Die Ballermechanik zeigt sich ebenfalls schnörkellos: Anlegen, schießen, flatsch, fertig. Deckung wird ohnehin überbewertet – wahre Männer (wie Lo Wang) brauchen keine schützenden Mauern. Und so kommt man schnell in einen sehr angenehmen Spielrhythmus, der allerdings ab der Hälfte kaum noch Überraschungen abseits der sporadischen Bosskämpfe bietet, dafür aber dank entsprechender Zusammenstellungen von Gegnergruppen den Schwierigkeitsgrad anzieht. Man begegnet kaum noch neuen Feindtypen, es gibt nur wenige Abweichungen vom Standardprinzip wie z.B. eine Geschützturm-Sequenz, in der man sich ohne Rücksicht auf Munition losfeuern kann – selbst auf Schalterrätsel wird verzichtet. Auch die platte, bis auf wenige Ausnahmen vorhersehbare Geschichte, vermag es nicht, zusätzliche Akzente zu setzen. Und doch konnte ich mich auch auf PS4 oder Xbox One nur ähnlich schwer von Mr. Wang losreißen wie vor einem Jahr am PC. Denn Flying Hog hat die Spaß-Essenz der alten Shootergarde erfasst. Man wird gefordert, man wird unterhalten – ohne tieferen Sinn, ohne Botschaft. Shadow Warrior ist das Software-Gegenstück zum Revival der Filmaction alter Schule, die interaktive Version von The Expendables oder Bullet to the Head von Walter Hill. Und es gibt haufenweise Kaninchen, die man jagen kann. Doch Vorsicht: Darunter befinden sich auch Puschelschwänze, die bei einem Angriff gefährlicher und unerbittlicher sind als das Killerkaninchen in Monty Pythons „Ritter der Kokusnuss“ – herrlich!
Retro-Technik?
Zwar findet man in einem Abschnitt hinter einer explodierenden Wand eine pixelierte Treppe, die nach unten führt und schließlich im mehr oder minder akkurat nachgebauten U-Bahn-Abschnitt des Originals mündet. Doch abseits dieser Hommage ist die hauseigene Kulisse der Road Hog Engine auf dem aktuellen Stand. Schneebedeckte Gebirge, düstere Katakomben, japanische Gärten, Bambuswälder, Kleinstädte, regnerische Containerhäfen, rostige Tanker, höllische Dämonen-Dimensionen: Die abwechslungsreichen Gebiete werden aufwändig modelliert, man fühlt sich in ihnen wohl, so dass man sich auch nicht zu schade ist, jedem versteckten Geheimnis auf die Spur kommen. Man bekommt schicke Lichteffekte zu sehen, aufwändige Texturen und schön anzuschauende brachiale Explosionen, jedoch auch mitunter eintönige Animationen bei den Dämonen.
Im Vergleich zur PC-Version, die sich in der Ursprungsvariante als sehr hardwarehungrig und nur wenig optimiert zeigte, hinterlassen die Konsolen einen sauberen Eindruck. Das Geschehen läuft jederzeit flüssig und schnell über den Schirm, zeigt in seltenen Momenten allerdings Tearing und ist generell nicht vor Treppchenbildung gefeit. Zusätzlich wird auf Konsolen häufiger nachgeladen, was allerdings nicht weiter ins Gewicht fällt. Sehr angenehm: In den Grafikoptionen findet man zahlreiche Einstellungen, die normalerweise nur PC-Ballereien auszeichnen, darunter z.B. die Einstellung des vertikalen Sichtfelds. Und auf der PS4 darf man das Touchpad für die Auswahl der Specials nutzen, die man auf der One nur per Doppelbewegung des Sticks plus Schultertaste aktivieren kann – eine nette Ergänzung, die in der Hektik der Gefechte auf dem Sony-System natürlicher von der Hand geht. Ansonsten geben sich die Steuerungsmechaniken keine Blöße. Akkurat sowie prompt reagierend, hat man keine Schwierigkeiten, sich schnell in der Welt von Lo Wang zurechtzufinden.
Schritt in die Moderne
Bei all der Oldschool-Action, die von Flying Hog gut in die Gegenwart gebracht wurde, gibt es auch ein paar Ansätze, die man modernen Shootern entnommen hat. So z.B. das dreigeteilte Aufstiegssystem. Sowohl Waffen als auch Kräfte oder Fähigkeiten von Lo Wang können aufgerüstet werden. Um Schusswaffen mit größeren Magazinen, stärkerer Munition oder Sekundärfunktionen wie z.B. dem gleichzeitigen Abfeuern aller Schrotgewehrkammern auszustatten, ist das Geld notwendig, das man allerorten findet. Natürlich kann man das Kapital auch dazu verwenden, kurzerhand Munition über den Auf-/Ausrüstungsbildschirm zu kaufen, falls man wider Erwarten auf dem Trockenen sitzt. Mit Karmapunkten, die man wiederum mit gelungenen Kombos und erledigten Gegnern im Allgemeinen akkumuliert, kann man Lo Wang in sechs grundlegenden Kategorien wie Glück, Bewegung oder Meistern des Katanas aufwerten, die wiederum einige passive bzw. aktive Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Vor allem die Katana-Verbesserungen sollte man sich schnellstmöglich besorgen, da man hier zusätzliche Angriffsoptionen freischaltet, die nicht nur durchschlagskräftig sind, sondern auch bei erfolgreicher Durchführung für einen leichten Zuwachs der Gesundheitspunkte sorgen.
Mit den (meist nicht sonderlich gut) versteckten Chi-Kristallen schließlich kann man übernatürliche Eigenschaften und Aktionen erlangen, die sich in Tätowierungen auf Wangs Körper manifestieren. Dazu gehört z.B. die Fähigkeit, sich selbst bis zu einem gewissen Grad zu heilen. Aber auch das temporär ultimative Blocken aller Nahkampfangriffe oder Angriffsoptionen wie eine Welle, die alle Feinde vor einem vom Boden hebt und zu leichten Opfern werden lässt, fallen in die Chi-Kategorie. Vor allem in der Anfangsphase sorgt die üppige Auswahl der Aufrüstungen für ein leicht taktisches Element: Verbessert man den Revolver oder die Schnellfeuerpistole? Baut man auf Heilung oder Zerstörung? Optimiert man seine Verteidigung oder gönnt sich neue Angriffsoptionen? Dass vor allem unter der Selbstheilung die Spielbalance etwas leidet, was sich auch in den Bossen zeigt, die im schlimmsten Fall mit viel Geduld und kluger Nutzung dieser Fähigkeit mürbe gemacht werden können, ist zwar schade, doch der Spaß wird dadurch nicht gefährdet. Allerdings hätte ich mir zusätzlich zur Kampagne noch einen Mehrspielermodus gewünscht – eine Horde-Variante hätte sich angesichts des dämonischen Hintergrunds angeboten. Immerhin darf man auf Konsolen offline mit dem neuen Arena-Modus solo versuchen, sich Gegnerwellen vom Hals zu halten. Weitere neue Elemente auf Konsolen sind erweiterte Kampagnen-Inhalte wie ein neuer Boss sowie einige Waffen, die es in der PC-Version nicht gab, darunter den Vorschlaghammer aus Serious Sam 3 sowie ein paar neue Katanas.
Es gibt da eine Einstellung die auf dem PC mehr als 30% der Fps kostet. Kann dir die genaue Bezeichnung nicht mehr sagen (schon eine Weile her). Jedenfalls betrifft sie das spiegeln von Wasseroberflächen. Die kostet so richtig übelst Leistung. Mit einer R9 290 (Vsync eingeschaltet) zwischen 45 und 60 Fps (Im SLI lief es mit konstanten 60 Fps). Schalte ich die Option allerdings aus, sind es auch mit einer R9 290 konstant 60 Fps. Mit davor einer GTX 770 mindestens 55 Fps.
The Power of the Devolver!Das stimmt. Das Bild zeigt aber Flying Wildhogs eigenes Hard Reset. Keine Beschwerde, finde ich nur witzig.