Wider die Furcht
Angst ist eine persönliche, intime Angelegenheit. Obwohl vermeintlich gegensätzlich, ist sie damit dem Humor artverwandt. Denn was den einen zum Lachen oder Schaudern bringt, das lässt den anderen völlig kalt. Zweifelsohne wohnt aber beiden Phänomenen ein gewisser Unterhaltungswert inne, zumindest, solange wir es nicht mit krankhaften Ausmaßen von Angst zu tun haben. Dann spricht man von Phobien, und deren Spektrum könnte größer kaum sein.
Der Begriff „Aichmophobie“ etwa bezeichnet die Furcht vor spitzen Dingen, „Arachibutyrophobie“ beschreibt hingegen die Angst, dass Erdnussbutter beim Verzehr am Gaumen kleben bleibt. Wer gar unter „Hexakosioihexekontahexaphobie“ leidet, der fürchtet die Zahl 666. So etwas mag zunächst befremdlich oder gar lustig klingen, für Betroffene ist es das aber keineswegs. Solche exotischen Angstauslöser lassen sich zum Glück leicht vermeiden, man streicht einfach Erdnussbutter vom Speiseplan oder meidet das Wacken Open Air. Auch „Thalassophobie“, die Angst vor großen oder tiefen Gewässern, sollte im Alltag kaum eine Rolle spielen, es sei denn, man lebt auf Sylt oder spielt Silt. Wer Letzteres beruflich tut, sollte keine „Arithmophobie“ haben, sonst wird es mit der Zahlenwertung am Ende des Tests problematisch…
Die vielen Schrecken der Tiefsee
Von der ersten Szene an spielt Silt meisterlich auf der Klaviatur möglicher Ängste. Ein namenloser Taucher schwebt regungslos irgendwo in der Tiefe des Meeres, fixiert von einer Fußfessel und Kette, umschlossen von Finsternis. Ein schwacher Lichtschein in der Bildmitte offenbart in der Nähe einen Fisch mit spitzen Zähnen. Rasch lernen wir das spielerische Grundkonzept des 2D-Puzzle-Abenteuers kennen: Auf Knopfdruck sendet unser Taucher einen Energiestrahl aus, den wir per Analogstick zu anderen Lebewesen in der Nähe lenken – fortan können wir sie dann kontrollieren und uns ihre spezifischen Fähigkeiten zu Nutze zu machen. So auch bei diesem Fischlein: Mühelos zerbeißt es die Kette, wir wechseln zurück zum Taucher und schwimmen instinktiv nach oben, ehe es auch uns zerbeißt.
So schnell das Spielprinzip verinnerlicht ist, so rasch erklärt sich auch die organisch anmutende Umgebungsgrafik, die wie das gesamte Spiel handgezeichnet ist und auf Farben komplett verzichtet. Wir waren gefangen im Leib eines riesigen Fisches und schwimmen nun unter Schaudern aus dessen mit spitzen Zähnen bewehrtem Maul. Als Nächstes begegnen wir einer Kreatur, die an einen Hammerhai erinnert. Erneut übernehmen wir die Kontrolle und probieren aus, welche Fähigkeit uns das verleiht. Aha, er kann bestimmte Wände zerstören, was sogleich einen neuen Pfad öffnet. Ein leuchtendes Etwas lockt uns an. Wir schwimmen hin, obwohl wir es besser wissen sollten, erwartet uns am anderen Ende doch gewiss das nächste Maul. Einen anderen Weg lässt Silt aber nicht zu, außerdem schlängelt sich von hinten bereits ein ekliger Wurm mit angriffslustigem Maul heran. Also was soll’s. Los!
Limbo ist eines meiner Liebslingsspiele. Nur mit knapp 3 Stunden Spielzeit und einem wohl weniger anspruchsvollem Rätseldesign erscheint mir das Spiel doch weniger interessant. Na mal sehen, für einen Sale-Kauf wird es doch vielleicht reichen. Genauso wie Trek to Yomi- diese Schwaz-Weiß-Optik spricht mich einfach an.