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Silent Hill 2 Remake im Test: Das Original ist tot und das ist gut so

Bloober Team hatte eine unmöglich scheinende Aufgabe: Ein Remake von Silent Hill 2 produzieren. Unser Test klärt, ob das geglückt ist.

Ein Bild aus Silent Hill 2 mit einer Krankenschwester und rot-blauem Banner.
© Bloober Team SA / KONAMI / Adobe Photoshop [M]

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Mit Stift und Papier gegen den Horror

In den Kämpfen brauche ich mir nichts vorzumachen, ich bin komplett im Nachteil, aber ich habe den stärkeren Willen als die Monster, die mich jagen. Vielleicht, weil ich selbst eines bin. Der teuflische Architekt treibt mich durch seine SAW-artigen Escape Rooms und fordert immer wieder meine Intelligenz heraus. Und ja, das Remake hat diese Art von charmanten, unverschämten und frechen Rätseln, für die ich mir tatsächlich Notizen machen muss – ECHTE Notizen, PAPIER-Notizen.

Die Kämpfe sind eine Beleidigung für das Original, die Rätsel ein Kompliment. Denn ein Teil des Originals ist geblieben: Die Gebäude in Silent Hill zu meistern, ist wie mit einem verfluchten Rubik’s Cube zu spielen. Drehen, drehen, neu betrachten, umdenken und erneut versuchen. Karte herausholen, wegräumen, wieder rausholen, unruhig werden, den Wahnsinn in euch beruhigen und daran denken, dass ihr hier irgendwann herauskommt.

Ein Screenshot aus Silent Hill 2.
Gerade die Anderswelten hinterlassen einen bitteren Beigeschmack. In dem ganzen Kuddelmuddel geht James‘ persönliche Handschrift unter. Credit: Bloober Team SA / KONAMI

Und jedes Mal, wenn ihr nicht weiterkommt, liegt es an euch, weil ihr auf eine entscheidende Lösung noch nicht gekommen seid. So sehr ich auch die Schauplätze kritisiere, sie wirken immer noch stärker als jedes Forschungslabor oder Polizeirevier.

Das Remake wirkt oft künstlich gestreckt, mancher Schritt fühlt sich wie ein unnötiger Spagat an, aber die Neugierde ist zu stark, um aufzuhören. Genauso wie der Wille, ans Ende zu kommen. Wer die Geduldsprobe meistert, wird mit seltenen Szenen belohnt, in denen das Remake eine Situation neu interpretiert und sogar besser als im Original umsetzt: Ich spreche vom Endkampf im Gefängnis, der gerade durch seine Menschlichkeit und seine Abgründe einen neuen Eindruck hinterlässt. Das Remake sagt: Ja, ich habe den Geist des Originals geopfert, aber ich zolle ihm trotzdem Respekt, wenn ich kann. 

Als Fan lache und weine ich

Nein, ich habe nicht das Remake meiner Träume erhalten, denn ehrlich gesagt hätte auch ein Remaster gereicht, um die heutige Generation an dieses Meisterwerk heranzuführen. Aber, egal ob Remake oder Remaster, ohne Modernisierungen wäre es zwar in der Gegenwart angekommen, aber trotzdem kläglich gescheitert.

Bloober hat richtig entschieden, das Schwert nicht nur neu zu schleifen, sondern auch neu zu schmieden. Alte Schwächen und Stärken wurden gegen neue getauscht. Beide Spiele haben nicht viel gemeinsam und was Silent Hill damals so besonders gemacht hat, ist im Remake nicht enthalten.

Dieses Gefühl, eine Stadt zu betreten und das Gefühl zu bekommen, dass das alles nur Schein ist, eine schneidende Metapher, eine intensive Therapie, ein brutal ehrliches Gespräch zwischen zwei Phantomen. Das Remake ist zu laut dafür, um diese Stimmen zu hören. Es ist eine Achterbahnfahrt, aber eine verdammt gute.