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Senua’s Saga: Hellblade 2 im Test – Der immersivste Albtraum des Jahres

Auf der Xbox-Seite gibt es keine großen Meisterwerke mehr? Die Entwickler von Ninja Theory wollen mit Hellblade 2 das Gegenteil beweisen und setzen auf enorme Produktionswerte. Wir verraten im Test, ob die Rechnung aufgeht.

© Ninja Theory / Microsoft

Video-Test: Senua’s Saga: Hellblade 2

7 Jahre nach dem ersten Teil veröffentlicht Ninja Theory zusammen mit den Xbox Game Studios Senua’s Saga: Hellblade 2. Wir haben das Spiel auf Herz und Nieren getestet und sagen euch , was es taugt.

Kämpfe auf Leben und Tod

Natürlich schaut man in Hellblade 2 nicht nur zu, sondern spielt auch. Das Abenteuer ist aber keine Open-World-Extravaganza oder voller Nebenaufträge. Nein: Hellblade 2 ist von Anfang an fokussiert, eine lineare, von ihrer Erzählung und Atmosphäre lebende Erfahrung zu geben. Dementsprechend fallen auch die Spielmechaniken aus: Loot, Erfahrungspunkte, Talentbäume oder eine Übersichtskarte sucht man vergeblich. Die benötigt es auch gar nicht. Stattdessen kämpfe ich mit Senua gegen menschliche wie übermenschliche Kreaturen, treffe auf Riesen und löse Rätsel, um voranzukommen.

Die Kämpfe haben, rein die Mechaniken betreffend, die größte Änderung erfahren, obwohl die Grundprinzipien sehr vertraut sind: Es gibt leichte und schwere Schläge, per Tastendruck weicht man aus oder blockt einen ankommenden Angriff.

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Die Feinde sehen in Hellblade 2 brutal aus, während die Kämpfe wuchtiger und spaßiger sind. © 4P/Screenshot

Dennoch fühlen sich die Kämpfe deutlich anders an, unter anderem, weil es nur noch 1vs1-Gefechte gibt – Auseinandersetzungen mit mehreren Feinden existieren nicht. Das sorgt einerseits für weniger Hektik und andererseits für eine ganz andere intensive Erfahrung. Nicht jede Prügelei ist dabei einzigartig, dennoch sind sie jederzeit ein für Senua spürbares Hindernis.

Das Kampfsystem ist zudem deutlich wuchtiger, man fühlt viel mehr die unbändige Kraft, die in der von Leid geplagten Kriegerin schlummert. Hinter jedem Schlag steckt mehr als nur das reine Gewicht, jeder Treffer fühlt sich unfassbar schmerzhaft an. Zwischen Schwert- und Axtkämpfern gibt es zudem Feinde, die besonders fies sind, in dem sie Feuer speien. Werde ich davon getroffen, schreit Senua auf, schreckt zurück, fühlt sich kurz unfassbar verletzlich an. In solchen Momenten nützlich? Der aufladbare Fokus, mit der kurz die Zeit verlangsamt wird und ich mehrere Schläge hintereinander ausführen kann. Eine kleine Hilfe, falls man von einem Feind übermannt wird.

Ist ein Gegner erledigt, greift wieder die filmische Inszenierung, denn der nächste Kontrahent taucht nicht einfach so auf. Stattdessen wird fast immer eine kleine Sequenz abgespielt: Mal werde ich angerempelt und zu Boden gestoßen, manchmal muss ich mit ansehen wie gerade ein anderer Kämpfer vor meinen Augen abgestochen wird. Dadurch fühlen sich die Kämpfe viel organischer eingebunden an, auch wenn man die Inszenierung nach ein-zweimal schnell durchschaut. Da Ninja Theory jedoch die Gefechtssituationen nicht übermäßig einstreut, fühlt es sich nie wirklich langweilig an.

Rätseln, wie man es kennt

Muss ich mal nicht laufen oder kämpfen, dann gilt es in Hellblade 2 zu rätseln. Hin und wieder wird ein Weg versperrt und ich muss ein Runenmuster in der Umgebung suchen. All das ist bereits aus dem Vorgänger bekannt, wird hier nur um ein paar Nuancen ergänzt. Die meisten Hindernisse sind selbst nur eine Angelegenheit von wenigen Minuten und sind keineswegs Kopfnüsse, die sich ewig in die Länge ziehen. 

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Altbekanntes Knobeln: Die Rätsel sind nicht besonders schwer und auch nicht wirklich neu. © 4P/Screenshot

Meistens ist die Lösung sogar sehr offensichtlich: Ich laufe zu einem bestimmten Punkt in der Spielwelt, achte auf die schwebenden Symbole und schaue etwas genauer hin – zack ist das erste von insgesamt drei Mustern erkannt.

Abwechslungsreich ist das Rätseldesign nicht, fällt aber auch nicht allzu sehr negativ ins Gewicht. Schließlich wurde auch hier daran gefeilt, dass weniger manchmal mehr ist. Oder zumindest nicht allzu lange einen aufhält und damit das ansonsten hervorragende Erzähltempo ausbremst. Das gilt ebenso für die versteckten Runensteine, die einem die isländische Mythologie näher bringen. Sie sind oft verhältnismäßig sinnvoll eingebunden und wirken nie so, als wären sie völlig deplatziert.

Noch mehr Details zur Geschichte und Mythologie liefern kleine Bäume, die erst einmal gefunden werden müssen. Hierfür gilt es besonders auf die Umgebung zu achten, denn nur aus bestimmten Blickwinkeln erkenne ich in den Felsen Gesichter, die dann den Weg offenlegen. Ebenfalls keine große Rätselkunst, aber ebenso wenig den Spielfluss störend.

Praktisch: Verpasst man einen der zwei verschiedenen Collectibles, dann erfährt man es im Nachhinein über die Kapitelübersicht und kann direkt in den jeweiligen Abschnitt springen. Nützlich, falls man noch die letzten Achievements holen möchte. Denn nach dem Durchspielen bietet Hellblade 2 kaum noch Ansporn, direkt noch einmal in einzutauchen. Obwohl einem eine verlockende Möglichkeit geboten wird, aber die möchte ich an dieser Stelle nicht spoilern.