 bis auf den Anlauf beim Bobfahren ungewöhnlicherweise nicht auf wildes Tastenhämmern ausgelegt. Stattdessen stehen Gefühl und Timing im Vordergrund. Allerdings sind die Aktionsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Beim Skispringen reicht jeweils ein gezielter Knopfdruck zum Starten, Abspringen und Landen, während man im Flug lediglich die Stellung der Ski nachkorrigiert. Beim Bobfahren beschränkt sich die Einflussnahme nach dem Start sogar lediglich aufs Lenken.
Beim Freestyle auf der Trickski-Schanze orientiert sich die Steuerung wiederum an gängigen Tanz- und Musikspielnormen. Wie bei Bemani & Co müssen im richtigen Rhythmus eingeblendete Tastenkombinationen eingegeben werden, wobei sich die Wahl des Sprungmanövers auf die Schwierigkeit und Schnelligkeit der Vorgaben auswirkt. Herren-Abfahrt, Damen- und Parallel-Slalom bieten hingegen völlige Bewegungsfreiheit. Allerdings sollte man sich trotzdem eng an die Streckenführung halten, denn sonst kann ein verpasstes Tor oder eine ignorierte Slalom-Stange eine sofortige Disqualifikation nach sich ziehen. Beim Damen-Slalom sind die Schiedsrichter zwar nicht ganz so streng – zeitraubendes Zurücksetzen schmälert aber auch hier die Medaillenhoffnungen.
Aufgrund des eher primitiven und eintönigen Gameplays verliert man jedoch schnell die Lust an den wenig abwechslungsreichen Disziplinen. Zudem steuern sich die Athleten meist alles andere als realistisch. Während die Snowboarder beim Parallel-Slalom wie auf Butter fahren, verhalten sich die ungelenken Skifahrerinnen beim Damen-Slalom wie hüftlahme Reha-Patienten. Lediglich beim Abfahrtslauf hat man das Gefühl wirklich auf Skiern zu stehen.
Dürftige Präsentation
Die von echten Olympia-Teilnehmern eingespielten Animationen machen im Grunde aber eine recht gute Figur. Nur bei den Stürzen hat man wohl eher Schauspieler anstelle von Wintersportlern verpflichtet. Um Stürze jedoch zu vermeiden, sorgen bis zu vier unterschiedliche Kameraperspektiven für die nötige Übersicht. Weniger übersichtlich, aber dafür um so eindrucksvoller ist die rasante Ego-Perspektive bei Abfahrtsrennen – getönte Skibrille inklusive.
Die ansonsten äußerst lieblose Präsentation bleibt aber selbst mit rosaroter Skibrille bestehen. Olympisches Flair kommt eigentlich zu keiner Zeit auf. Das spärlich vorhandene, nervös zuckelnde Bitmap-Publikum wirkt eher lächerlich und die Soundkulisse spiegelt eher Stammtischgebrabbel als sportliche Begeisterung wieder. Auch die deutschen Kommentatoren glänzen eher mit ständig denselben Floskeln als mit kompetenten Analysen oder mitreißenden Kapriolen. Der belanglose Alternative-Soundtrack mag ja noch Geschmackssache sein – für Stimmung sorgen die angeheuerten Noname-Bands aber kaum.