Es hat lange gedauert, aber der Aufwand hat sich gelohnt: So hübsch wie in Silence sind bislang tatschlich noch nie Pinselstriche zum Leben erweckt worden. Bereits das Fantasy-Adventure The Book of Unwritten Tales 2 nutzte diese Technik, Marco Hüllens Naturkulissen aus Silence wirken aber noch ein wenig uriger. Statt wie bei Telltale & Co. gewöhnliche Polygone mit gezeichneten Texturen zu versehen, gehen die beiden deutschen Adventures den umgekehrten Weg. Zuerst werden großflächige Kulissen-Elemente gezeichnet und erst dann über ein Gitter gelegt, welches dreidimensional zurechtgezupft wird. Das Prinzip erinnert an ein räumliches Diorama, das man aus Pappe gebastelt hat: So lange man vor der Kulisse bleibt, kann man Schwenks und Kamerafahrten starten, nur seitlich oder von hinten fällt der Trick auf. Dank der großflächigen Gemälde bleiben auch lange Pinselstriche sichtbar. Im Gegenzug ist es offenbar gar nicht so einfach, das Gesamtergebnis mit Effekten und hübscher Beleuchtung technisch sauber hinzubekommen.
In der Einleitung wird damit noch die reale Welt dargestellt, in der Hauptfigur Noah mit seiner kleinen Schwester Renie Zuflucht in einem Bunker sucht. Nachdem die Erde bei einem weiteren Bombenangriff bebte, ist sein Schützling plötzlich verschwunden und Noah findet sich erneut in der verwunschenen Fantasiewelt Silence wieder. Diesmal hat eine „falsche Königin“ die Macht an sich gerissen, deren finstere Kreaturen, so genannte Sucher, die Welt durchstreifen. Was genau sie dort finden wollen, sei hier noch nicht verraten. Doch Noah (bzw. seine zynische Persönlichkeitshälfte Sadwick) versucht natürlich, zwischen knorrigen Wäldern und zerklüfteten Felsen seine kleine Schwester zu retten. Dabei trifft er auf ein Grüppchen Widerstandskämpfer, welche die falsche Königin wieder aus dem Thronsaal vertreiben wollen. Da es sich um ein Adventure handelt, müssen sie zusammen mit ihren neuen Verbündeten allerlei mystische Rätselprüfungen bestehen und den Klauen der finsteren Sucher entkommen.
Wenn der Kuchen schwafelt…
Auf dem Weg zur finsteren Herrscherin wechselt der Spieler immer wieder zwischen dem Protagonisten-Trio. Renie hat als unterschätztes kleines Mädchen den Vorteil, dass sie sich oft einfach davonschleichen kann, wenn die Erwachsenen mal wieder über ihren Kopf hinweg Entscheidungen fällen. Dabei erzielt sie mit ihrer kindlichen Unbekümmertheit oft schneller Ergebnisse und kann sich sogar unbemerkt an Suchern vorbei mogeln. Im verwunschenen Wald etwa probiert sie erst einmal sämtliche giftig aussehende Beeren und Pilze, die sie in die Finger bekommt. Kurzfristig führt das zwar zu unerwünschten Nebeneffekten wie psychedelischen Farbeffekten. Als sie alle Zutaten zusammen hat, braut sie aber erfolgreich ein ekelhaftes Süppchen, welches eine fleischfressende Pflanze zum Würgen bringt, so dass sie einen wichtigen Botenvogel ausspuckt.
Leider gibt es diesmal nicht mal ein Inventar. Stattdessen erstrecken sich die Rätsel meist auf wenige begehbare Bildschirme, auf denen man nacheinander Fundstücke ans Ziel trägt und Objekte durch kleine Geschicklichkeitstests bewegt. Mal drückt man den Stick kurz nach rechts oder links, um auf einem wackeligen, selbst gebastelten Steg zu balancieren, anderswo wird mit einem Ruck ein Seil für eine Falle festgezurrt – nicht wirklich spannend, aber eine nette Auflockerung. Noah knobelt sich auf ähnliche Weise durchs Spiel, Multifunktionsraupe Spot besitzt dagegen wieder allerlei nützliche Spezialfähigkeiten. Macht er sich platt, schlüpft er z.B. durch schmale Gitterstäbe. Nachdem er von einem riesigen Drachen angezündet wird, kann er als Feuerspot störende Barrieren aus dem Weg brutzeln. Auch die aufgeblasene Kugelform und andere clevere Tricks wurden wieder schön miteinander kombiniert und richtig putzig animiert.
Hatte das Game jetzt für PS4 (8 Euro ) gekauft und es schon fast bereut das ich nicht mehr bezahlt hab. Daedalic hat wirklich viel Arbeit da rein gesteckt. Besonders der Look gefällt mir. Ist zwar nicht so wie Teil 1, aber dafür sind alles 3D Texturen und selbst in HD oder 4K (upscaled) Ausgabe noch ansehnlich.
Zudem war ich von der Story überrascht. Es mag zwar ein sehr kurzes Adventure sein und die Steuerung auf der PS4 wirklich blöd weil man keine Maus hat und auch nur aufwendig (R3 Knopf halten) zwischen den Hotspots umher schalten kann. Wodurch das Absuchen des Bildschirms nach Interaktionen ohnehin nicht da ist.
Aber das ganze Spiel hat die von Daedalic typische hohe Story und Animationsqualität. Schade das die nicht so Spiele wie Life is Strange gemacht haben.. oder This War of Mine.
Weiteres OT: Ich finde schade das The Devils Men anscheinend eingestellt wurde (seit 2015 gibt es dazu keine News mehr), das Daedalic ihre Webseite so zurück geschraubt haben und wohl nur noch über Social Media Plattformen, Informationen zu den Spielen machen. Mal schauen ob ich dieses Jahr noch State of Mind oder "Die Säulen der Erde" kaufe.
Hoffentlich nehmen sie sich aber ein Beispiel an den Entwicklungen (Life is Strange oder die John Yesterda-Reihe von Pendulo Studios) und schaffen es weiterhin solide Spiele.
@casanoffi
Ich finde nicht unbedingt muss da immer großartiges Rätseldesign mit dabei sein. Das würde die Casuals vielleicht abschrecken , aber zumindest ein Optionaler Pro-Puzzler Modus.
Edit, bin jetzt durch.
So hatte ich Spaß und Unterhaltung, aber...
Ich finde es auch. Dennoch muss ich sagen, die Dialoge, wie ich in einem Letsplay erfahren habe, können gerade beim Thema "Hindernisse umgehen" doch deutlich kreativer sein.
Hmmmhh, ist mir ehrlich gesagt zu Nahe an Telltale. Selbst wenn es ein wenig mehr Interaktion hat ist mir das dann doch zu wenig. Obwohl es um Längen besser aussieht als jedes Telltale-Spiel.
hmm dann scheint es wohl nicht für deutschland zu gelten. ich finde es weder im xbox store noch im windows 10 store
edit:
grad im offiziellen forum gelesen, es gibt ne verzögerung, aber keinen grund. es soll nur zeitnah kommen...